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1456 - Fremde in der Nacht

Titel: 1456 - Fremde in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hochstämmiger Urwald, der nur links von mir eine vegetationsarme Schneise mit eingelagerten Felsen freigab.
    Dort warteten die hinter Schirmen abgestellten Jäger auf gute Schußmöglichkeiten. Wir konnten es uns nicht erlauben, die Arbis wegen zu großer Entfernungen krank zu schießen, um danach zu einer Nachsuche gezwungen zu werden. In der Basis warteten ein paar tausend hungrige Galaktiker auf Nahrung.
    Ich gab einige Hinweise per Sprechfunk durch. Jeder Jäger antwortete und bestätigte seinen Standort - bis auf einen!
    Dieser eine verließ soeben die Deckung des Altholzbestands und versuchte, die etwa achtzig Meter breite Schneise zu erreichen.
    Er rannte, hüpfte und stolperte winkend und brüllend auf den Sektor zu, den die Arbis-Herde als einzigen zur Flucht benutzen konnte.
    Aus dem Lautträger meines Funkhelms drangen Laute, die ich nur ungefähr verstehen konnte. „Zurück - nicht hierher, zurück mit euch, so geht doch fort...!"
    Fassungslos, wie ich in meinem Leben nur selten gewesen war, begriff ich, daß der Syntron-Statistiker Yart Fulgen allen Ernstes versuchte, die in Panik flüchtende Herde aufzuhalten. „Fulgen, zurück in Deckung!" schrie ich in mein Helmmikrophon. „Sie zertrampeln dich. Fulgen..!"
    Es half nichts! Der lange, schmächtige Mann hüpfte mit einem ungelenk wirkenden Sprung auf einen höchstens fünfzig Zentimeter hohen Stein, der kaum über die Spitzen des wogenden Grases hinwegragte.
    Von dort aus setzte er seine Beschwörungen fort. Seine Jagdwaffe lag irgendwo im Unterholz.
    Ich startete den Shift und nahm Kurs auf den nur knapp hundert Meter entfernten Verrückten. Er mußte verrückt sein! Er hätte sich ebensogut einer Dampflokomotive in den Weg stellen können.
    Von rechts flog einer unserer Luftgleiter herbei. Ondri Nettwon feuerte ruhig und gezielt von der offenen Ladefläche herab.
    Es gelang ihr, die Leittiere wenigstens zu einem geringen Schwenk zu verleiten, der mir Gelegenheit gab, Yart Fulgen im letzten Augenblick mit dem Antigrav-Saugfeld an Bord zu hieven.
    Nur einen Meter unter dem Shift donnerte die schwarze Masse mit wogenden Leibern über das Steinchen hinweg, das Fulgen soeben noch als Trutzburg benutzt hatte.
    Ich zog den alten Flugpanzer höher und flog gegen die Windrichtung aus den aufgewirbelten Staubwolken hinaus.
    Eine Frauenstimme klang aus den Lautsprechern meines Funkhelms. „Ondri spricht. Hast du ihn noch retten können?"
    Ich lauschte dem Klang nach. Ondri Nettwon war terranischer Abstammung und eine Erscheinung, die nicht nur durch ihr dunkles Organ auffiel. Vieles an ihr erinnerte mich an Iruna. „Hallo, hörst du mich? Ich rufe Atlan!"
    Ich räusperte mich und sah nach hinten.
    Yart Fulgen kauerte mit angezogenen Beinen auf dem Boden der Ladefläche.
    Seinen Funkhelm hatte er abgelegt.
    Trotzig, die schmale, etwas zu groß geratene Nase angriffslustig auf die Pilotenkanzel gerichtet, schaute er mich an. „Alles in Ordnung, ich habe ihn gerade noch aus der Stampede herausfischen können."
    Ich hörte, wie sie erleichtert aufatmete.
    Fulgen, dieser Unglücksvogel, verehrte und bewunderte sie so betont unauffällig, daß jedermann sah, welche Gefühle ihn bewegten.
    Ondri Nettwon schien ihn in der Art einer älteren Schwester zu lieben, was unser Plophoser natürlich gründlich mißverstand. Wer aber sollte die seelische Roheit aufbringen, ihm diese Tatsache mitzuteilen? Nicht einmal der grobe Überschwere Aktet Pfest hatte es über sich gebracht, Yart aufzuklären.
    Südlich meines Standorts wurde jetzt heftig geschossen. Erstmals seit meiner Ankunft auf Heleios würden wir ausreichend Nahrung mit nach Hause bringen können. „Die Jagd läuft gut", berichtete Ondri. „Die alten Gewehre sind besser als gedacht. Die Zünder der Raketengeschosse sprechen nach einer Eindringtiefe von etwa vierzig Zentimeter an. Für schwächeres Wild sind die Explosivprojektile aber nicht geeignet."
    „Sie sind auch für Großwild gedacht", erklärte ich. „Paßt auf die Raubechsen auf.
    Sie werden nicht lange auf sich warten lassen."
    „Paß du lieber auf dich auf. Wie ich Fulgen kenne, wird er dich gleich einen Mörder nennen. Ich beende die Jagd. Es reicht für den dringendsten Bedarf.
    Einverstanden?"
    „Natürlich! Wie reagieren die Versorgungsroboter?"
    „Pfest kümmert sich darum. Die alten Syntronprogramme sind mehr auf die Tätigkeit im Schlachthaus ausgelegt. Es wird Probleme geben. Ist unser soziologisch geprägter Statistiker noch

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