1448 - Flucht ins Bluthaus
ansetzte.
Seine Ahnung sagte ihm, dass das Ziel nicht mehr weit entfernt war. Auch das Verhalten der Cavallo hatte darauf hingewiesen.
Unbeirrt setzte er seinen Flug fort, und mit seinen scharfen Augen sah er schließlich unter sich die Umrisse eines Hauses. Es stand in der Einsamkeit. Wohin er auch seine Blicke schweifen ließ, es war kein zweites Haus zu sehen.
Von Justine Cavallo sah er nichts. Er spürte ihre Nähe auch nicht, aber er sah, dass der Transporter auf das Haus zufuhr und davor hielt. Wieder stiegen Sinclair und Suko aus.
Etwas zögerlich gingen sie auf das Haus zu. Beide waren natürlich vorsichtig, und das nicht ohne Grund, denn plötzlich erschien dort eine Gestalt, die einfach da war. Ihr Kommen hatte niemand gesehen, auch Mallmann nicht.
Ein Mann mit einem Beil. Aber mehr ein Schatten. Irgendwie nicht existent. Er huschte weg, tauchte in die Dunkelheit ein und war verschwunden, als hätte er sich aufgelöst.
Der Supervampir war ebenso überrascht wie Sinclair und Suko.
Aber Mallmann kümmerte sich nicht weiter um diesen Vorgang. Er wartete darauf, dass die beiden Verfolgten im Haus verschwanden, und das geschah gleich darauf.
Es lief gut für Mallmann. Er brauchte in seiner Gestalt nicht mehr durch die Luft zu segeln. Kurz bevor er landete, kam es wieder zu dieser unglaublichen Metamorphose. Die perfekte Rückverwandlung innerhalb weniger Augenblicke, und plötzlich stand hinter dem Wagen ein hoch gewachsener Mann mit einem kantigen, bleichen Gesicht, dessen Lippen ein hartes Lächeln zeigten.
Sinclair, Suko und die Cavallo hatte versucht zu fliehen und ihn abzuhängen. Es war ihnen nicht gelungen, und der Supervampir freute sich mal wieder darüber, wie stark er war.
Er hatte das Ziel erreicht. Nur wollte er nicht allein bleiben. Es gab noch einen zweiten Mann, den er herbeirufen wollte. Dazu benutzte er ein Handy.
Es war verrückt, aber Mallmann gehörte eben zu den besonderen Vampiren. Moderne Blutsauger, ebenso wie die Cavallo. Das war nicht normal und würde es auch nie werden, aber Gestalten wie Mallmann vertraten eben zwei Welten.
Saladin musste Bescheid wissen. Er wartete auf eine Nachricht.
Wenn er erfuhr, wo sich Mallmann befand, dauerte es höchstens ein paar Sekunden, und er würde zur Stelle sein.
Bevor er telefonierte, sah er sich um. Es ging ihm diesmal nicht um Sinclair und Suko, sondern mehr um die Cavallo. Sie war die unbekannte Größe in diesem Spiel, und sie hatte sich zurückgezogen. Er wusste nicht, wo sie steckte. Auf keinen Fall ging er davon aus, dass Justine Cavallo aufgegeben hatte.
Nach kurzer Zeit war Mallmann sicher, dass sie ihn nicht heimlich beobachtete, und so setzte er sich mit Saladin in Verbindung, der sich sofort meldete.
»Du kannst herkommen.«
»Wirklich?«, zischte er.
»Wenn ich es dir sage.«
»Und wohin?«
Mallmann beschrieb ihm die Gegend und erklärte ihm auch, wie er geflogen war.
»Verstanden.«
Dracula II wusste, dass er sich auf Saladin verlassen konnte. Er brauchte nichts mehr zu sagen, steckte den flachen Apparat wieder weg und wartete. Er stand in Deckung des Wagens, schaute hin und wieder zum Haus und bekam mit, dass dort ab und zu eine Lampe eingeschaltet wurde, deren Strahl durch das Haus wanderte.
Der Vampir dachte über die seltsame Gestalt mit dem Beil nach.
Ein Mensch war es nicht gewesen. Er hatte auch keinen Blutgeruch bei ihm wahrgenommen. Diese Gestalt musste mehr ein Schattenwesen sein. Man konnte auch von einem Geist sprechen.
Wenn es zutraf, dann hatte Justine ihre neuen Freude in ein von Geistern bewohntes Haus geführt, und er stellte sich die Frage, warum sie so gehandelt hatte.
Zunächst kam er nicht dazu, über die Antwort nachzudenken, weil ihn die Ankunft seines Partners ablenkte. Er war plötzlich da.
Mallmann hatte noch ein leises Huschen gehört, drehte sich zur Seite und sah den Hypnotiseur neben sich stehen.
»Perfekt?«, sagte Saladin nur.
Mallmann nickte.
Saladin lehnte sich gegen den Transporter. »Was ist mit unseren Freunden?«
»Sie befinden sich noch auf der Ladefläche. Sie sind ohne Bewusstsein. Du hast sie schließlich in diesen Zustand versetzt.«
»Genau.« Saladin grinste. »Und es sind noch immer Menschen.«
»Wie lange noch?«
»Sie gehören dir, Will.«
In den düsteren Augen des Vampirs leuchtete es für einen Moment auf. Er dachte an das Blut, das ihm zur Verfügung stand. Fünf Menschen hätte er leer trinken können. Allerdings gab er zu, dass es auch für einen
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