1474 - Das Supremkommando
ein fremdes Raumschiff über Nirva materialisiert war. Daarshols Besorgnis wich. Vielleicht hatte sich die Fernortung von einem Schemen verwirren lassen. „Ich überlasse das weitere Vorgehen deinem Ermessen", sagte er zu Tachpoq, der am Hyperkom ungeduldig wartete. „Komm zurück oder kreuze noch eine Zeitiang in der Gegend, in der sich das fremde Schiff befand. Wichtig ist allein, daß jegliche Art der Bedrohung von Nirva ferngehalten wird."
„Ich habe dich verstanden", sagte Tachpoq, und im nächsten Augenblick war die Verbindung unterbrochen.
Daarshol beabsichtigte, in seine Privaträume zurückzukehren. Dort stand nämlich die Konsole, von der aus er den bereitstehenden Robotern den Befehl erteilen konnte, mit der Vermessung des geheimen Gebäudetrakts zu beginnen. Von der Existenz dieser Konsole wußte niemand außer ihm selbst. Das Gerät war vielseitig und stand mit sämtlichen Kommunikationselementen des Stützpunkts in ständiger, jedoch nicht nachweisbarer Verbindung. Daarshol hatte die Konsole ursprünglich installieren lassen, weü er es für die Aufgabe eines Standortkommandanten hielt, die Untergebenen stichprobenweise zu überwachen, ohne daß sie etwas davon merkten. Die Installation war von vier Robotern vorgenommen worden, deren Überreste man später auf der Schrotthalde der Abfallsammelstelle gefunden hatte.
Weit kam Daarshol jedoch nicht. Er hatte kaum ein paar Schritte getan, da öffhete sich die Tür, die auf den Gang hinausführte, durch den man zu seinem Privatquartier gelangte.
Unter der Türöffnung stand ein humanoides Wesen von mittlerer Größe, eindeutig kein Cantaro, sondern eher mit einem Lemuriden zu vergleichen. Es war in eine einfach, aber zweckmäßig geschnittene Montur gekleidet, deren Oberfläche einen metallgrauen Mattglanz aufwies.
Daarshol war unbewaffnet. Aber er hätte nur ein Wort zu sagen brauchen, dann wären über den Servo die Wachroboter alarmiert worden, die mit dem Fremden kurzen Prozeß gemacht hätten. Da war jedoch etwas, das den Standortkommandanten davon abhielt, den entsprechenden Befehl zu geben. Eine Aura der Unnahbarkeit schien den Fremden zu umgeben. Daarshol fehlte einfach der Mut, die Wachroboter auf ihn zu hetzen. „Wer bist du?" fragte er, und in seiner Verwirrung sprach efcantarisch. „Deine Sprache beleidigt meine Ohren", antwortete der Fremde auf interkosmo. „Sprich so, daß ich dich verstehe!"
Es war, als hätte der Unbekannte den Standortkommandanten hypnotisiert. Daarshol wollte aufbrausen, aber plötzlich war sein Zorn yerschwunden, und es blieb ihm keine andere Wahl, als die Frage auf interkosmo zu wiederholen. „Wer bist du?"
„Man hat mich dir angekündigt", antwortete der Fremde. „Du kennst meinen Namen: Simedon Myrrho.
4.
Es war alles so selbstverständlich. Nachträglich glaubte Daarshol zu wissen, daß er diese Antwort mit Sicherheit erwartete hatte. Wer anders konnte dieses Wesen sein, das eine solch überlegene Kraft ausstrahlte? Aber er war als Standortkommandant von .Nirya zu einer gewissen Verhaltensweise verpflichtet. Er durfte sich nicht einfach überrollen lassen.
Es kostete ihn Mühe, aber schließlich zwang er sich dazu zu sagen: „Es kann ein jeder hierherkommen und behaupten, er wäre Simedon Myrrho. Du wirst dich ausweisen müssen."
Ein spöttisches Lächeln erschien auf dem Gesicht des Humanoiden. „So? Es kann ein jeder hierherkommen?" fragte er. „Funktioniert dein Sicherheitssystem nicht mehr, Kommandant? Wenn jeder nach Nirva kommen kann, was würdest du tun, wenn plötzlich ein Kommando der Widder hier auftauchte?"
„So war es nicht gemeint", antwortete Daarshol hastig. „Ich meine ..."
„Was du meinst, interessiert mich im Augenblick nicht", schnitt ihm der Humanoide das Wort ab. „Du siehst, daß ich kein Cantaro bin. Wieviel nichtcantarische Wesen gibt es derzeit auf Nirva? Intelligente Wesen, meine ich selbstverständlich."
„Elf", sagte Daarshol und war womöglich noch verwirrter als zuvor. „Gut. Ich sehe, du kannst zählen. Bin ich eines von ihnen?"
„Nein."
„Wie, meinst du, bin ich hierhergekommen?"
„Ich weiß es nicht", bekannte Daarshol.
Aber die Worte waren ihm kaum aus dem Mund, da wurde ihm mit einemmal klar, was sich ereignet hatte. Er dachte an das Phantomschiff, das spurlos von den Orterbildern der Raumjäger verschwunden war. Er erinnerte sich an die Anzeige eines Transmitter-Transportvorgangs, der sich just im selben Augenblick ereignet hatte.
Weitere Kostenlose Bücher