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1449 - Der Knochentempel

1449 - Der Knochentempel

Titel: 1449 - Der Knochentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kirche.
    Schon oft habe ich Häuser von Geistlichen betreten. Da war mir immer ein besonderer Geruch aufgefallen, den ich allerdings nicht beschreiben konnte. Er war nie frisch gewesen, immer leicht klamm wie in alten Kapellen. Das traf hier nicht zu, denn alle Räume hatten helle Wände, und es roch nach Frühling, wofür ein kleines Gerät sorgte, das auf einer Fensterbank stand und ständig eine bestimmte Luft abgab, die eben so frisch roch.
    Möbliert hatte der Bischof sein kleines Arbeitszimmer mit Kiefernmöbeln, auf denen bunten Kissen lagen. Der Tisch bestand ebenfalls aus Kiefernholz. An ihm arbeitete Ampitius auch. Da stand sogar ein PC zwischen einigen Unterlagen.
    Wir nahmen in der Sitzgruppe Platz. Auf dem Tisch standen bereits die beiden Teetassen. Es lag auch etwas Gebäck auf einem weißen Teller bereit.
    Die Kanne mit dem Tee stand auf einer Porzellanplatte, die in der Mitte ein Loch aufwies. Unter der Öffnung brannte ein Teelicht. Sein Feuer hielt den Tee warm.
    »Darf ich einschenken, Mr Sinclair?«
    »Bitte.«
    Er tat es. Ich schaute durch das Fenster und auf den Teich mit den Enten. Die Umgebung konnte man als Idylle bezeichnen. Ich war wirklich gespannt, welchen Grund er hatte, mich zu sich zu bestellen.
    »Milch, Zucker…?«
    »Etwas Zucker schon.«
    Er schob mir eine Dose zu, in der ein Löffel steckte. Weißer Kandis fiel in meinen Tee. Ich rührte um und nahm dann den ersten Schluck.
    Es war ein sehr aromatisches Getränk, das auch mir, dem Kaffeetrinker, schmeckte.
    »Sie haben sich ja sehr zurückgezogen, Herr Bischof, das muss ich schon sagen.«
    Der weißhaarige Mann winkte mit einer trägen Bewegung ab.
    »Das scheint nur so, Mr Sinclair. Durch das Internet bin ich mit der ganzen Welt verbunden. Aber Sie haben Recht. Hier ist es einsam, nur habe ich es mir selbst ausgesucht. Ich habe das kleine Haus vor fünf Jahren gekauft. Es hat der Kirche gehört und stand leer. Ich habe es renoviert, und jetzt lebe ich allein hier.«
    »Nicht schlecht.«
    »Das sage ich mir auch.« Er lachte. »Ich habe sogar die Kirche im Blick, wenn ich aus einem bestimmten Fenster schaue. Und wenn ich Betrieb haben will, dann fahre ich dorthin, wo Sie hergekommen sind, Mr Sinclair. Kann es mir denn besser gehen?«
    »Wen man es so sieht, nicht«, stimmte ich ihm zu. »Und trotzdem haben Sie mich angerufen, wobei ich voraussetze, dass Sie genau wissen, mit wem Sie es zu tun haben.«
    »Ja, das weiß ich.« Das Lächeln verschwand von seinen Lippen, als er mit leiser Stimme sagte: »Kein Licht ohne Schatten, Mr Sinclair. So ist das nun mal im Leben.«
    »Sie sagen es.«
    »Und Sie haben Recht. Ich weiß sehr gut, welcher Berufung Sie nachgehen, Mr Sinclair.«
    »Hm – Berufung?«
    Er schaute mich direkt an. »Das ist es doch – oder?«
    Ich wiegte den Kopf. »Wenn man etwas genauer darüber nachdenkt, schon.«
    »Sie sind der Sohn des Lichts.«
    Ich wunderte mich schon darüber, wie genau er über mich Bescheid wusste. Und er lachte, als er den etwas erstaunten Ausdruck auf meinem Gesicht sah.
    »Ja, ich lebe nicht auf dem Mond, Mr Sinclair.«
    »Das merke ich.«
    »Aber lassen wir das Allgemeine. Es gibt natürlich einen triftigen Grund, dass ich Sie gebeten habe, zu mir zu kommen.«
    »Das dachte ich mir. Worum geht es, Mr Ampitius?«
    »Das kann ich Ihnen hier nicht zeigen. Wir müssen das Haus verlassen und einige Schritte gehen, dann kann ich Ihnen den Grund präsentieren.«
    »Hört sich ja spannend an.«
    »Das ist es wohl auch.«
    Ich rechnete damit, dass der ehemalige Bischof mit Einzelheiten herausrücken würde, was jedoch nicht der Fall war. Stattdessen machte er ab jetzt auf mich einen sehr nachdenklichen Eindruck. Er hielt den Mund geschlossen, atmete durch die Nase und hatte die Stirn gekraust. So sah jemand aus, der über ein Problem nachdachte.
    »Bitte, wenn Sie etwas bedrückt, sagen Sie es frei und offen heraus.«
    Ampitius schüttelte den Kopf. »Nein, nicht jetzt. Ich möchte, dass Sie sich alles anschauen.«
    »Draußen?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    Ampitius zuckte leicht zusammen. »In einem Beinhaus, um genau zu sein.«
    Jetzt hatte er doch etwas gesagt, und da ich mit dieser Antwort nicht gerechnet hatte, öffnete ich überrascht den Mund. Ich wollte die Antwort als Frage wiederholen, doch der Mann mir gegenüber ließ mich nicht dazu kommen.
    »Es gibt nicht weit von hier, praktisch jenseits des Teichs, ein altes Beinhaus.«
    »Mit Gebeinen, denke ich.«
    Ampitius verzog die Lippen. Es lag

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