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1447 - Sturmwelt am Scheideweg

Titel: 1447 - Sturmwelt am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wollten. Die Nachricht hatte ihn beinahe aus dem seelischen Gleichgewicht geworfen, das er, rund zwei Monate nach seiner Heimkehr, gerade mühsam wiedergewonnen hatte.
    Es war ihm sogar gelungen, nicht mehr an Eirene und die Kluft zu denken, die sie trotz ihrer alten Freundschaft trennte und immer trennen würde. Das Vergessen hatte ihm gutgetan. Doch jetzt, da er Eirene in Lebensgefahr wußte, hatte er nicht gezögert, etwas zu ihrer Rettung zu unternehmen.
    Bei rund 800 Metern Flughöhe zog Covar seinen Drachen auf Nordostkurs. Dicht an den Nordhängen der Tafelberge entlang, doch immer weit genug von ihnen entfernt, um nicht in die gefürchteten Abwinde zu geraten, stießen er und seine Gefährten zur Wüste im Zentrum des Kontinents vor. Sie hielten dabei ständig Ausschau nach Mördermajestäten, denn in dieser Region waren schon sehr oft Hängegleiter angegriffen worden. Für einen solchen Fall hielten Covar und seine Freunde Armbrüste mit vergifteten Bolzen bereit. Während eines Luftkampfs auf die wenigen, warmblütigen Echsen mit bloßen Stahlbolzen zu schießen, hätte nichts gebracht.
    Doch zur Verwunderung der drei Bergmenschen ließ sich nicht eine einzige Mördermajestät sehen. Es schien, als wollten diese Wesen Winterschlaf halten.
    Dabei brauchten sie gerade im langen Winter von Bugaklis besonders viel Nahrung, denn ihr Metabolismus erlaubte keinen Winterschlaf.
    Als der Kuppelbau der Großen Mutter und mit ihm Hunderte von Wüstenschiffen in Sicht kamen, zogen die Piloten an den Steuerbügeln, damit sich der Anstellwinkel ihrer Drachen verkleinerte, wodurch der Luftwiderstand verringert und die Beschleunigung erhöht wurde. Da sie gleichzeitig an Höhe verloren, glitten sie fast im Tiefflug wenige hundert Meter südlich der Schiffsansammlung vorbei.
    Sie mußten dabei besonders auf Thermikschläuche achten, denn die Sonne hatte fast ihren höchsten Stand erreicht, und ihre Wärmestrahlung wurde von glatten Sandflächen der Wüste reflektiert und stieg in Blasen oder Barten nach oben. In ihren Randgebieten gab es immer Turbulenzen.
    Natürlich wurden die Gleiter von den Tronahae entdeckt. Covar Inguard hatte es vorher gewußt und deshalb keinen Überraschungsangriff geplant. Nach dem Vorbeiflug wendeten er und seine Gefährten und stellten ihre Drachen gegen den Wind, gingen noch tiefer und verbrauchten die Bewegungsenergie dadurch, daß sie die Drachen ohne weiteren Höhenverlust in minimalem Bodenabstand ausgleiten ließen. Dabei manövrierten sie sie geschickt zwischen den Wüstenschiffen hindurch.
    Kurz vor dem Flaggschiff der Putranai erhöhten die Piloten durch kräftiges Drücken der Steuerbügel den Widerstand so sehr, daß die Restgeschwindigkeit schlagartig verzehrt wurde und ihre Drachen wenige Meter vor dem Flaggschiff in stehender Landung zum Stillstand kamen.
    Von den Putranai und den weiter entfernten Stadt-Tronahae, die von den Decks ihrer Schiffe die Ankunft der Bergmenschen beobachtet hatten, ertönten Beifallsrufe. Mehrere Putranai ließen sich an Seilen auf den Boden herab und halfen den Piloten, indem sie die Drachen festhielten, bis sie abgebaut waren.
    Anschließend wurden die Bergmenschen an Bord der Drache-Ogor gebeten und von dem Toggare-Ho empfangen. Sie nahmen ihre Armbrüste nicht mit.
    Die Begrüßung fiel ein wenig steif aus, obwohl Covar den Toggare-Ho schon früher kennengelernt hatte. „Was führt dich und deine Gefährten zu uns, Covar vom Berg Terrania?" erkundigte sich Kun-Ri danach. „Ein Höflichkeitsbesuch", log Covar.
    Er blickte dabei so unauffällig wie möglich zum Kajütenaufbau des Drachenschiffs und stellte fest, daß erst kürzlich umfangreiche Ausbesserungen stattgefunden haben mußten. Ihm entgingen auch nicht die beiden schwerbewaffneten Wachtposten, die links und rechts neben der Tür zum Niedergang standen.
    Dahinter also wurde Eirene gefangengehalten.
    Aber was bedeuteten die Ausbesserungen? Hatte ein Sturm den Kajütenaufbau beschädigt oder war die Drache-Ogor beschossen worden?
    Dem scharfen Blick des Toggare-Ho entging die Musterung nicht. Er lächelte verstehend. „Du könntest uns einen Gefallen tun", erklärte er. „Es gibt etwas, worüber wir mit den Sternenfahrern, die mit ihrem Schiff im Gebirge stehen, verhandeln wollen. Du kennst sie gut, hörte ich. Außerdem bist du mit deinem Flugdrachen schneller dort als wir, die wir die Hälfte der Strecke zu Fuß gehen müßten. Ich nehme an, du weißt, worüber wir verhandeln

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