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1449 - Die Perle Moto

Titel: 1449 - Die Perle Moto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in Schwierigkeiten, sagtest du, und darum könne deine Rückkehr sich verzögern, aber das Volk der Kartanin möge sich einstweilen der weisen Führung derer von H'ay anvertrauen und nach Hangay fliegen, um dort die Karaponiden aufs Haupt zu schlagen."
    Dao-Lin-H'ay starrte Sisa-Vart fassungslos an. „Ich bin keine Diebin!" sagte die Karaponidin grimmig. „Und ich rühre keine fremden Heiligtümer an, wenn es sich irgendwie umgehen läßt. Aber sollte ich tatenlos zusehen, wie unsere Völker sich sinnlos zerfleischen?"
    „Auf einen solchen Unsinn hätte doch keine vernünftige Kartanin gehört!" sagte Dao-Lin-H'ay erschrocken. „Wer sagt denn, daß sie alle vernünftig sind?" konterte Sisa-Vart. „Viele von ihnen trauern den alten Zeiten nach. Sie sind ganz verrückt nach solchen Geschichten. Sie wollten es glauben."
    Dao-Lin-H'ay schwieg betroffen.
    Im N'jala-System gab es mehr Esper-Schulen als je zuvor - oder zumindest nannte man diese Einrichtungen so. Die Kartanin versuchten krampfhaft, allen schlechten Erfahrungen zum Trotz wieder an die alten Traditionen anzuknüpfen und bei den Schülern von N'jala Psi-Fähigkeiten zu wecken und zu fördern.
    Sie hatten dabei wenig Erfolg, wollten das aber nicht wahrhaben. Es war durchaus denkbar, daß jemand dies auszunutzen versuchte. Die Bereitwilligkeit der Kartanin, an außersinnliche Phänomene zu glauben, öffnete Betrügern und Scharlatanen Tür und Tor.
    Noch vor wenigen Tagen hätte sie sich mit aller Vehemenz gegen die Unterstellung gewehrt, daß die Familie H'ay sich an derart unsauberen Manipulationen beteiligen könnte. Jetzt aber war sie sich ihrer Sache nicht mehr ganz so sicher. Sie war bereit, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
    Sisa-Vart schien das zu spüren. „Wir mußten diesem Unsinn ein Ende bereiten", sagte sie beschwörend. „Du hast nicht viel von Karapon gesehen, aber eines solltest du mir glauben: Die Kartanin hätten bitter für einen Angriff in Hangay gebüßt.
    Aber auch die Karaponiden hätten dafür bezahlt. Das wäre ein zu hoher Preis für eine betrügerische Manipulation mit ein paar alten Knochen gewesen!"
    Dao-Lin-H'ay wandte sich ab. Auf einem Bildschirm leuchtete die Galaxis Ardustaar.
    Sie betrachtete dieses vertraute Bild und sagte sich, daß sie ohnehin keinen Grund hatte, sich über Sisa-Vart und Loi-Scrom aufzuregen.
    War sie nicht selbst im Begriff, etwas ganz Ähnliches zu tun?
    Sie würde sie zweite Hälfte der Perle Moto aus dem Wrack der NARGA SANT holen. Und dann würde sie dieses Objekt zu den Galaktikern bringen, anstatt es den Kartanin zu übergeben, wie es eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre.
    Und warum?
    Weil sie Angst davor hatte, daß Kartanin wie Fio-Ghel-Sh'ou oder Mei-Mei-H'ar es schaffen könnten, weitere Dateien zu öffnen und daß sie die in der Perle enthaltenen Informationen zu rein kriegerischen Zwecken nutzen würden.
    Die Perle Moto war in den Händen der Kartanin genauso gefährlich wie in denen der Karaponiden.
    Sie wußte, daß Thoy-P'ang der Perle tatsächlich nur diesen einen Bericht entlockt hatte. Aus Ernst Ellerts Aufzeichnung hatten die Karaponiden von der Existenz der BASIS erfahren. Sie wußten auch über die Katastrophe Bescheid, die in der NARGA SANT stattgefunden hatte. Aber schon Thoy-P'angs Drohung, man werde die Schwarzen Sternenstraßen benutzen, um über die Kartanin herzufallen, war nichts als ein Schreckschuß gewesen. Er hatte es gesagt, um Dao-Lin-H'ay aus der Reserve zu locken. Sie sollte auf diese Bemerkung reagieren und damit eingestehen, daß sie mehr wußte, als sie zugeben wollte.
    Von den Schwarzen Sternenstraßen hatte Thoy-P'ang im Grunde genommen überhaupt nichts gewußt. Er hatte diese Bezeichnung in Ellerts Bericht gehört. Das war alles. Und was Thoy-P'ang nicht wußte, das war auch den anderen Karaponiden unbekannt - dies galt zumindest im Zusammenhang mit der Perle Moto.
    Im Fall der Karaponiden war also in dieser Beziehung nicht mehr allzuviel zu befürchten.
    Und die Kartanin?
    Sie würden keine Gelegenheit bekommen, es „besser" zu machen und mehr aus diesem geheimnisvollen Objekt herauszuholen. Dafür wollte Dao-Lin-H'ay sorgen, auch wenn ihr dabei das Gewissen schlug und sie ein gewisses Unbehagen nicht ganz unterdrücken konnte. Aber ob es nun um die Reliquien oder die Perle Moto oder um irgend etwas anderes ging – wenn es am Ende doch nur dazu mißbraucht wurde, einen Krieg auszulösen, war es nicht länger kostbar, sondern nur noch gefährlich.

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