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1461 - Katakomben des Wahnsinns

1461 - Katakomben des Wahnsinns

Titel: 1461 - Katakomben des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Belohnung oder?«
    Das bleiche Gesicht unter der Höhlendecke zuckte. »So ist es gewesen. Meine Belohnung.« Ein raues und auch wildes Lachen folgte.
    »Ich habe meinen Plan erfüllen können.«
    »Nicht ganz«, sagte ich. »Es gibt weiterhin die Toten. Fünf sind es. Warum, Orlando? Warum?«
    »Das will ich dir sagen. Es ist zu viel Zeit vergangen, und ich bin gezwungen, gewisse Dinge zu ändern. Ich werde es noch mal versuchen müssen. Sie wollen Opfer, sie sind gierig. Ich hatte vor, die Sekte wieder auferstehen zu lassen, doch die Zeiten haben sich ge ändert, und so hat man mir erlaubt, die Opfer auf eine andere Weise zu bringen, damit die andere Welt zufrieden sein kann. Denn sie ist gierig, sehr gierig sogar.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein!« sagte ich energisch. »Einmal dieser Wahnsinn reicht völlig. Es wird kein zweites Morden mehr geben. Es ist aus, es ist vorbei. Keine Folter, keine grausamen Tötungen. Die Zeiten haben sich wirklich gewandelt. Die Menschen denken heute anders, Orlando.«
    »Hör auf. Du hast selbst erlebt, wie die Menschen zu beeinflussen sind. Erzähl mir nichts. Ich war der große Sieger, und ich werde es auch wieder sein.«
    »Dann musst du mich vernichten, Orlando. Und auch meinen Begleiter. Fünf weitere Tote reichen aus. Deine Herrschaft und auch dein Thron in der Dämonenwelt wackeln.«
    »Nie!« kreischte er. »Die Katakomben des Wahnsinns werden auch euch fressen. Ja, sie sind tot, aber ihre Geister geben keine Ruhe. Sie sind noch vorhanden. Sie tanzen im Unsichtbaren, sie jaulen, sie schreien, sie sind das Grauen, mein Freund, und du wirst es nicht stoppen können. Es gibt keinen Weg zurück für dich, denn du wirst der nächste Tote sein. Du und dein Freud. Keine Chance mehr für euch.«
    Ich hatte mich bisher nur auf sein maskenhaftes Gesicht konzentriert. Es hatte sich beim Reden nicht verändert, der Kopf hatte nur gezuckt.
    Seine nächste Geste sollte uns demonstrieren, zu was er fähig war.
    Mit einem Ruck breitete er seine Arme aus. Er wollte sich als der große Herrscher präsentieren, und er brachte tatsächlich etwas in Bewegung, mit dem wir nicht gerechnet hatten.
    Es gab seine Sektenmitglieder nicht mehr. Ihre Geister jedoch waren nicht verschollen. Bill und ich erlebten sie. Alles veränderte sich, denn die relative Stille verschwand. Wir hörten das Flüstern, auch das Schreien und das Jaulen, das in unseren Ohren klang wie ein wildes Geheul.
    Die Geister fanden keine Ruhe. Um uns herum erklang ein Heulen und Jammern, wie es schlimmer nicht sein konnte.
    Die Luft hatte sich wieder verdichtet. Wenn ich einatmete, hatte ich das Gefühl, sie trinken zu können. In meinen Kopf drang das Brausen hinein, und ich sah, dass Bill Conolly neben mir das Gesicht verzog, bevor er seine Hände gegen die Ohren presste.
    Er schwankte. Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass er fallen würde, aber er hielt sich auf den Beinen. Er drehte sich im Kreis, lenkte mich so von meinen eigenen Problemen ab, bis er mir eine Hand auf die Schulter schlug, um sich festzuhalten.
    Dann sackte er zusammen.
    Sein Griff war so fest, dass er mich mit sich zu Boden zog. Ich schaute in sein verzerrtes Gesicht. Es war eine Folge des schon irrsinnigen Geschreis, das einen Menschen wirklich in den Wahnsinn treiben konnte. So hatte der Begriff Katakomben des Wahnsinns durchaus seine Berechtigung.
    »John, das ist furchtbar. Ich halte es nicht mehr aus. Die verdammten Stimmen machen mich fertig.«
    Er riss sich los, taumelte zur Seite, brach in die Knie und presste die Hände erneut gegen die Ohren.
    Ich tat es ihm nach und erlebte das Phänomen, dass ich die grausamen Stimmen trotzdem in voller Lautstärke hörte und die gleiche Qual erlitt wie Bill.
    Noch stand ich.
    Ich schaute nach oben und war nicht bereit, aufzugeben. Diesen Kampf musste ich nicht nur durchstehen, ich musste ihn auch gewinnen.
    Das Gleiche wollte Orlando, und er sah seinen Sieg bereits sehr nahe. Bisher hatte er sich nur an der Decke gezeigt, was er nun änderte. Eine bleiche Flattergestalt sackte von ihr herab. Der lange Umhang schwang in die Höhe, das bleiche Gesicht blieb auch weiterhin starr, und einen Augenblick später huschte er über meinen Kopf hinweg, bevor er sich drehte und zu Boden schwebte.
    Ich drehte mich auch.
    So standen wir uns gegenüber und starrten uns an. Ich wurde von kalten, bösen Blicken getroffen und dachte daran, dass die Augenhöhlen nicht leer waren. In ihnen steckte etwas. Wenn auch keine

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