1447 - Sturmwelt am Scheideweg
„Wahrscheinlich würde sonst alles anders funktionieren. Nun ja, nach rund siebenhundert Jahren müssen die Energiespender fast leer sein. Ich denke, für heute ist es genug, Eirene-Lady."
Eirene nickte und drückte auf die erste Taste, um sie wieder herausspringen zu lassen. Sie rührte sich nicht. Immer und immer wieder versuchte es die Terranerin.
Die Taste blieb unten. Das weiße Leuchten des quadratischen Feldes war ein wenig matter geworden, blieb jedoch konstant. „Genug für heute!" entschied der Toklunte. „Laß die Taste unten! Sie kann bei dem bißchen Energie, das hier noch fließt, nichts bewirken. Morgen sehen wir weiter!"
Nach einem letzten Blick auf die „hängengebliebene" Taste folgte Eirene ihrem Gefährten schulterzuckend.
Sie verließen das Wrack und befanden sich danach im Innern des großen, domförmigen Kuppelbaues mit den fünf Galerien und dem blutroten Teppichboden, wo sich zu bestimmten Zeiten wallfahrende Tronahae zu drängen pflegten.
Zur Zeit war das Heiligtum allerdings verlassen. Nur außerhalb hielten wie immer zwei vermummte und mit Armbrüsten bewaffnete Tronahae Wache neben dem bronzebeschlagenen Tor der Kuppel.
Die beiden Wüstensöhne bemerkten die Fremden nicht, denn Böcklin und Eirene verließen das Heiligtum durch einen kleinen Tunnel, den sie aus sicherer Entfernung unterhalb der Kuppel durchgetrieben hatten. Draußen bestiegen sie den von einem Deflektorfeld gegen Sicht geschützten Gleiter, starteten und flogen lautlos nach Südosten - dorthin, wo in den Tafelbergen die CRAZY HORSE stand und darauf wartete, daß Iruna von Bass-Teth in ihren „entseelten" Körper zurückkehrte.
Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, daß sich auf Bugaklis etwas anbahnte, das alles radikal verändern konnte... 2. „Wie geht es unserem Gast?" wandte sich Kommandant Lion Wing an Dr.
Howard Lester, der soeben in die Hauptzentrale der CRAZY HORSE zurückkehrte.
Der Mediziner ließ sich in einen freien Kontursessel sinken und musterte die Bildschirme der Panoramagalerie, die die unmittelbare Umgebung des 200-Meter-Kreuzers darstellten.
Die Geröllhalden, die Steilhänge und die Wände der tiefeingeschnittenen Schlucht, in der sich der verborgene Eingang zur Geheimstation einer fremden Macht befunden hatte, lagen unter einer lückenlosen Decke hoher Schichtwolken, die sich wie eine milchglasfarbene Glocke über den Gipfeln der Tafelberge spannten.
Die Sonne Sandra war lediglich als bleicher Lichtfleck dicht am Zenit zu sehen, der von einem etwas schwächer leuchtenden Halo umgeben wurde.
Doch obwohl Howard Lester sich nebenberuflich schon immer stark für Geophysik und speziell für die Meteorologie fremder Planeten interessiert hatte, achtete er kaum auf das Wetter an diesem 11. Mai des Jahres 1144 NGZ.
Trübsinnig blickte er zu dem tiefen Krater am hinteren Ende der Schlucht, der vor rund zwei Monaten entstanden war, als sich etwas unterhalb der Überreste der Geheimstation gegen die Ergründung seiner Geheimnisse gewehrt und die in der Tiefe verborgene Anlage vernichtet hatte.
Der Mediziner wäre heilfroh darüber gewesen, wenn es nicht eine Komplikation gegeben hätte, die keine Erleichterung hatte aufkommen lassen.
Iruna von Bass-Teth hatte sich zum Zeitpunkt der endgültigen Zerstörung nicht in ihrem Körper befunden, sondern war mit einer Pedotransferierung tief ins Innere der Station vorgestoßen, um dort die ÜBSEF-Konstante eines sogenannten Parallaxums zu übernehmen, wie sie das Molekulargehirn genannt hatte, das die Station beherrschte.
Zwar hatten die Gefährten, die die Akonin in die Tiefe begleiteten, damals sich und Iruna gerade noch rechtzeitig nach oben retten können, bevor alles in einer Explosion verging. Doch war es nur Irunas Körper gewesen, den Nuria Gaih Zahidi, Kersham Tal und der Toklunte geborgen hatten. Ihr Bewußtsein war dort geblieben, wo es sich im Augenblick der Explosion befunden hatte.
In der ÜBSEF-Konstante des Parallaxums, wie allgemein angenommen wurde.
Aber Howard Lester wußte, daß es sich eben nur um eine Annahme handelte, die darauf basierte, daß Irunas letzte Äußerung die Erklärung ihrer Absicht gewesen war, diese ÜBSEF-Konstante zu übernehmen.
Niemand wußte, ob ihr das überhaupt gelungen war - und wenn, ob das Parallaxum sich mit der Explosion nicht selbst vernichtet und Irunas Bewußtsein mit hineingerissen hatte, bevor die Akonin in ihren Körper hatte zurückfliehen können.
In diesem Fall würde Iruna von
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