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147 - Cardia, die Seelenlose

147 - Cardia, die Seelenlose

Titel: 147 - Cardia, die Seelenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Klamotten immer noch naß waren.
    Wir stiegen in den Rover, und ich fuhr los. Metal saß reglos neben mir, sein Gesicht sah aus, als wäre es aus Granit gemeißelt. Ich streifte ihn mit einem ernsten Blick.
    »Nun sprich es schon aus«, forderte ich ihn auf.
    »Was?«
    »Was dich bedrückt.«
    Metal wandte den Kopf und blickte durch das Seitenfenster. »Wir haben viel erreicht, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte ich. »Wir haben den Tempel der Hölle gefunden und erreicht, daß Lenroc ihn zerstören mußte. Lenroc existiert nicht mehr. Angie Laszlo und Bill Landers wurden gerettet…« Metal nickte langsam und sah mich an. »Eigentlich sollten wir zufrieden sein.«
    »Aber du bist es nicht.«
    »Ich kann es nicht sein, Tony. Trotz des Erfolges über Lenroc werden wir in Cardias Augen Versager sein. Wir wollten ihr Sammeh - ihr Kind, ihre Seele -wiederbringen, aber wir kommen mit leeren Händen.«
    Metal hatte recht. Wie so mancher unserer Triumphe war auch dieser nicht ungetrübt. Um leben zu können, brauchte Cardia ihren Sohn Sammeh. Ich hatte gehofft, ihn, der ihre Seele in sich trug, zurückbringen zu können, doch Lenroc hatte ihn fortgeschafft, bevor wir den Tempel der Hölle betraten.
    Wohin, das konnte uns Lenroc nun nicht mehr sagen. Wo sollten wir den kleinwüchsigen Sohn der Hellseherin suchen?
    »Cardia wird sterben«, sagte Metal traurig.
    »Wirf die Flinte nicht so schnell ins Korn, mein Freund«, sagte ich.
    »Ohne ihre Seele kann sie nur kurze Zeit leben, dann siecht sie dahin.«
    »Ich bin Realist genug, um mir nichts vorzumachen«, sagte ich. »Niemand von uns kann verhindern, daß es zu diesem Vorfall kommt, Metal, aber vielleicht schaffen wir es, ihn für eine Weile zu stoppen oder wenigstens erheblich zu verzögern.«
    »Ich habe wenig Hoffnung, daß uns das gelingt.«
    »Gibst du Cardia auf?«
    »Ich sehe den Tatsachen ins Auge. Cardia ist verloren.«
    »O nein, Metal. Ich erinnere mich, daß du sagtest, du könntest dir ein Leben mit Cardia vorstellen. Wenn das so ist, darfst du sie nicht gleich fallenlassen, wenn sie in Schwierigkeiten ist, sondern du mußt um sie kämpfen. Ich wette, es wurden noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, ihr zu helfen. Ich sage dir - und davon bin ich felsenfest überzeugt -, wenn wir alle zusammen helfen, können wir noch sehr viel für dieses Mädchen tun. Wenn wir ihr beistehen und nicht resignieren, findet sich ein Weg, ihr zu helfen.«
    Metal legte mir dankbar die Hand auf den Arm. »Allmählich erkenne ich, was für einen guten Freund mein Vater in dir hat, Tony. Du verstehst es, einen aufzurichten.«
    Ich grinste. »Dafür sind Freunde schließlich da.«
    »Du hast recht, Tony. Wir dürfen nicht aufgeben.«
    »Das hört sich schon besser an«, sagte ich. »Wie pflege ich immer zu sagen? Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Man muß nur gewissenhaft genug danach suchen.« Ich stoppte den Rover. »Du bist zu Hause«, sagte ich.
    »Tatsächlich«, sagte Metal überrascht.
    Im Haus brannte kein Licht mehr. Ich nahm an, daß Cardia und Cnahl nach Croydon zurückgekehrt waren. Würde sich Metal diesen Reisenden anschließen, wenn Cardia ihr Tief überwunden hatte?
    Würde Mr. Silver seinen Sohn fortgehen lassen? Er würde es kaum verhindern können, schließlich traf Metal seine eigenen Entscheidungen.
    Wir werden sehen, was die Zukunft bringt, dachte ich.
    Metal verabschiedete sich und stieg aus.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte ich und fuhr weiter, nachdem der junge Silberdämon die Tür zugeschlagen hatte.
    Ich traf um 0.15 Uhr zu Hause ein. Bereits in der Diele zog ich die Schuhe aus, und dann schlich ich zur Treppe, aber Boram, der Nessel-Vampir, war besser als ein Wachhund.
    An ihm kam niemand unbemerkt vorbei. Er erschien in der Living-room-Tür.
    »Alles in Ordung, Herr?« fragte er mit seiner hohlen, rasselnden Stimme.
    »Ja, alles bestens«, antwortete ich.
    Er musterte mich ungläubig.
    Ich wies auf meine nassen Kleider. »Das hat nichts zu sagen. Ich wollte nur mal testen, ob es gefährlich ist, im abwasserverseuchten Naß der Themse zu schwimmen. Wie du siehst, habe ich es überlebt. Ich strahle nicht einmal radioaktiv. Gute Nacht, Boram.«
    »Gute Nacht, Herr«, sagte die Dampfgestalt und zog sich lautlos in den Living-room zurück. Ein eigenes Schlafzimmer hatte der Nessel-Vampir nicht.
    Als er in mein Haus kam, hatte ich ihm eines angeboten, aber er hatte abgelehnt. Er brauchte kein Schlafzimmer, denn er schlief nicht, und er besaß auch

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