1445 - Holt mich aus der Hölle!
dass die Sendung schnell vorbeiging…
***
Cathy Fox ging ins Studio.
Es war der gleiche Weg wie immer, den sie im Schlaf kannte. Sie konnte nicht zählen, wie oft sie diese Strecke schon gegangen war.
In ihrem Innern saß eine tiefe Furcht. Sie hatte das Gefühl, mit zittrigen Knien durch einen Schlauch zu gehen, dass Wände immer mehr auf sie zuwuchsen und den Gang noch enger machten. Die Ereignisse der letzten Minuten wollten ihr nicht aus dem Sinn. Das hing nicht allein mit den Erinnerungen zusammen, es war vor allen Dingen dieser Anruf, der sie störte.
Wieso hatte Eddy sie genau in dem Augenblick angerufen, als sie das Schreien vernommen hatte? War das Zufall?
Sie wusste die Antwort nicht. Ihr war nur klar, dass sie Probleme haben würde, die Sendung durchzuziehen. Einen Ersatz für sie gab es nicht. Cathy hätte ihn vorher besorgen müssen, so aber stand sie allein auf weiter Flur und würde ihr Meisterstück machen müssen.
Sie musste sich vor der Kamera zusammenreißen wie nie zuvor in ihrem Leben. Zur Moderation gehörte nicht nur das fehlerlose Sprechen, nein, sie musste auch lächeln und Unbefangenheit zeigen. Ob sie das schaffte, war fraglich.
Die Türen rechts und links. Alles normal. Die Geräusche, auch die kannte sie. Das Klingeln der Telefone, die unterschiedlichen Melodien der Handys, alles war ihr so vertraut. Aber jetzt fühlte sie sich, als würde sie zu einer Hinrichtung schreiten.
Ihr Herz klopfte schneller. Der Schweiß war ihr wieder ausgebrochen.
Er würde unter den gnadenlosen Augen der Kamera zu sehen sein, und die Menschen würden sich fragen, was mit ihr los war.
Sie hatte sogar das Gefühl, dass ihr Herzklopfen über das Mikrofon übertragen werden würde.
Die feuersichere Tür tauchte vor ihren Augen auf. Hier wurden die letzten Zigaretten in einem Standascher ausgedrückt. Hier holten viele TV-Gäste noch mal tief Luft. Ihr erging es ebenso. Sie kam sich wie ein Kameraneuling vor. Schwindel hielt sie umfangen. Cathy wusste, dass sie beobachtet wurde, und musste sich nun wahnsinnig zusammenreißen.
Lächeln, auch jetzt…
Sie zog die rechte Hälfte der schweren Tür auf. Dahinter lag die andere Szenerie. Die Welt voller Glamour, die gar nicht so aussah, denn sie versteckte sich hinter hohen und halbrunden Wänden. Es war das Arbeitsgebiet der Techniker und Helfer, die allesamt mit der Sendung beschäftigt waren.
Sie wurde angesprochen, angelächelt und reagierte so wie immer.
Ein kurzes »Hallo«, mal ein Lächeln, dann ein Nicken, und einen Moment später glitt Pete an ihre Seite.
»Ist alles okay?«
Dicht vor den beiden gegeneinander versetzten Holzwänden, durch deren Lücke sie schreiten musste, um in den Bereich der Kameras zu gelangen, blieb sie stehen.
Die Antwort fiel ihr nicht leicht. »Klar, es ist alles in Ordnung. Warum?«
»Nur so.«
»Wie viel Zeit habe ich noch?«
»Es reicht.«
»Bitte, Pete, wie viel?«
»Eine knappe Viertelstunde.«
»Klar, das reicht, ich sehe es auch so.«
»Wofür soll es reichen?«
»Schick Tina noch mal her.« Pete schaute sie an. Seine Mundwinkel zuckten leicht, und er zog auch die Nase kraus. »Ja, das mache ich. Du schwitzt. Das kommt selten vor. Geht es dir nicht gut?«
»Keine Sorge, mir geht es gut. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen.«
»Okay, ich sage Tina Bescheid.« Cathy Fox war froh, Pete loszuwerden. Sie konnte jetzt keine Ablenkung gebrauchen. Sie musste mit sich selbst zu Rate gehen. Sie musste ruhig bleiben, alles Fremde aus ihrem Kopf verbannen und nur an den Job denken.
Nach dem zweiten Schritt hatte sie die ihr vertraute Umgebung betreten. Es war die Welt des schönen Scheins. Die Welt der Kameras, des grellen Lichts der Scheinwerfer.
Pete tauchte wieder auf. Da der Regisseur erkrankt war, trug er die Verantwortung für den Ablauf der Sendung. Er sprach mit einem Kameramann und hielt dabei das Klemmbrett in der Hand, auf dem der Ablauf der Sendung stand.
Die Moderatorin ging zu ihrem Platz. Sie kannte ihr Pult sehr genau. Tag für Tag musste sie es besetzen. Sie hatte damit auch niemals Probleme gehabt. Locker ging sie darauf zu, jedenfalls hätte es so sein müssen. Heute jedoch kamen ihr die Beine schwer wie Blei vor. Heute wollte sie die Sendung im Sitzen moderieren, was nicht jeden Tag so ablief. Mal stand sie, mal konnte sie in dem roten Ledersessel Platz nehmen, der vor einer beigen Wand mit dem Logo der Sendung stand.
Auf einem kleinen Beistelltisch stand ein Glas mit frischem
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