1461 - Katakomben des Wahnsinns
den Katakomben. Ich habe sie gefunden. In der Mitte der Trasse.« Wesley wollte noch etwas hinzufügen, aber dazu kam er nicht mehr, denn es passierte etwas anderes.
Ein kalter Hauch erwischte ihn. Er hörte ein schrilles Kichern hinter seinem Kopf. In ihm schlug eine Alarmglocke an. Die Hand mit dem Handy glitt von seinem Ohr weg. Er wusste von der Gefahr, die hier lauern konnte, aber er sah sie nicht.
Thamm wollte sich umdrehen.
Genau darauf hatte die Gestalt hinter ihm gewartet. Bleiche Hände schnellten vor und griffen zu.
Kalte und zugleich harte Finger krallten sich in den Hals des Reporters. Es war für ihn so überraschend, dass er nicht mal daran dachte, sich zu wehren. Er konnte auch keinen Schrei mehr ausstoßen, denn die Hände zerrten ihn zurück.
Sie ließen nicht los. Sie waren bösartige Klauen, die das zu Ende bringen wollten, was sie angefangen hatten.
Er konnte nicht schreien. Nur röcheln. Ihn erwischte ein Tritt in die Kniekehlen, sodass ihm die Beine wegsackten. Dass er einmal einen Kurs zur Selbstverteidigung mitgemacht hatte, daran dachte er in diesen schrecklichen Augenblicken nicht. Die kalten Klauen drückten erbarmungslos zu, und Wesley bekam kaum mit, dass er auf den harten Boden prallte und noch immer nicht losgelassen wurde.
Es war der Bleiche, der seinen Hals umklammert hielt. Wesley sah ihn jetzt von vorn. Das maskenhafte Gesicht starrte auf ihn nieder.
Der Körper der düsteren Gestalt wurde von einer dunklen Kutte umschlungen. Zwei Hände mit stahlharten Spinnenfingern drückten noch immer in seinen Hals hinein, und Wesley kam zum ersten Mal der Gedanke an einen nahen Tod.
Das mobilisierte seine letzten Kräfte. Bisher hatte er sich nicht gewehrt. Aber er schaffte es nicht, die Klauen von seinem Hals zu lösen. Er war nicht einmal mehr in der Lage, durchzuatmen, und dadurch fehlte ihm letztendlich die Energie.
Die anderen Seite war stärker.
Zwei Hände würgten ihn unerbittlich. Finger gruben sich tief in die Haut. Er hatte das Gefühl, sein Hals sollte durchstochen werden.
Plötzlich waren die Schmerzen da, die sich in seiner Brust konzentrierten. Vor seinen Augen verschwand die helle Fratze. Sie explodierte förmlich, zerriss in viele Teile und wurde von einer Dunkelheit verschluckt, die sich durch nichts mehr aufhalten ließ.
Der Körper des Reporters zuckte noch einige Male. Doch auch diese Bewegungen wurden schnell schwächer.
Dann lag er still.
Der Bleiche kauerte über ihm. Er blieb auch in der Haltung. Aus seinem Mund drang ein ungewöhnliches Fauchen. Erst nach einer Weile zog er die Hände zurück.
Als er auf seine langen bleichen Finger schaute, sah er die dunklen Flecken an den Nägeln. Auch am Hals des Toten waren sie zu sehen.
Der Bleiche war zufrieden. Er freute sich darüber, dass ihm das Schicksal diesen Mann in die Hände gespielt hatte. Besser hätte es nicht laufen können. So brauchte er sich um den Inhalt des fünften Sargs keine Sorgen mehr zu machen.
Das Handy zerschmetterte er an der Stollenwand. Jetzt erst war er beruhigt.
Er packte den Toten unter den Armen und schleifte ihn zu dem noch freien Sarg. Er entfernte den Deckel und stopfte die Leiche hinein. Die Lampe holte er sich ebenfalls, schaltete sie aus und legte sie zu dem Toten.
Alles war bisher in seinem Sinn gelaufen. Die andere Seite würde zufrieden sein.
Er richtete sich wieder auf. Den Deckel hielt er bereits umfasst, als er in dieser Haltung vereiste.
Sein Instinkt hatte sich gemeldet und ihm eine Warnung zugetragen. Jemand näherte sich den Katakomben.
Er richtete sich wieder auf.
Der Ausdruck in seinem Gesicht veränderte sich nicht. Es blieb so bleich und starr wie immer, als er mit schnellen Schritten in das dichte Dunkel im Hintergrund der Katakombe eintauchte…
***
Bill brauchte mir nichts zu sagen. Ein Blick in sein Gesicht reichte aus, um zu wissen, welche Gefühle in ihm tobten. Das letzte Telefongespräch hatte ihn geschockt, denn dabei war ihm klar geworden, dass er Zeuge eines Mordes geworden war.
Angesprochen wurde er von mir nicht. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich es auch nicht gewollt. Trotz allem hatte uns Wesley Thamm einen Hinweis gegeben. Lange mussten wir nicht nach dem Eingang der verfluchten Katakomben suchen. Etwa in der Mitte der langen Straßentrasse lag unser Ziel.
Die Gefahr lauerte innen, nicht hier draußen, wo sich der Himmel immer mehr zuzog und wir schon bald mit den ersten Regentropfen rechnen mussten.
Wir begingen
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