1453 - Der unbekannte Feind
Helligkeit, ein dreidimensionales Bildfeld, und darin bewegte sich eine humanoide Gestalt...
Gesil!
Die Gestalt rückte näher. Ja, es war Gesil - unverkennbar. Sie trug ein einfaches, schwarzes Gewand, das bis zum Boden reichte. Sie hatte die Hände zu einer flehenden Geste erhoben. Das Gesicht war schmerzverzerrt. Stockend kamen ihr die Worte über die Lippen: „Perry... Eirene... helft mir! Rettet mich!
Sie quälen... mich zu Tode..."
Perry Rhodan stand starr vor Schmerz und Entsetzen. Er hörte Eirenes wilden Schrei.
Gesils Bild verblaßte. Die Kugel aus weißgelbem Licht erlosch. Qualm und Staub erfüllten den halbverschütteten Gang
4.
Wie er sich befreit und mit Eirene zusammen den Rest der Strecke bis zum Einstiegsloch zurückgelegt hatte, das wußte er später nicht mehr. Mit unerbittlicher Grausamkeit wühlte ihm der Schmerz in der Seele. Gesil war in Not! Ihm war in diesen Minuten die Fähigkeit des klaren Denkens abhanden gekommen. Er begriff nicht, was er da eben erlebt hatte. War es eine Vision gewesen, eine Eingebung, eine Suggestion über Tausende, gar Millionen Lichtjahre hinweg? Hatte wirklich Gesil zu ihm gesprochen? Nur eines wußte er sicher: Eine Halluzination war es nicht gewesen. Eirene hatte ihre Mutter ebenfalls gesehen und sie sprechen hören.
Sie schwebten durch den Einsturztrichter hinauf. Er glaubte, im Hintergrund das Rumoren einer zweiten Explosion zu hören.
Erdreich rutschte an den Wänden des Trichters hinunter und in den Gang. Es kümmerte ihn nicht. Das dritte Boot war inzwischen angekommen und hatte eine Gruppe von Spezialrobotern ausgeschleust, die im Begriff war, CHARLIE-3 zu reparieren. Die fünf Roboter, die Rhodan mitgebracht hatte, schwebten rings um den Rand des Einstiegslochs. Eirene hatte sie über Helmfunk angewiesen, daß ihre Hilfe nicht gebraucht werde, aber ihr syntronisch.es Pflichtbewußtsein machte ihnen klar, daß sie sich dennoch zum Eingreifen bereitzuhalten hatten.
Wortlos ging Perry Rhodan an Bord der CHARLIE-2. Eirene folgte ihm.
Die Besatzung des havarierten Bootes würde am Absturzort zurückbleiben, bis die Reparatur abgeschlossen war. Die Roboter blieben ebenfalls hier. Eirene hatte ihnen Aufträge erteilt. Perry Rhodan hatte sie sprechen hören, aber ihre Worte nicht zur Kenntnis genommen. Die CHARLIE-2 startete und nahm Kurs auf den Nordkontinent. Der Autopilot wußte, was er zu tun hatte.
Rhodan gewann allmählich die Fassung wieder. Er war immer noch bis ins tiefste Innere aufgewühlt und verfluchte die Hilflosigkeit, die ihn dazu verdammte, Gesil leiden zu lassen, ohne daß er ihr zur Seite stehen konnte. Aber die Gedanken verliefen wieder in logischen Bahnen. Er grübelte über die Dinge, die ihm in letzter Zeit zugestoßen waren.
Er hatte von Gesils Verschwinden zum erstenmal durch Atlan erfahren - damals, drüben in Tarkan, als der Arkonide ihm den Memowürfel vorspielte, den Gesil zurückgelassen hatte und der so kodiert war, daß er nur in Atlans Gegenwart abgespielt werden konnte. Seitdem hatte es keine Informationen über die Verschwundene mehr gegeben. Eirene hatte an Bord der CIMARRON, als das Schiff die Grenze zwischen den Universen durchstieß, eine Vision ihrer Mutter gehabt. Aber Eirene selbst war nicht sicher, ob es sich um einen echten mentalen Kontakt oder nur um eine Halluzination gehandelt hatte.
Jetzt aber, kurz hintereinander, war Gesil gleich zweimal aufgetaucht: in den Daten, die Sedge Midmays aus Pedrass Foch Mnemosektion gewonnen hatte, und in der Erscheinung, die ihnen in der Kasematte des uralten Abwehrforts begegnet war. Fast hätte man meinen mögen, daß da jemand systematisch an der Arbeit war. Erst hatte er Perry Rhodan eine strategische Niederlage zugefügt, indem er Rhodans Streitmacht in der Raumschlacht am Perseus-Black Hole zerschlug. Jetzt wollte er ihn auch moralisch und seelisch zerstören, indem er ihm Bilder von Gesil vorspielte.
Fast hätte man dies meinen mögen. Aber Rhodan schob den Gedanken weit von sich.
Es war denkbar, daß die Cantaro die Erinnerung an das Verhör, in dessen Verlauf Nandrok auf Gesil zu sprechen kam, gezielt in Pedrass Fochs Bewußtsein gepflanzt hatten. Aber niemand hatte wissen können, daß die schwer angeschlagene CIMARRON ausgerechnet auf Sisyphos Zuflucht suchen würde. Die Vision, die Eirene und er unten im Korridor gehabt hatten, mußte echt gewesen sein - erzeugt durch die paranormalen Kräfte, über die Gesil als Manifestation einer Kosmokratin
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