1462 - Angriff der Knöchernen
schlimm.«
»Wahrscheinlich.«
Es war nicht gut, dass Sheila mit diesen Antworten konfrontiert worden war. So würde sich die Sorge um ihren Mann noch steigern.
Ich kannte sie gut genug.
Die beiden alten Scheunen oder verfallenen Häuser standen an der linken Seite, und ich ging vom Gas, als sie bleich wie Totenhäuser im Scheinwerferlicht auftauchten. Wenig später schaltete ich das Fernlicht aus.
»Der Weg ist schmal, Sinclair.«
»Danke für die Info.«
»Schon gut.«
Der Weg war nicht nur schmal, er war nicht mehr als eine holprige Piste, über die wir fahren mussten und deshalb heftig durchgeschaukelt wurden.
Ich riskierte es nicht, das Licht ganz auszuschalten. Zu leicht hätten wir ins Gelände abdriften können, und dort war der Untergrund sicherlich tief und matschig.
Es ging alles glatt. Das Haus, das etwas erhöht lag, hob sich allmählich aus der Dunkelheit hervor. Ob der Bau alt war oder nicht, war für uns nicht zu erkennen, aber wir nahmen schon wahr, dass hinter keinem der Fenster Licht brannte.
Ein verlassenes Haus, hätte man meinen können. Aber es war nicht verlassen, denn vor der Villa standen einige Fahrzeuge, und nicht eben die Billigsten. Wir sahen auch einen Porsche. Der war selbst in der Dunkelheit zu erkennen.
»Bill ist hier!« sagte Sheila und irgendwie klang es erleichtert.
Ich hatte nun auch das Abblendlicht gelöscht und fuhr nicht bis an die parkenden Fahrzeuge heran. Ich ließ den Rover ein Stück entfernt davon stehen.
Es wurde still. Nur unsere Atemzüge erfüllten das Innere des Fahrzeugs.
Ich hatte mich losgeschnallt und halb umgedreht. Sheilas Gesichtsausdruck war anzusehen, wie stark sie unter Druck stand.
Sie war im Begriff, den Wagen zu verlassen, aber ich hielt sie davon ab.
»Bitte, Sheila, du kennst die Regeln. Nichts überstürzen. Wir müssen vorsichtig sein.«
»Ja, natürlich. Aber ich bleibe nicht hier im Rover.«
Mir wäre das zwar am liebsten gewesen, aber ich wusste auch, wann ich passen musste. Wenn es um ihren Mann ging, war Sheila nicht zu halten. Da konnte sie kämpfen wie eine Löwin. »Ihr könnt mich ja hier im Auto lassen«, sagte der Schnüffler. »Ich kann euch sowieso nicht helfen. Ich bin noch nie im Haus gewesen, verdammt. Was soll ich da?«
»Abwarten«, sagte ich und steckte den Zündschlüssel ein.
Sheila stellte sich auf die Seite des Schnüfflers. »Er hat seinen Job getan, John. Was sollen wir ihn mitnehmen? Er kann bleiben oder auch zu Fuß verschwinden.«
»Nein, nein, ich bleibe hier«, murmelte Jackson.
Sheila hatte mich überzeugt. Aber dann sagte ich etwas, was ihr nicht gefiel.
»Eigentlich wäre es ja besser, wenn ich allein gehen würde. Oder meinst du nicht?«
»Untersteh dich! Ich will dabei sein, wenn du nach Bill suchst!«
Ich kannte sie, und ich wusste auch, dass sich Sheila verdammt zusammenriss. Mir ging wieder der Begriff Löwin durch den Kopf. Ja, so würde sie kämpfen.
Wir verließen den Wagen. Beim Aussteigen warf ich noch einen Blick auf Frank Jackson. Der Mann machte auf mich keinen hinterhältigen Eindruck. Er war einfach fertig. Sein Benehmen war keine Schauspielerei sondern echt.
Die Türen drückten wir leise in die Schlösser, und ebenso leise gingen wir auch auf das etwas höher gelegene Haus zu. Dort war man selbst im Trockenen, wenn der Fluss die Wiesen hier überschwemmte.
Sheila Conolly ging rechts neben mir. Als ich ihr einen Blick zuwarf, sah ich, dass ihr Gesicht einen harten Ausdruck angenommen hatte. Sie war fest entschlossen, einen Wegzugehen, der verdammt gefährlich werden konnte.
Vor der Tür überraschte sie mich noch, als sie unter ihre Jacke griff und Bills Beretta hervorholte.
»Oh, du hast sie mitgenommen?«
»Ja, ich will sie Bill zurückgeben. Und vielleicht kann ich damit auch sein Leben retten.«
Ich streichelte ihre Wange.
»Ist schon okay, Sheila.«
Es kam jetzt darauf an, ob die Tür abgeschlossen oder offen war.
Zu hören war nichts. Die dicken Mauern ließen kein Geräusch durch.
Ich probierte es.
Die Klinke ließ sich nicht nur leicht, sondern auch lautlos bewegen, und ebenso leicht öffnete ich die Eingangstür…
***
Mona wusste in den ersten Sekunden nach ihrer Entdeckung nicht, was sie tun sollte. Sie presste nur eine Hand gegen die Lippen, um einen keuchenden Atemzug oder gar einen Schrei zu unterdrücken, weil sie Angst hatte, dass sie gehört werden könnte.
Nach einer gewissen Zeitspanne hatte sie sich wieder gefangen und ließ sich neben Sir
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