Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1461 - Katakomben des Wahnsinns

1461 - Katakomben des Wahnsinns

Titel: 1461 - Katakomben des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sie genauer beleuchteten, stellten wir fest, dass sie sich von normalen Särgen unterschieden. Erstens lag es an der geraden eckigen Form, und zweitens waren sie nicht geschlossen. Zwar hatte man die Deckel auf die Unterteile gelegt, das aber recht nachlässig und auch schief. Zwischen den Deckeln und den Rändern gab es genug Platz für die Hände der Toten, die wie Tierklauen über dem Rand hingen und sich nicht bewegten.
    »Vier Verschwundene und…«
    »Nein, John, fünf. Du vergisst meinen Kollegen Wesley.« Bill bewegte seinen Arm um eine Idee nach rechts. Der Lichtkegel wanderte weiter, und wir sahen schließlich das Holz des fünften Sargs einsam glänzen.
    Der Sarg sah noch neu aus. Er trug keine Patina wie die anderen.
    Bill ging auf den Sarg zu.
    Auch bei ihm war der Deckel nur nachlässig auf das Unterteil gelegt worden. Bill Conolly schob ihn ganz zur Seite und leuchtete die Leiche an.
    Ich war zurückgeblieben, um ihm den Rücken zu decken, und ich hörte seinen Kommentar.
    »Jemand hat ihn erwürgt.«
    Bills Worte hatten erstickt geklungen. Mir ging es nach dieser Eröffnung nicht gut. Das Blut war mir in den Kopf gestiegen.
    »Bleib da stehen, Bill. Ich möchte mir den Inhalt der anderen Särge auch anschauen.«
    »Ist gut.«
    Es war kein Job, auf den ich mich freuen konnte. Aber es störte mich etwas. Die Menschen hier lagen bereits länger in den Totenkisten, und es hätte sich hier eigentlich der Geruch der Verwesung ausbreiten müssen. Aber in dieser Höhle roch ich nichts. Hier gab es sowieso eine ungewöhnliche Luft, die ich noch nicht richtig einordnen konnte, die mich allerdings stark störte.
    Ich kannte die verschwundenen Männer nicht persönlich, doch jetzt schaute ich sie mir der Reihe nach an. Meine Lampe gab genügend Licht.
    Sie lagen in den Särgen. Die waren jetzt alle offen, denn ich hatte die Deckel entfernt.
    Und keiner der Leichname zeigte Anzeichen einer Verwesung.
    Nicht mal stockige Leichenflecken malten sich auf der Haut ab. Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass die Toten frisch aussahen.
    Das erklärte ich auch Bill Conolly, als er mich nach den Leichen fragte. »Nicht verwest, John?«
    »So ist es.«
    »Kannst du dir einen Grund vorstellen?«
    Ich hob die Schultern. »Noch nicht.«
    »Das ist der Bleiche, John, der Killer. Es gibt keine andere Erklärung.«
    Da hatte er Recht. Aber wo steckte er?
    Mich interessierte nicht im Einzelnen, wie die Menschen umgekommen waren. Wichtig war ihr Mörder, und wir mussten davon ausgehen, dass er sich noch in diesen verdammten Katakomben aufhielt, die einen Menschen dem Wahnsinn nahe bringen konnten.
    Einmal hatte ich ihn für kurze Zeit gesehen. Da war er mir entwischt. Jetzt fragte ich mich, ob das aus taktischen Gründen passiert war oder ob ihm das Kreuz tatsächlich Angst eingejagt hatte.
    Den Toten konnten wir nicht mehr helfen. Jetzt mussten wir uns um deren Mörder kümmern, und mir war klar, dass der Bleiche, den ich für den Mörder hielt, kein normaler Mensch war. Ich hatte über ihn nachgedacht, war aber zu keinem Ergebnis gelangt. Es gab einfach zu viele Variationen, die man hätte in Betracht ziehen können.
    Die Höhle hatte er nicht verlassen. Das hätten wir gesehen. Also musste er hier sein Versteck haben. Über die Größe und über die Anzahl der einzelnen Räume wussten wir nichts, und das änderten wir.
    Beide leuchteten wir in den dunklen Hintergrund hinein, der nicht mehr finster blieb, weil das helle Licht der beiden Lampen ihn zerriss. Wir waren enttäuscht, als die Kegel über nackte Wände glitten und nur ab und zu eine dieser scheußlichen Zeichnungen auftauchte.
    »Ist er doch weg?« fragte Bill.
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Vielleicht gibt es einen zweiten Ausgang.«
    »Schon. Aber irgendwie passt das nicht. Da verlasse ich mich ganz auf mein Gefühl.«
    Während Bill den Lichtstrahl wandern ließ, fragte er: »Verlässt du dich nicht auf dein Kreuz?«
    »Es reagiert, Bill, das ist alles. Ich habe allmählich das Gefühl, dass mein Kreuz die andere Seite in die Flucht getrieben hat. Ich kann mich täuschen, aber es scheint so zu sein.«
    Bill wusste auch keine Antwort mehr. Er blieb nicht stehen. Er wollte diese Katakombe bis in den letzten Winkel untersuchen. Ich ging nicht von den Särgen weg, und was mir schon bei meinem Eintritt aufgefallen war, das blieb auch jetzt bestehen.
    Man konnte es als Luft beschreiben. Oder als eine Atmosphäre, die sich hier aufgebaut hatte. Sie war nicht mit

Weitere Kostenlose Bücher