1458 - Die Spur der Haluter
Wo finde ich ihn?" Er ging auf den Posbi zu und blickte drohend auf ihn hinab. „Wenn du jetzt sagst, auf Big Planet, dann erschlage ich dich."
„Aber es stimmt. Er ist hier!"
„Ich will den genauen Ort wissen. Führe mich hin."
„Das hätte ich längst getan, wenn ich gewußt hätte, daß Sie zu Sokrates wollen. Sie haben mir aber einen anderen Namen genannt."
Icho Tolot lachte dumpf. „Mein lieber Freund", sagte er. „Glaube nur nicht, daß du mich damit nerven kannst. Du wirst mich jetzt sofort und ohne Umwege zu Sokrates bringen. Wie weit ist er von hier entfernt?"
„Weit ist ein Begriff, der ein Empfinden definiert, jedoch keine präzise Auskunft gibt", sinnierte Pantalon. „Weit, das ist für manchen schon der Weg bis zu seiner Nasenspitze, während ein anderer ..."
Erschrocken verstummte er, denn Icho Tolot hatte einen armlangen Kristall ergriffen und ihn nach ihm geschleudert, Da er ihn nicht zerstören wollte, hatte er ihn mit Absicht knapp verfehlt. „Es ist wirklich nicht mehr weit bis zu deiner Verschrottung", bemerkte der Haluter. „Wenn du mich nicht augenblicklich zu Domo Sokrat führst, kannst du die letzten Sekunden deines Daseins zählen."
„Jetzt habe ich Sie nicht ganz verstanden", rief der Posbi. Wie in großer Erregung fuchtelte er mit seinen drei Armen. „Sicherlich wollten Sie mir zu verstehen geben, daß es nicht mehr lange dauert, bis Sie mit Ihrer Geduld am Ende sind, während die Formulierung ..."
Er duckte sich, um dem nächsten Geschoß zu entgehen. „Ich habe verstanden", beteuerte er. „Sie wünschen keine Diskussionen. Ist das richtig?"
„Genau", bestätigte Icho Tolot. „Ich mache dir gleich dort Dampf, wo du besonders empfindlich bist.
Also los jetzt!"
„Es ist schon spät", erklärte der Posbi. „Wir werden die ganze Nacht unterwegs sein. Brechen wir sofort auf, oder ziehen Sie es vor, hier zu übernachten?"
Icho Tolot blickte in die tiefstehende Sonne, die sich als kleiner roter Ball dem Horizont näherte. Pantalon hatte recht. In wenigstens einer halben Stunde würde es dunkel sein. Doch dadurch wollte der Haluter sich nicht behindern lassen. „Wir verlieren keine Zeit mehr", erwiderte er. „Wir starten."
Er schwebte in die Höhe, und auch der Posbi schaltete seinen Antigrav ein. „Folgen Sie mir!" forderte er ihn auf. „Und geben Sie mir Bescheid, wenn ich zu schnell sein sollte.
Natürlich werde ich ständig auf Sie achten, aber es könnte sein, daß wir uns aus den Augen verlieren.
Schlechtes Wetter könnte ..."
Er redete pausenlos weiter und zählte alle Eventualitäten auf, unter denen sie getrennt werden konnten.
Icho Tolot hörte nicht mehr hin.
Sie flogen nach Südwesten, überquerten mehrere Bergrücken mit dichten Schachtelhalmwäldern und erreichten danach ausgedehnte Sümpfe. Von ihnen sah Icho Tolot jedoch nicht mehr sehr viel. Die Sonne ging unter, und die Sterne verbreiteten nur wenig Licht.
Der Haluter war sicher, daß sich Domo Sokrat hinter dem Namen Sokrates verbarg. So hatte er sich auch genannt, als er Atlans Orbiter und ein Schüler der von Stalker gegründeten Schule der Helden gewesen war. Als solcher war er auf Big Planet gewesen und hatte versucht, die Terzrocker für Stalker zu werben.
Bisher hatte Icho Tolot lediglich gehofft, Domo Sokrat auf diesem Planeten zu finden, gewußt hatte er es nicht. Als er vor 500 Jahren kurz auf Terzrock weilte, hatte er Sokrat nicht vorgefunden. Es hieß, daß Sokrat vor langer Zeit aufgebrochen war. Niemand wußte, wohin, und niemand wußte, ob er je wieder nach Terzrock zurückkehren würde.
Und nun, Jahrhunderte später, befand Tolot sich wieder auf Terzrock, und endlich schien er eine Spur zu Domo Sokrat gefunden zu haben.
Er wurde schläfrig. Pantalon flog vor ihm her durch die Nacht und verzichtete auf das, was der Haluter insgeheim „Volksreden" nannte. Er schloß die Augen und schlief ein, und er wachte erst wieder auf, als sich der neue Tag mit einem Silberstreif am Horizont ankündigte. Sie näherten sich einem Gebirgszug, der sich als gewaltige Barriere im Südwesten auftürmte. Icho Tolot schätzte, daß die höchsten Berge eine Höhe von mehr als 16 Kilometern erreichten. Der Himmel war schwarz und sternenklar, nahm aber bald eine graugrüne Färbung an. Pantalon flog unverdrossen vor ihm her. „Ausgeschlafen?" rief der Posbi.
Icho Tolot ging nicht auf die Frage ein. „Wo ist Domo Sokrat?" forschte er. „Und wie lange dauert es noch, bis wir bei ihm
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