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1456 - Fremde in der Nacht

Titel: 1456 - Fremde in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einigermaßen ruhig?"
    „Nein, das ist er nicht, ihr Mörder!" gellte Fulgens Stimme auf. „Ihr seid nicht besser als die Schlächter der cantarischen Geheimdienste. Wie kann man nur auf unschuldige Tiere schießen?! Von dir, Ondri, hätte ich das nie erwartet. Ich..."
    Yart Fulgen schrie seine Empörung in mein Helmmikrophon. Es wäre zwecklos gewesen, ihn in diesen Augenblicken beruhigen zu wollen.
    Selbstverständlich dachte er nicht mehr im Traum daran, daß er den Inhalt meiner letzten Fleischkonserve mit Hochgenuß verspeist hatte.
    Ich ließ ihn toben, bis er nach Atem zu ringen begann. Die Hiebe seiner flachen Hände gegen meinen Rücken duldete ich ebenfalls.
    Schließlich saß er wie ein Häufchen Elend neben mir im zweiten Pilotensitz und starrte auf seine bebenden Hände.
    Ich nahm Fahrt auf, flog über den Urwald hinweg und hielt über der breiten Schneise im Schwebeflug an.
    Unter uns war das Gelände von dunklen Körpern bedeckt. Fulgen grinste mich bissig an. Er wußte, daß ich ihn mit den Realitäten des Daseins konfrontieren wollte.
    Er besaß einen überaus scharfen, analytisch geprägten Verstand und ein Fachwissen, das für die Zwecke der Widder als unersetzbar anzusehen war.
    Es war Yart Fulgen gewesen, der in seiner ehemaligen Position als Syntron-Statistiker auf der Cantaro-Welt Stiftermann III das Kunststück vollbracht hatte, in die galaktische Zentralsyntronik NATHAN einzudringen.
    Ohne Fulgen hätten die Widder wahrscheinlich heute noch nicht gewußt, daß es uns gelungen war, den Chronopuls-Wall zu durchdringen.
    Ich ging tiefer und flog über die diskutierenden Jäger hinweg. Aktet Pfest kam mit seinem Luftgleiter an und landete neben einem erlegten Arbis-Bullen.
    Fulgen stieß einen Laut aus, der dem Klagen eines waidwunden Tieres glich. Ich konnte ihm jedoch nichts ersparen.
    Ehe ich ebenfalls landete, sagte ich: „Du hast in deinen neunundzwanzig Lebensjahren nie darüber nachgedacht, woher die Speisen auf deinem reichgedeckten Tisch kamen."
    „Konzentrate!" belehrte er mich. „Natürlich! Konzentrate von allen denkbaren Grundnahrungsmitteln, darunter jede Menge Fleischanteile. Du solltest besser wissen als ich, wie die Völker der Milchstraße ernährt werden. Wenn du jemals in den Reihen der Widder bestehen willst, mußt du ergründen, was der Begriff >fressen und gefressen werden< bedeutet.
    Und jetzt haben wir uns darum zu kümmern, die Beute zur Endnutzung zu bringen."
    „Beute!" wiederholte er verächtlich. „Wilde Tiere machen Beute."
    Ich schaltete das Triebwerk ab und fuhr die Transparentkuppel des Shifts zurück. „Wie wahr, Yart Fulgen! Du bist doch ebenfalls terranischer Abstammung, oder?
    Lediglich auf Plophos geboren."
    Ich sprang hinunter ins saftige Gras. Ein Koloß von Mann kam auf mich zu.
    Aktet Pfest war nur etwa einsfünfundsechzig groß, dafür aber ebenso breit. Er besaß die lindgrüne Haut der Überschweren und bewegte sich unter der vorherrschenden Schwerkraft von eins Komma zwei Gravos so unbeschwert, wie wir auf einem kleineren Mond.
    Die Muskelbündel seiner Schultern drangen aus dem verrutschten Overall hervor. Seine keulenartigen Arme waren verschmutzt. „Fehlschlag!" rief er mir grußlos entgegen. „Nichts funktioniert! Die Roboter leisten vielleicht in der Fleischfabrik gute Arbeit. Hier drehen sie durch. Sie kapieren einfach nicht, wie die Tierkörper in dieser Lage zu versorgen sind. Sollen wir es selbst versuchen?"
    „Achtundzwanzig Arbis aufbrechen?
    Bist du wahnsinnig?" beschwerte sich ein Blue. „Ohne mich! Hast du eine Ahnung, wie riesig die sind?"
    Er schulterte sein Gewehr und ging auf den nächsten Gleiter zu.
    Aktet Pfest deutete auf den Arbis-Bullen.
    Es war ein Gigant von sicherlich achtzehnhundert Kilogramm. „Er hat recht. Das schaffen wir nicht mit den paar Leuten. In zwei Stunden haben wir mindestens fünfunddreißig Grad. Es wird alles verderben."
    Ich gab es auf, die Versorgung an Ort und Stelle vornehmen zu wollen. Die heutigen Galaktiker konnte man nicht mit den Fleischbeschaffern des amerikanischen Eisenbahnbaus im neunzehnten Jahrhundert vergleichen.
    Mein Extrasinn sprach sofort an und gaukelte mir Bilder aus längst vergangenen Zeiten vor. „Du hast den Primitiven ja unbedingt zeigen müssen, wie man am besten Tunnel bohrt", tönte es spöttisch aus meinem Unterbewußtsein. „Hundert Büffel wöchentlich hätten die Ureinwohner vor bitterer Not bewahrt. Indianer hat man sie genannt."
    Ich schüttelte

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