1445 - Holt mich aus der Hölle!
einen weiteren Hinweis auf dieses Phänomen gegeben hätte.
Wer war dieses Mädchen? Zu wem gehörte das Gesicht?
Sie hatten sich wirklich den Kopf darüber zerbrochen, aber eine Erklärung hatte keiner von ihnen gefunden. Jede Diskussion zwischen ihnen war ins Leere gelaufen, es gab einfach keine weiteren Anhaltspunkte, und so hatten sie sich letztendlich entschlossen, das Yard Building zu verlassen.
Sollte etwas passieren, würde auch Glenda informiert werden, das war abgesprochen.
In der Wohnung kam Glenda die Luft abgestanden vor. Obwohl es draußen nicht eben warm war und der letzte Schneeschauer nicht lange zurücklag, öffnete sie ein Fenster weit, um frische Luft in die Wohnung zu lassen, damit sie mal richtig durchgepustet wurde.
Es war alles okay in ihrer Wohnung. Sie zog den Mantel aus, den sie an die Garderobe hängte. Wenn Glenda nach Hause kam, war es still. Es gab niemanden, der auf sie gewartet hätte, und diese Stille mochte sie an manchen Abenden nicht.
Heute war es so. Auch wenn sie nicht auf den Bildschirm schaute, die Glotze schaltete sie trotzdem ein. Sie diente praktisch nur als Geräuschkulisse.
Glenda ging ins Bad, erfrischte sich etwas und dachte darüber nach, wie sie die nächsten Stunden verbringen sollte. Sie hatte sich vorgenommen, die Wäsche zu bügeln, die sich angesammelt hatte.
Eine Arbeit, die sie hasste, die aber getan werden musste.
Das Bügelbrett stellte sie zumeist ins Wohnzimmer. Auch wenn es eine dumme Angewohnheit war, die Glotze ließ sie dabei laufen. Ihr Geflimmer lenkte sie wenigstens ab.
Sie stellte das Bügelbrett vor dem Fernseher auf und holte den Korb mit der Wäsche. Sie schaute nicht hin, was im Fernsehen lief.
Aber der Werbung konnte sie nicht entgehen, und so hörte sie die bekannten Sprüche und Slogans.
Durst hatte sie auch. Sie holte sich ein Glas aus dem Schrank und die Flasche Wasser aus dem Kühlschrank. Gedanklich war sie weder bei ihrer vorliegenden Arbeit noch bei den Bildern auf dem Schirm.
Die Geschehnisse der vergangenen Stunden beschäftigten sie noch immer, und sie ging davon aus, dass es John und Suko auch nicht anders erging. John würde als direkt Betroffener noch unruhiger sein als sie und sich seine entsprechenden Gedanken machen.
Ihr Mund war trocken geworden. Sie trank einen Schluck Wasser.
Das Fenster hatte sie wieder geschlossen, und einem langweiligen Abend stand eigentlich nichts mehr im Wege.
Einige Blusen musste sie bügeln, auch eine Stoffhose im Pfeffer-und-Salz-Muster und etwas Unterwäsche. Die normale Tätigkeit einer Frau, die allein lebte.
Ein Blick auf die Glotze.
Das lächelnde Gesicht einer Moderatorin erschien. Die Sendung »People of the Week« schaute sich Glenda hin und wieder an, deshalb kannte sie auch den Namen der blonden Moderatorin. Die Frau hieß Cathy Fox und war landesweit bekannt.
Sie war für die Sendung genau die richtige Person und verkaufte die zumeist banalen Nachrichten stets mit einem Lächeln und manchmal mit einer Spur Ironie.
Das alles war okay, wenn man die Nachrichten aus der Welt der Reichen und Schönen nicht zu ernst nahm.
An diesem Abend servierte Cathy ein vorweihnachtliches Menü.
Sie zeigte Bilder aus New York, das im Lichterglanz erstrahlte, und es gab dort plötzlich nur Menschen, die allesamt gut drauf waren und sich riesig auf Weihnachten freuten. Zumindest behaupteten sie das in die Mikrofone der Reporterin.
Glenda war das egal. Sie ließ die Glotze trotzdem laufen. Ein wenig Unterhaltung brauchte sie, sonst kam sie sich in der Wohnung wirklich zu verlassen vor.
Die erste Bluse hatte sie gebügelt und hängte sie weg. Das Ritual war immer gleich. Später würden mehrere Blusen oben an der Türkante hängen.
Wieder der Blick auf die Glotze. Es lief ein anderer Bericht. Er zeigte eine Familie auf dem verschneiten Land. Der Vater und seine beiden Kinder schlugen im nahe Wald einen Tannenbaum, die Mutter brachte heißen Tee zum Aufwärmen. Der Mann kam Glenda vom Gesicht her bekannt vor, sie wusste nur nicht, wo sie ihn hinstecken sollte.
Der Bericht war bald darauf beendet. Die Kamera konzentrierte sich wieder auf die Moderatorin, und Glenda griff nach dem Bügeleisen. Die zweite Bluse lag bereit.
Sie hob das Gerät nicht an und ließ es auf dem Metallrost stehen, denn etwas stimmte mit der Moderatorin nicht. Dass sie Cathy Fox hieß, wusste Glenda. Dass sie Routine hatte, um die Sendung durchzuziehen, war ihr auch bekannt, aber dieses Verhalten, das sie jetzt an
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