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147 - Panik in Porto

147 - Panik in Porto

Titel: 147 - Panik in Porto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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das Gebüsch, schlug Frischlinge und Hasen, beschimpfte die Menschen, wenn sie störten, und manchmal entführte sie jemanden für Gisebauxe.
    Die Menschen schrieben das Jahr 1681.
    Vor siebzig Jahren war der Turm fertiggestellt, und bald darauf verlassen worden. Aber die Menschen würden wiederkommen. Dann erst mußten sie mit harten Mitteln zurückgeschlagen werden. Auch die Legenden, die sich um die Schlange Shyhr rankten, sorgten dafür, daß sich nur sehr selten ein Mensch hierher wagte.
    In der winddurchheulten Abgeschiedenheit auf der Spitze dieses Felsmassivs bedeutete der Genueser Turm eine sichere Heimstatt für die Dämonenschar.
    „Ihr dürft bald hinaus, meine süßen Kleinen", sagte die Vampirin und sah mit ihren seltsamen Augen, daß die zwei Mädchen unmerklich langsam Frauen zu werden begannen.
    „Danke, Herrin", flüsterten Adne und Ormge. „Danke."
    Gisebauxe streichelte gedankenlos über die Lenden der Hübscheren. Es war langweilig, wenn die Dienerinnen nicht ab und zu wechselten.
    Sie hatte Zeit. So endlos viel Zeit.

    Die Genueser Herren der Insel hatten in den Jahren um 1600 nach Christi Geburt begonnen, entlang der Küsten ihre Wachtürme zu bauen. Für den Bau verwendeten die Arbeiter Steine der Umgebung. Die meisten Türme waren rund und wuchtig, für eine kleine Ewigkeit gebaut.
    Von den Türmen wurde aufs Meer hinausgespäht. Die eigenen Schiffe und die Küsten sollten vor den Piraten geschützt werden.
    Signale wurden von den obersten Plattformen weitergegeben, wie eine Stafette von Turm zu Turm. Mehr oder weniger gut erhalten stehen die meisten Türme noch heute.
    Eine solche Säule aus Quadern und Steinbrocken erhebt sich fast am höchsten Punkt der Calanche. Der Blick über das Meer ist an Tagen, an denen der Mistral aus dem Löwengolf herantobt, unglaublich weit. Mit bloßem Auge kann man die Halbinsel Asinara an Sardiniens Westküste sehen.
    Der nächste Turm, von den Pisanern erbaut, steht nahe Porto, einem Ort, der sich in den letzten Jahren dem Tourismus weit erschlossen hatte.
    Der dritte Turm an diesem kleinen Küstenabschnitt erhebt sich kantig und guterhalten neben den Wohnhäusern von Girolata.
    In seinem Kellergeschoß ist eine Diskothek untergebracht.
    Jene korsischen Hirten und Fischer, deren Urgroßväter noch alle die Legenden und schauerlichen Sagen kannten und weitererzählten, halten die Wahrheit der Vergangenheit heute für nichts als Märchen.
    Ihre Töchter und Söhne, soweit sie Arbeit und Lohn auf der Insel gefunden haben und nicht zum Kontinent gegangen sind, kennen kaum noch eine Geschichte aus dieser dunklen Vergangenheit.
    In den Jahren, da die schrecklichen Dinge auf dem Calanche-Turm geschahen, zunächst unbemerkt, dann rätselhaft, schließlich chaotisch und von abgrundtiefer Grausamkeit, führten die Menschen andernorts „Timon von Athen" auf, von Master William Shakespeare, notierte Johannes Kepler, daß er am Himmel einen wandelnden Schweifstern gesehen hatte, und von Claudio Monteverdi wurden die spärlichen Noten seiner Oper „L'Orfeo" geschrieben.
    In diesem Sommer aber, Anfang und Mitte Juli, fingen ferne Vergangenheit und Gegenwart an, einander zu berühren.
    Diese Berührung war gefährlich, vielleicht tödlich.
    Sie fand auf dem Plateau vor dem Genueser Calanche-Turm statt.

    Simon Arpagaus kannte fast jede gefährliche Straße in ganz Korsika. Auf Korsika, verbesserte er sich; es war eine Insel. Er steuerte den schweren Selbstlader auf der kurvigen, schmalen Straße im ersten und zweiten Gang aufwärts. Die Ladefläche war voller Baumaterial und Bauteilen von Gerüsten. Im Herbst würden sie anfangen. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte so gut wie alles Material dort oben, auf der windigen Fläche, gestapelt sein.
    Dröhnend hämmerte der schwere Diesel, als Simon zurückschaltete. Der rotgestrichene Wagen mit der rostigen Ladefläche drehte sich rüttelnd in die Spitzkurve hinein. Dann ging es am Berghang, ohne jede Schutzplanke, wieder geradeaus und schräg aufwärts. Zehn Uhr morgens. Ein herrlicher, heißer Tag ohne jede Wolke brach an. Simon zog den Zigarettenanzünder aus dem zitternden Armaturenbrett und brannte sich eine Gauloises an, hängte den Arm weit aus dem Seitenfenster und hoffte, daß ihm niemand entgegenkommen möge.
    Die französische Regierung wollte in dem Turm eine Seefunkstation mit allem Zubehör einrichten, dazu eine militärische Einrichtung schaffen. Die Aufgabe der ortsansässigen Baufirma war, den Turm zu sanieren.

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