145 - In den Fängen der Dämonenspinne
unwillkürlich.
»Die beiden haben ja mal wieder ganz schön
eingeheizt«, murmelte er im Selbstgespräch vor sich hin. »Das sieht ihnen
ähnlich .« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Heute schaffen sie es mal wieder in Rekordzeit... « In der Feme der
kerzengeraden Bahnlinie tauchten die beiden Scheinwerfer der Lokomotive auf.
Aus dem Schornstein über der Kesselanlage wurden dicke Rauchwolken heftig
prustend herausgestoßen, und flammender Widerschein lag über diesem
Schornstein. »Wenn die so rasen, dann sind die glatt heute eine Minute früher,
als der Fahrplan es erlaubt ... «
Schnell näherte sich der Zug.
Joe Milling kniff die Augen zusammen.
»Verrückte Gesellschaft«, schüttelte er den Kopf. »Jonathan müßte doch längst
bremsen ... bei dem Tempo jagt er noch prompt übers Ziel hinaus ... «
Der Stationsvorsteher hielt den Atem an.
Jetzt war es aber auch allerhöchste Zeit, daß die beiden dort in der Lok etwas
taten.
Fauchend und stampfend, in Rauch, Dampf und
feurigen Widerschein gehüllt, donnerte die Lok wie ein urwelthaftes Ungetüm
über die Schienen.
Die Maschine war direkt vor ihm, und Jonathan
Drummer unternahm überhaupt keinen Bremsversuch!
Da stimmte doch etwas nicht!
»Die sind besoffen«, stieß Milling
aufgebracht hervor.
Da hatten sich Jonathan Drummer und sein
Heizer Brown mal wieder was ausgedacht. Die beiden waren manchmal wie große
Jungen und unberechenbar in ihren Launen. Es war schon passiert, daß Drummer
eine halbe Meile vor Stanville-Station die Lok zum Stehen gebracht hatte, weil
er mit dem letzten Rest Wasser gerade noch hierher gekommen war. Dann waren die
Passagiere zu Fuß über die Schienen gelaufen, während Billy Brown daranging,
die Wasserübernahme vorzubereiten.
Ein andermal war - fast wie heute - der Zug
durch die Station gerast, weil Drummer vergessen hatte, daß sie sich schon in
Stanville befanden. Es saß jedoch kein Passagier im Wagen, aber auf der Station
hatte einer gewartet, der sich später beschwerte, weil der Zug erst eine halbe
Stunde nach fahrplanmäßiger Abfahrt ankam.
Auf dem halben Weg nach Hause war Drummer es
plötzlich eingefallen, daß er Stanville überfahren hatte. Kurzerhand legte er
den Rückwärtsgang ein und fuhr den Weg zurück. So kam der wartende Passagier
zwar noch mit, wenn auch verspätet...
Joe Milling steckte seine Trillerpfeife in
den Mund und pfiff schrill. Doch die Geräusche, welche die lautstark
herbeidonnernde Lokomotive verursachte, waren zu laut, als daß Jonathan Drummer
und Billy Brown das Pfeifen in ihrer Kabine hätten hören können.
Da - im letzten Augenblick gerade noch, sah Milling die weit aufgerissene Tür zur Kabine der
Lokomotive.
Der Stationsvorsteher ließ sich einfach zur
Seite fallen, um von dem nach außen ragenden Metallblatt nicht getroffen zu
werden.
Bleich und erschrocken lag er am Boden und
starrte auf den Führerstand. Der war - unbesetzt!
Millings Lippen öffneten sich, als wolle er etwas
sagen. Doch kein Wort kam aus seinem Mund.
Die Innenräume der Waggons waren erleuchtet.
Deutlich waren die Silhouetten der Passagiere wahrzunehmen. Sie standen am
Fenster und sahen das Schild, auf dem >Stanville< stand.
Joe Milling registrierte im Bruchteil eines Augenblicks die ratlosen Gesichter der
Menschen, deren Ziel Stanvillle war.
Dann brauste der Zug vorüber. Der
Stationsvorsteher sah die roten Positionslichter des letzten Wagens in der Feme
verschwinden.
Milling ließ das erloschene Windlicht und die Kelle
auf dem Boden liegen und raffte sich auf. Dann rannte er wie von Furien gehetzt
in sein Office zurück und klingelte die nächste Haltestation an. Der dort
diensthabende Beamte war nicht weniger erschrocken als er, als Joe Milling von seinem Erlebnis berichtete.
Nach dem ersten Schrecken setzte sich jedoch
glücklicherweise wieder ihre Vernunft durch.
»Das Ganze ist halb so schlimm, wenn nur die
Passagiere nicht verrückt spielen«, sagte Milling schnell. »Warum Drummer und Brown sich nicht in der Lok befinden - das
allerdings ist ein Rätsel, welches mir zu denken gibt. Da muß ein ganz dicker
Hund passiert sein. Und die Passagiere selbst scheinen bis zu dem Augenblick
jedenfalls, als der Zug in rasender Fahrt durch Stanville donnerte, nichts
Ungewöhnliches bemerkt zu haben. Spätestens jetzt dürfte ihnen aber klar sein,
daß praktisch eine führerlose Lok vor die Wagen gespannt ist. Kurz bevor
Jonathan und Billy verschwanden, müssen sie die Maschine noch mal
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