1449 - Der Knochentempel
gerechnet. Beide schauten sich verständnislos an. Jim Barnes holte ein flaches Aufnahmegerät hervor und meinte zu Stevie gewandt: »Ich denke, dass du uns einiges zu erzählen hast.«
»Das übernehme ich«, sagte Betty.
»Gut, Mrs Grinth.«
Betty sprach, und sie war froh, sich alles von der Seele reden zu können. Die Polizisten waren gut geschult und unterbrachen sie mit keinem Wort.
Sie redete immer schneller, schüttelte zwischendurch den Kopf und hörte dann auf, als sie erklärt hatte, dass dieser verdammte Maskierte verschwunden war.
»Mit dem Schädel?«, fragte Laver.
»Ja.«
Bames hatte den Recorder wieder ausgestellt. Ebenso wie sein Kollege schaute er ziemlich ungläubig, was er allerdings nicht sagte.
Dafür fragte er: »Sind Sie sich sicher, dass dieser Schädel echt gewesen ist?«
»Das war er!«, rief Stevie. »Das wusste ich schon, als ich ihn im Gebüsch gefunden habe.«
»Woher denn?«
»Weil ich mich auskenne.«
»Ach.«
»Durch seinen Vater«, erklärte Betty. »Mein Mann ist Biologe. Er hat mal einen Totenschädel aus dem Institut mit nach Hause gebracht. Stevie sollte ihn sehen.«
»Und deshalb weiß ich Bescheid!«, erklärte der Junge.
Rod Laver lächelte ihm zu. »Ich glaube dir, aber kannst du dir auch vorstellen, warum man euch den Totenkopf wieder geraubt hat?«
»Nein, das können wir nicht«, antwortete Betty Grinth. »Wir können uns überhaupt nichts vorstellen. Es steht nur fest, dass mein Sohn den Schädel in einem Gebüsch gefunden hat. Wie er jedoch dorthin gekommen ist, das wissen wir nicht.«
»Den hat bestimmt einer verloren«, sagte der Junge.
Laver schüttelte den Kopf. »Einen Totenschädel? Nein, das glaube ich nicht.«
»Das ist ja kein Spielzeug«, fügte Jim Barnes hinzu.
Die Polizei erkundigte sich noch nach einer Beschreibung des Einbrechers.
Da konnten beide nicht viel sagen. Der Kerl war dunkel gekleidet und maskiert gewesen.
»Wie klang seine Stimme?«
Betty schaute Barnes an. »Wie meinen Sie das?«
»Sprach er normales Englisch? Oder hatten Sie das Gefühl, dass er ein Ausländer war?«
»Nein…«, murmelte die Frau. »Er hat kein einziges Wort gesprochen. Da ist wirklich nichts, was ich Ihnen sagen könnte. Ich würde es ja selbst gern tun, aber …«
»Klar, wir verstehen schon.« Laver nickte seinem Kollegen zu, und beide erhoben sich.
»Was werden Sie jetzt tun?«, fragte Betty Grinth.
»Das ist ganz einfach.« Rod Laver lächelte. »Wir werden eine Fahndung einleiten. Mehr können wir nicht tun.«
»Ja, das dachte ich mir.«
Dass Laver noch andere Gedanken hatte, sagte er nicht. Er drückte Mrs Grinth nur zurück, als diese sich erheben wollte.
»Nein, nein, bleiben Sie bitte sitzen, wir finden den Weg schon allein hinaus.«
»Gut.«
»Ich gehe aber noch mit!«, rief Stevie.
Betty konnte über das Verhalten ihres Sohnes nur den Kopf schütteln. Wie er diesen brutalen Überfall weggesteckt hatte, das war schon als außergewöhnlich zu bezeichnen.
Sie hörte, wie er noch einige Worte mit den Beamten wechselte, dann war er wieder zurück und fragte: »Kann ich was für dich tun, Mum?«
»Ja. Hol mir bitte ein Glas Wasser und das Röhrchen mit den Schmerztabletten. Das wäre nett.«
»Willst du nicht zu Dr. Smith?«
»Nein, das geht auch so.«
»Und was ist mit Daddy?«
»Er ist heute unterwegs. Dem sagen wir erst am Abend Bescheid.«
»Wie du meinst.« Danach lief Stevie los, um das Gewünschte zu holen.
***
»Glaubst du alles, was die Frau uns gesagt hat?«, fragte Jim Barnes.
In seiner Stimme schwang Skepsis mit.
Die beiden Beamten stand neben ihrem Streifenwagen, und Laver nickte dem Jüngeren zu.
»Ja, ich glaube der Frau. Ich bin schon lange im Job und glaube erkennen zu können, ob jemand lügt oder nicht.«
»Gut, dann lass uns…«
»Gehen?«
»Wieso?«
Rod Laver lächelte. »Erinnere dich daran, was sie uns gesagt haben. Der Ort, an dem der Junge den Schädel gefunden hat, liegt nicht weit von hier weg. Er ist zu Fuß gut erreichbar.«
»Was willst du da?«
»Einfach nur nachschauen.«
»Sonst nichts?«
Laver lächelte. »Es kann auch sein, dass wir noch einen zweiten Schädel finden oder sogar mehrere. Wer kann das schon wissen? Ich will einfach sicher sein. Die Fahndung lassen wir später anlaufen. Ich bin sowieso davon überzeugt, dass sie uns nicht viel bringen wird.«
»Du bist der Boss, Rod.«
Dass Laver bereits mit einem ganz anderen Gedanken spielte, das ahnte Barnes nicht.
Beide gingen
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