1445 - Holt mich aus der Hölle!
es auch noch, die Mütze war ebenfalls in, weil der Name irgendeines Teenie-Sängers darauf gestickt war, und so erlebte Cathy eine überglückliche Kim.
»Und jetzt gehen wir etwas essen.«
»Super. Wo?«
»Such es dir aus.«
Wie viele Kinder in ihrem Alter schlug auch Kim ein Fast-Food-Restaurant vor, was Cathy Fox allerdings nicht so recht in den Kram passte. Wenn schon nicht zu Hause essen, dann eine normale Mahlzeit. Kim ließ nicht locker, und so gab die Moderatorin schließlich nach. Sie betraten einen Laden, in dem es nur Geflügel gab. Wie die Tiere gehalten wurden, daran wollte Cathy erst gar nicht denken, aber sie wollte ihrer Tochter auch nicht den Appetit verderben.
Sie selbst aß nur Salat, aber Kim holte sich eine große Portion der cross gebratenen Chicken Wings. Dazu trank sie einen Shake aus Milch und war einfach glücklich, zusammen mit ihrer Mutter an einem Tisch sitzen zu können, der direkt am Fenster stand. Von ihm aus hatten sie einen guten Blick nach draußen auf die Straße, über die kein Verkehr rollte, aber genügend Menschen schlenderten.
Einen Blick zum Himmel konnten sie auch werfen. Dass er sich dramatisch verändert hatte, fiel Cathy erst jetzt auf. Da gab es kein Blau mehr zu sehen, stattdessen hatten sich dichte, dunkelgraue Wolkenbänke gebildet, die aussahen wie eine Drohgebärde und die Menschen ahnen ließen, was noch auf sie zukommen konnte.
Auch der Wind hatte zugenommen. Wenn die Tür geöffnet wurde, hörte Cathy das Fauchen. Über den Gehweg trieb Papier und aller möglicher Abfall. Abgerissene Zweige wehten vorbei, und hin und wieder sahen sie eine Kappe oder einen Hut durch die Luft wirbeln.
Schirme gingen zu Bruch, und dann war wieder Ruhe, wenn sich die Böen ausgetobt hatten.
Da Kim alles aufgegessen hatte, entschloss sich Cathy, das Lokal zu verlassen.
»Ich denke, dass wir uns auf den Weg machen sollten, bevor das Unwetter noch schlimmer wird.«
»Aber ich…«
»Wenn du noch Hunger hast, dann mache ich dir eine Portion Nudeln mit deiner Lieblingssoße.«
»Ja, dann…«
»Komm.«
Mutter und Tochter standen auf. Cathy Fox band die neue Mütze unter dem Kinn zusammen. So sollte Kim gegen die heftigen Böen gerüstet sein. Ihr Auto stand auf einem Parkplatz, der zu einer kleinen Schule gehörte. An den Wochenenden wurde er als Parkplatz freigegeben, und wer dort parkte, der konnte am Hintereingang der Schule eine kleine Spende in einen Briefkasten werfen.
Das hatte Cathy Fox getan und wollte nun so schnell wie möglich ihr Auto erreichen, einen BMW Z3.
Es war wirklich nicht weit, aber mit diesen verdammten Sturmböen hatte sie nicht rechnen können. Zumindest nicht, dass sie so urplötzlich von verschiedenen Seiten kamen. Der Wind wehte nicht nur von vorn oder von hinten, er jagte auch von der Seite heran und riss sie fast von den Beinen.
Cathy duckte sich. Sie hielt ihre Tochter umschlungen, damit sie nicht von ihrer Seite gerissen werden konnte. Es hatte auch keinen Sinn, sich unterhalten zu wollen, das Heulen der Böen war manchmal so stark, dass sie absolut nichts verstanden.
Den Parkplatz erreichten sie trotzdem, und hier veränderten sich die Geräusche des Orkans. Sie jagten gegen die unterschiedlich hohen Baumriesen, deren Geäst keine Blätter mehr aufwiesen, weil der Sturm auch die letzten abgerissen hatte. Unheimlich klingende Laute umgaben sie. Manchmal hatten sie das Gefühl, das Klappern von Knochen zu hören, wenn der Wind die Äste gegeneinander prallen ließ. Zwischendurch war ein Rauschen und manchmal auch ein Heulen und Pfeifen zu hören, die das Trommelfell der beiden attackierten.
»Komm, nur noch ein paar Schritte.«
»Ja, Mum, ja…«
Sie kämpften sich bis zu einer Mauer vor. Dort stand der BMW mit der Schnauze zur Mauer.
Die Moderatorin griff bereits nach dem Schlüssel und lockerte dabei den Griff um ihre Tochter. Das laute Knacken und Brechen ging im Geheul des Sturms fast unter, und als es Cathy Fox auffiel, da war es bereits zu spät. Sie merkte noch, dass sich Kim nicht mehr direkt an ihrer Seite befand, sie wollte sich umdrehen, schaute dabei kurz in die Höhe, und ihr Gesicht verzerrte sich innerhalb einer Sekunde vor Entsetzen.
Sie sah den Baum fallen.
Weg konnte sie nicht mehr.
Cathy brüllte nur noch den Namen ihrer Tochter, mehr konnte sie nicht tun. Kim war zu weit weg, um sie aus der Gefahrenzone zu stoßen, und das genau war Cathys letzter Gedanke, bevor es sie erwischte.
Sie war nicht mehr Herrin ihres
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