1458 - Die Spur der Haluter
Icho Tolot setzte sich ebenfalls. Erwartungsvoll blickte er den ehemaligen Orbiter Atlans an. Er kannte keine Legenden, die sich mit dem Schicksal des halutischen Volks befaßten. „In der Legende von Thamaskan Ahaquyn heißt es, daß unser Volk Halut verlassen hat, um bis ans Ende des Universums zu fliegen. Die Haluter haben ein Raumschiff gebaut, das größer ist als der Mond Terras.
Darin gibt es für jeden Haluter einige Räume, in denen er in völliger Isolation leben kann, solange er will", führte Domo Sokrat aus. „Was für eine großartige Idee für ein Volk, das bereits bis an die Grenzen der Wissenschaft vorgestoßen ist!"
Icho Tolot blickte ihn zweifelnd an. „Sind Sie sicher, daß sie es wirklich getan haben?" fragte er. „Natürlich nicht", erwiderte Domo Sokrat. „Es ist eine Legende. Darin heißt es, daß die Haluter vor Jahrhunderten aufgebrochen sind. Vielleicht dauert die Reise Jahrtausende, aber das spielt keine Rolle.
An ihrem Ende werden einige aus unserem Volk ein Schauspiel erleben, wie es noch niemandem vergönnt war. Wenn ich eines bedaure, dann die Tatsache, daß ich nicht an Bord sein kann."
Icho Tolot stand auf, griff in den Schnee, formte einen Ball und schleuderte ihn weit von sich. „Ich kann nicht glauben, daß unser Volk tatsächlich einen solchen Plan verfolgt", bemerkte er dann. „Es ist eine der Legenden", lächelte Domo Sokrat. „Und ich wäre stolz darauf, wenn sie die ganze Wahrheit erzählte! Kein Volk hat je ein solches Unternehmen gewagt!"
„Es gibt also noch mehr Legenden", stellte Icho Tolot fest. „Woher stammen sie?"
„Ich weiß es nicht. Einer erzählt dem anderen, was er gehört hat, und mancher dichtet einiges hinzu, um anderes wegzulassen, bis das entsteht, was man eine Legende nennt."
„Wer hat Ihnen erzählt, wie es unserem Volk ergangen ist?"
„Ein Gurrad."
Icho Tolot erinnerte sieh daran, daß seine Batterien weitgehend erschöpft waren, und er sagte es Domo Sokrat. Dieser lud ihn daraufhin ein, in seine Eishöhle zu kommen, um die Batterien dort aufzuladen, und er folgte ihm in eine phantastisch anmutende Welt, in der es ein seltsames Nebeneinander von Primitivität und Hochtechnologie gab. Domo Sokrat hatte sich tief in den Gletscher gegraben und mehrere Höhlen angelegt. In allen standen Maschinen, die er für seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der dimensionsüberschreitenden Formenergie benötigte. Komfort gab es nirgendwo. Die Maschinen standen auf isolierenden Matten auf dem Eis. Domo Sokrat hatte sich nirgendwo die Mühe gemacht, die Wände zu verschalen oder in irgendeiner Weise zu verschönern. So entstand der Eindruck, als habe er lediglich vor, die Eishöhlen für eine kurze Zeit als Provisorium zu benutzen, tatsächlich lebte und arbeitete er hier seit Jahrzehnten oder länger. „Wo sind die Gurrads?" fragte Icho Tolot, während seine Batterien aufgefüllt wurden. „Ich habe noch keinen von ihnen gesehen. Was treiben die Posbis hier? Wieso sind einige Terzrocker so aggressiv, während sich andere geradezu kindisch und äußerst friedfertig verhalten. Was ist mit den Industrieanlagen geschehen?"
„Das sind viele Fragen auf einmal", erwiderte Domo Sokrat. „Ich werde versuchen, sie zu beantworten."
Er lehnte sich gegen eine Eiswand und verschränkte die vier Arme vor dem mächtigen Körper. „Alles ist sehr viel ruhiger geworden auf Big Planet", führte er aus. „Ich habe fast den Eindruck, als hätten sich alle Terzrocker zum Schlafen hingelegt, um neue Energien zu schöpfen für den nächsten großen Ansturm auf die Zukunft, der zweifellos kommen wird. Ich habe davon gehört, daß einige Terzrocker aggressiv sind, aber sie sind die große Ausnahme. Unter Tausenden findet man höchstens einen, der so ist."
„Und die Industrie?"
„Arbeitet mit einem Minimum ihrer Kapazität. Sie stellt nur das her, was unbedingt nötig ist. Batterien beispielsweise für die Gravo-Paks der Gurrads. Sie wissen, daß die Gurrads ohne Gravitationsausgleich nicht auf Big Planet leben können."
„Natürlich nicht. Die Gravitation ist viel zu hoch für sie."
„Sie hätten längst versuchen sollen, sich ihr anzupassen", kritisierte Domo Sokrat, ohne anzudeuten, wie die Gurrads eine solche Anpassung hätten erreichen können. „Und sonst?"
„Ich weiß wirklich nicht, wozu Sie fragen, Tolotos! Alles ist normal. Dies ist eine heile Welt, auf der alle so leben können, wie sie wollen. Gewiß gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen
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