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1461 - Katakomben des Wahnsinns

1461 - Katakomben des Wahnsinns

Titel: 1461 - Katakomben des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Mond.
    Es sah wirklich zuerst so aus, als wäre es der Erdtrabant, der sich dort zeigte. Bei genauerem Hinschauen aber sah ich es anders. Das war kein Mond, das war ein Gesicht.
    Ich sah den Bleichen!
    Wie ein Götze malte er sich inmitten der Allegorie des Schreckens ab. Rechts von ihm hockten zwei Monster, die ihre spitzen Zähne in Fleischstücke geschlagen hatten, die beinahe aussahen wie Teile eines menschlichen Körpers.
    Dass sich der Bleiche zeigte, hatte etwas zu bedeuten, und ich hoffte auf eine Erklärung.
    Er blieb noch stumm. Aber er beobachtete mich genau. Sein Gesicht schwamm in der Schwärze, die ihn umgab. Ich sah die offenen Augenhöhlen und einen ebenfalls offen stehenden Mund.
    War er der Tod? Wollte er das Sinnbild des Sensenmannes sein?
    Ich sah ihn an und hoffte, dass er mich verstand und auch sprechen konnte. Zumindest der Schreiner hatte sich mit ihm unterhalten können. Und so fragte ich: »Wer bist du? Was soll das hier?«
    »Ich bin Orlando!«
    Die Antwort hallte in meinen Ohren. Ich war überrascht. Er hatte nicht mit einer normalen menschlichen Stimme gesprochen, sie klang elektronisch verzerrt.
    »Gut, du bist also Orlando. Stört es dich, dass ich deinen Namen zum ersten Mal höre?«
    »Nein. Nicht jeder kennt mich. Es ist lange her, dass ich hier meine Zeichen gesetzt habe.«
    »Ich verstehe. Dann bist du der Anführer dieser Sekte gewesen, die damals hier gehaust hat?«
    »Ja.«
    »Und die dem Teufel diente?«
    Diesmal gab es keine so klare Antwort für mich. »Du machst es dir zu leicht. Nicht nur dem Teufel waren wir zugetan.«
    »Wem noch?«
    »Allen…«
    »Wieso?«
    »Allem Bösen. Wir liebten die Dämonen. Wir haben uns mit ihnen eingelassen. Wir wollten sein wie sie. Wir stiegen ihnen entgegen, wir wollten sie ein- und auffangen, und wir gaben ihnen unsere Körper hin.«
    »Was heißt das genau?«
    »Wir haben uns geopfert!«
    Ich schwieg und schluckte. In meinem Innern war ich aufgewühlt und hatte dabei das Gefühl, mein Körper wäre erhitzt. Ich spürte den Schweiß auf den Handflächen, und der Druck in meinem Hinterkopf ließ auch nicht nach.
    Neben mir flüsterte Bill mit rauer Stimme: »Gott, wo soll das noch enden, verdammt?«
    »Es ist schon beendet«, hörten wir die Stimme von der Decke. »Ich habe es beendet, denn ich bin der Führer der Sekte gewesen. Ich habe es geschafft, wovon andere nur träumen.«
    Er hatte zwar nichts Konkretes gesagt, aber ich fing an, nachzudenken. In meinem Kopf ordneten sich endlich die Gedanken, und so kam ich zu dem Schluss, dass dieser Orlando, der Bleiche, sein eigenes Spiel durchgezogen hatte.
    Ich sprach ihn wieder direkt an. »Du hast sie geopfert! Du hast deine Leute in den Tod geführt, die dir vertraut haben. Du bist derjenige gewesen, der sie um sich versammelt hat, der sie durch Worte und Taten abhängig gemacht hat, wie das in einer Sekte üblich ist, und über deine wahren Absichten hast du sie im Unklaren gelassen. Du hast ihnen nicht erzählt, dass sie nur Mittel zum Zweck waren, um dich über alle zu erheben. Du wolltest die Macht. Du wolltest zu den Dämonen. Du wolltest selbst erleben, wie es ist, zwischen den Welten zu pendeln. Du hast sie der Hölle geopfert, um dich zu erhöhen.«
    »Gut bist du, mein Freund. Ja, so ist es gewesen. Das habe ich alles getan. Nur so konnte ich werden wie sie. Ich bin eingegangen in ihr Reich. Ich habe mich dort wohl gefühlt. Ich konnte einer von ihnen werden. Ich behielt meinen menschlichen Körper, wurde aber zu einem anderen, zu einer Maske, zum Bleichen, und ich reihte mich so in ihren wunderbaren Kreis ein.«
    Es war ein Geständnis, das auch mich schockte. Was vor langer Zeit hier passiert war, das hatte man als Zeichnungen an der Decke und den Wänden der Katakomben festgehalten, und ich merkte, dass sich mein Herzschlag beschleunigte. Zugleich trat mir der Schweiß aus allen Poren, und ich hatte das Gefühl, dass sich mein Magen zusammenpresste.
    Trotz allem blieb ich ruhig, hob sogar einen Arm an und deutete in die Runde. »Waren es deine Vertrauten, die diese dämonische Folter erlebten? Ist das wirklich so gewesen?«
    »Sicher, das waren sie. Sie gingen den Weg mit mir, um andere Welten zu erleben.«
    »Haben sie das denn?«
    »Die meisten schon. Nein, alle, aber sie waren Menschen, und sie standen nicht auf der Seite der mächtigen Dämonen einer anderen Dimension. Sie starben, nachdem sie dies durchlitten, und ich bin als großer Sieger hervorgegangen.«
    »Es war deine

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