1448 - Flucht ins Bluthaus
vernichten.
Es würde zu einem Kampf kommen zwischen den beiden Blutsaugern. Sie wollte verhindern, dass er sich in eine Fledermaus verwandelte, deshalb stieß die ihn zu Boden und packte die Heugabel.
Mallmann wollte hochkommen. Wir hörten sein Fauchen, als die blonde Bestie zustieß.
Wuchtig rammte sie die Zinken der Heugabel in die Brust des Vampirs. Sie wusste ebenso wie wir, dass der Blutsauger so nicht zu töten war, aber sie hatte etwas anderes vor.
»Nimm ihm den Blutstein ab, John! Und dann werden wir ihn verbrennen!«
Sie hatte Recht. Es war die Chance für uns. Und Dracula II wehrte sich auch nicht. Er lag auf dem Rücken. Die Spitzen der vier Zinken waren nicht mehr zu sehen. Die Cavallo schien den Blutsauger am Boden festnageln zu wollen.
Ich stand neben ihr. Suko etwas zurück. Mallmann kam nicht mehr weg. Aber wir wussten auch, dass wir nicht viel Zeit hatten.
Ich hatte mir sein Ende eigentlich anders vorgestellt. Wie genau, das wusste ich zwar nicht, aber wenn er jetzt nach oben schaute, was er auch tat, dann fiel sein Blick automatisch auf das Kreuz vor meiner Brust. Und das war die Waffe, die ihn letztendlich verbrennen würde, wenn wir ihm den Blutstein abgenommen hatten.
Irgendwo in seiner Kleidung hatte er das Erbe des echten Dracula verborgen.
Ich unterdrückte mein eigenes Triumphgefühl, um cool vorzugehen und dabei nicht an die Vergangenheit zu denken.
Genau da hörten wir den Schrei des Jungen!
***
Es war, als hätte man uns die Beine weggerissen.
Der Schrei wiederholte sich.
Diesmal noch schriller und ängstlicher. Der Junge schrie nicht nur zum Spaß, er hatte einen Grund, und dieser Grund hatte auch einen Namen.
»Habt ihr ihn gehört?«, schrie Saladin. »Sein dritter Schrei wird der des Todes sein. Gebt Antwort!«
Wir schauten uns kurz an. Suko nickte mir zu, während Justine Cavallo flüsternd fluchte.
»Was willst du, Saladin?«
»Einen Austausch. Ich weiß ja nicht, was ihr mit Mallmann vorhabt, aber ich kann es mir denken. Lasst ihn frei, und ihr werdet den Jungen zurückbekommen.«
Klar! Geisel gegen Geisel!
»He, ich höre nichts! Wollt ihr den Kleinen hier opfern?«
»Nein!«, rief ich. »Ich werde dir Mallmann schicken. Aber nur wenn du auch den Jungen freilässt.«
»Wird gemacht, Geisterjäger, denn du weißt ja, dass ich meine Versprechen halte.«
Darauf erwiderte ich nichts. Justines Gesicht sah ich an, dass es ihr nicht passte, aber sie stand auf unserer Seite und wusste, dass ihr keine andere Möglichkeit blieb, obwohl ihr das Leben des Jungen eigentlich egal war.
Wir hörten zuerst ihren Fluch. Dann zog sie mit einem Ruck die Heugabel aus dem Körper des Vampirs.
Für das dreckige Lachen hätte ich Mallmann am liebsten seine Blutzähne eingeschlagen, aber ich riss mich zusammen und machte sogar Platz, damit Mallmann sich erheben konnte.
Er stand so verflucht lässig auf. Seine Kleidung war an vier Stellen zerlöchert. Es sah für uns so aus, als wollte er etwas sagen.
Auf dem Boden verhielten sich die fünf Zeugen ruhig. Sie bekamen zwar mit, was geschah, aber sie waren in ihrer Angst erstarrt und würden sich kaum aus eigener Kraft erheben können.
Mallmann aber stand.
Er schien uns mit seinen Blicken verfluchen zu wollen, bevor er auf den Ausgang zuging.
Sofort liefen wir ihm nach, und ich rief ins Freie: »Er kommt jetzt raus! Wo ist der Junge?«
»Moment noch.«
Mallmann ging. An der rechten Seite sahen wir eine Bewegung.
War es das Kind oder Saladin?
Wir richteten unsere Waffen dorthin und ließen sie dann wieder sinken, denn es erschien tatsächlich der kleine Phil mit seiner Katze im Arm.
Ich lief los, um ihn in meine Arme zu schließen. Auf dem Weg zu ihm hörte ich schon das Flattern über mir, dann wurde ich von Justine und Suko überholt, die sich um Saladin kümmern wollten, denn Dracula II hatte sich gedankenschnell in eine riesige Fledermaus verwandelt und jagte in den immer heller werdenden Himmel hinein.
Justine und Suko waren um die Scheunenecke gelaufen. Als ich ihre Flüche hörte, wusste ich, dass sich Saladin weggebeamt hatte.
Aber der Junge, der lag zitternd und sicher in meinen Armen…
***
Wenig später hatte ich das Wohnhaus betreten und lernte auch seine Eltern kennen. Sie saßen sich in der Küche gegenüber und machten einen ziemlich benommenen Eindruck. Als sie mich sahen, bekamen sie einen Schreck, aber durch einige Erklärungen meinerseits beruhigten sie sich wieder.
Die Cavallo und Suko kümmerten
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