Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
noch nicht gezeigt.«
    »Wissen sie denn Bescheid?«
    Frank Law gab keine Antwort. Er sagte nur mit leiser Stimme:
    »Kommt erstmal mit!«
    »Gut.«
    Johnny spürte den Ruck an seiner Hand und setzte sich automatisch in Bewegung. Er hatte sich den Dialog zwischen Lizzy und Frank anhören müssen, aber die Bedeutung der Worte war nicht in sein Hirn gedrungen. Auch bei dem Wort Engel war er nicht mal zusammengezuckt. Er befand sich in einem Zustand, in dem er nicht agieren konnte. Er musste alles tun, was man ihm befahl.
    Frank ging vor. An der Stelle, an der er das Strauchwerk verlassen hatte, blieb er stehen und bog die Zweige zur Seite. Die schmale Lücke reichte soeben aus.
    Dann lag der Grillplatz vor ihnen.
    Obwohl sich Johnny öfter hier aufgehalten hatte, kam ihm alles fremd vor. Er war belebt. Trotzdem verbreitete er den Charme eines alten Friedhofs.
    Die wie dunkel gebeizt aussehenden Brandmauern schirmten die Sicht nach außen hin ab. Wintergras, zum größten Teil zertreten, bedecke den Boden.
    Wer sich setzen wollte, konnte auf entsprechend hohen Steinen seinen Platz finden und auf den Grill schauen, dessen Rost aus sechs Stangen bestand. Sie waren eingeklemmt zwischen zwei mannshohen Steinen. Darunter stand noch eine Auffangschale für die Asche.
    Johnny sah dies alles mehr nebenbei. Er hatte die Augen vor Staunen weit aufgerissen. Die roten Pupillen hatte er schon bei Frank und Lizzy gesehen. Nun nahm er sie auch bei den anderen vier Gestalten wahr, die sich aufgestellt hatten, als befänden sie sich auf der Bühne eines Freilufttheaters.
    Sie gaben keinen Kommentar ab. Sie schauten nur – genau wie die fünf Studenten, die sich auf den Boden hatten hocken müssen. Mit ihren Rücken lehnten sie an der kalten Steinwand einer Mauer. Es waren drei junge Frauen und zwei Männer.
    Johnny kannte sie zwar nicht namentlich, jedoch vom Sehen. Sie waren bestimmt von den Hörsälen weggeholt und hierher verschleppt worden. Zwar befanden sie sich noch auf dem Campus, aber der Grillplatz kam Johnny in diesem Moment vor wie irgendeine Lichtung im Busch von Borneo.
    »Setz dich zu ihnen!«, wurde Johnny befohlen.
    »Und dann?«
    »Du sollst dich setzen!«
    Es regte sich kein Widerstand mehr bei ihm. So folgte er Lizzys Anweisung.
    Seine Knie zitterten. Die fünf Augenpaare schauten ihn ausdruckslos an. Trotzdem las er die Botschaft darin, dass ihnen alles egal war.
    Johnny musste sich an den Außenrand hocken.
    Neben ihm saß eine Kommilitonin, die ihre Beine angewinkelt und die Hände um die Knie geschlungen hatte.
    Johnny kannte sie. Er hatte sich einige Male mit ihr unterhalten, und als er sich jetzt auf sie konzentrierte, fiel ihm ihr Name wieder ein.
    Wenn ihn nicht alles täuschte, hieß sie Doris. Sie trug einen dünnen Pullover aus schwarzer Wolle. Ihre blauen Jeans waren mit Strass besetzt. Das Haar hatte sie sich silbergrau färben lassen. Dazwischen schimmerten hellrote Strähnen.
    Lizzy und Frank hatten sich zu den anderen Rotaugen gesellt. Sie schwiegen, sie schauten nach vorn, und trotz ihrer lässigen Haltung wirkten sie startbereit.
    Keiner von ihnen stürzte sich auf die Entführten. Sie blieben ruhig, aber sie taten etwas anderes, denn sie fingen gemeinsam an zu singen…
    ***
    Natürlich standen wir unter Strom. Johnny musste so bald wie möglich gefunden werden, bevor etwas Schlimmes passierte. Unsere einzige Spur war dieser Grillplatz. Dabei stand nicht fest, ob es etwas brachte, wenn wir ihn aufsuchten. Irgendwo mussten wir anfangen, und von dem Dekan konnten wir keine Unterstützung erwarten.
    Es stellte sich auch die Frage, ob wir gehen oder fahren sollten.
    Durch Braddock kannten wir den Weg, den wir einschlagen mussten, aber wir fuhren nicht und gingen zu Fuß.
    Und wir hörten die Sirene. Der helle Kastenwagen mit dem Notarzt raste wenig später an uns vorbei. Wir verfolgten ihn mit unseren Blicken und sahen ihn vor einem Gebäude halten. Vor der Tür hatten sich Menschen angesammelt. Studenten, auch ältere. Sie redeten und gestikulierten. Wenig später lief der Notarzt in Begleitung seiner Helfer ins Haus.
    Mir fiel auf, dass Bill Conolly auf seiner Unterlippe kaute. Ich wusste, was ihn quälte. Ich an seiner Stelle hätte auch nicht anders reagiert. »Okay, wir schauen nach.«
    »Danke, John.«
    Schweigend eilten wir dem Wagen des Notarztes entgegen. Ich hörte Bills hektischen Atemzüge, hielt mich aber mit einem Kommentar zurück, denn ich wusste sehr wohl, wie es in ihm aussah.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher