Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
147 - Cardia, die Seelenlose

147 - Cardia, die Seelenlose

Titel: 147 - Cardia, die Seelenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Cardia keine Sorgen. Die hat inzwischen bestimmt schon wieder alles im Griff.«
    »Glaubst du nun an Magie und übernatürliche Dinge?«
    »Cardia gab mir ein Beispiel, das ich bis ans Ende meiner Tage nicht vergessen werde. Schaurig, wie ihr Kind um Hilfe flehte - mit einem Totenkopf… Und diese furchtbare Fratze an der Zeltwand. Nie werde ich diesen entsetzlichen Blick vergessen.«
    »War das ein Vampir?«
    »Ich habe keine Ahnung, will es auch nicht wissen«, sagte Bill.
    »Ob morgen etwas darüber in der Zeitung steht?«
    »Ich habe nicht die Absicht, irgendeinen Reporter darauf anzusetzen.«
    »Wenn Madame Cardia morgen nicht mehr lebt, wird es in der Zeitung stehen.«
    Bill lachte blechern. »Warum sollte sie denn nicht mehr leben? Sie kann mit diesen unheimlichen Erscheinungen und geheimnisvollen Kräften umgehen. Sie lebt damit, hat täglich damit zu tun. Sie weiß sich bestimmt zu schützen. Deshalb floh sie auch nicht mit uns aus dem Zelt. Es war ihr nur wichtig, daß wir hinauskamen.«
    »Ich werde die Zeitung morgen trotzdem genauer lesen als sonst«, sagte Angie gepreßt.
    ***
    Der alte Mann schloß das kleine Glastürchen mit langen, spinnendünnen Fingern und stellte die Tafel mit der Aufschrift GESCHLOSSEN auf.
    Dann hatte er es eilig, die Kasse zu verlassen. Er hatte Cardias Schrei vernommen und machte sich Sorgen um das Mädchen. Er war, wie sie, ein Reisender, gehörte nicht auf diese Welt.
    Sein Name war Cnahl, und er war in allen Dimensionen zu Hause. Wie Cardia hatte auch er keine Heimat. Sie zogen durch die Welten, paßten sich überall an, um nicht aufzufallen, lebten eine Weile unter denen, die sie nicht erkannten, und zogen irgendwann weiter.
    Sie waren friedlich, obwohl sie über große Kräfte verfügten, die sie jedoch fast ausschließlich zu ihrem Schutz einsetzten. Cnahl sah aus, als könnte ihn jede Windbö mühelos davontragen, doch im Ernstfall konnte sich der dünne alte Mann mit der großen Hakennase gut behaupten, wenn er angegriffen wurde.
    Er war Cardia auf der Affenwelt Protoc zum erstenmal begegnet. Seither war er ihr ständiger Begleiter. Solange sie es wollte, würde er an ihrer Seite sein, ob hier, im Reich der grünen Schatten, auf Coor oder sonstwo.
    Seit er sie auf ihrem Weg durch die Welten begleitete, war sein Schicksal eng mit ihrem verknüpft. Er wußte selbstverständlich von Sammeh, ihrem kleinwüchsigen Sohn, und es stimmte ihn traurig, daß es ihm nicht gelungen war, die Entführung des Kindes - das eigentlich kein Kind mehr war - zu verhindern.
    Sammeh war erwachsen. Er nannte Cardia Mutter, und das würde sie immer noch sein, wenn er alt war, denn sie hatte ihn geboren - und deshalb hatte sie das Recht, ihn Kind zu nennen.
    Cnahl hastete in das Zelt, Er betrat zuerst jenen Raum, der nicht für das Publikum bestimmt war. Gleich darauf schlug er die Teppiche auseinander, und durch seinen mageren Körper ging ein heftiger Ruck.
    Er spürte die Reststrahlung des Bösen, die noch vorhanden war, und er sah Cardia auf dem Boden liegen. Wie tot lag sie auf den Kissen.
    Er blickte sich um.
    Die Gefahr hatte zugeschlagen und sich zurückgezogen. Cnahl beugte sich über die Hellseherin und strich mit seinen dürren Fingern über ihre wächsernen Wangen.
    »Cardia!«
    Das schwarzhaarige Mädchen reagierte nicht. Cnahl legte zwei Finger auf den roten Edelstein, der das Diadem zierte. Strom begann zu fließen.
    Kraft, die Cnahl abgab, um Cardia zu stärken. Er wußte nicht, was sie niedergestreckt hatte, aber ihm war klar, daß es sich um eine Energie gehandelt haben mußte, vor der sie sich in acht zu nehmen hatten.
    Nicht alle Wesen waren so friedlich wie sie. Vor allem Dämonen machten ihnen, den Reisenden, die nur ihren Frieden haben wollten, immer wieder das Leben schwer.
    Cnahl haßte die Dämonen, aber er unternahm nichts gegen sie, solange sie ihn und Cardia in Ruhe ließen. Wenn möglich, kümmerte er sich nur um seine eigenen Angelegenheiten.
    »Cardia!«
    Die Lider des Mädchens zuckten. Cnahl nahm die Finger vom Diadem. Mehr Energie brauchte Cardia nicht. In wenigen Sekunden würde sie zu sich kommen.
    Als sie die Augen öffnete, war noch ganz kurz das gleißende Licht in ihnen gefangen, das sie umgeworfen hatte.
    Cardia schaute in das besorgte Gesicht des Alten und versuchte ein Lächeln, das jedoch mißlang.
    »Cnahl«, flüsterte sie und richtete sich auf. »Cnahl, ich habe Sammeh gesehen, in meiner Zauberkugel.« Sie erzählte ihrem Begleiter die

Weitere Kostenlose Bücher