1474 - Das Supremkommando
vorläufig nicht erklärbare Weise gelungen sei, den Medo-Roboter zu desaktivieren. Es war damit zu rechnen, daß er binnen weniger Minuten auf der Szene erschien, um nach dem Rechten zu sehen.
Die Tür öffnete sich, und eine robotisch gesteuerte Liege glitt in den Raum. Dokh hob den Gefangenen darauf. „Schnell!" befahl Foch. „Ich muß auf dem schnellsten und unauffälligsten Weg hinaus ins Freie."
Dem Befehl wurde Folge geleistet. Von Dokh begleitet, schwebte die Liege durch einen hellerleuchteten, ansonsten aber verlassenen Korridor. Am Ende des Ganges öffnete sich auf Anweisung des Medp-Roboters ein Ausgang, durch den die Gleitbahre in die kühle Nachtluft hinausglitt. „Wohin jetzt?" wollte Dokh wissen.
Die Szene lag im hellen Sternenlicht. Pedrass Foch hatte sich zur Hälfte aufgerichtet. Die dunkle Mauer des Waldes begann in wenigen hundert Metern Entfernung. „Dorthin!" befahl er.
Das Robotgerät glitt weiter, und Dokh folgte. Foch fröstelte in der dünnen Montur, die man ihm zugestanden hatte, nachdem er Pripoch und Dokh während der fortwährenden Nacktheit lang genug in den Ohren gelegen war. Das Waldesdickicht war schier undurchdringlich. Foch befahl Dokh, vorauszugleiten und einen Weg zu bahnen, und der Medo-Roboter gehorchte, obwohl Arbeiten solcher Art eigentlich nicht zu seinem Aufgabenbereich gehörten. Die Reprogrammierung, die Pedrass Foch vorgenommen hatte, war in jeder Hinsicht wirksam. Jetzt kam es nur noch darauf an, daß er Dokh in einer Art und Weise loswurde, die keinen Verdacht erregte -beziehungsweise: nur den Verdacht, den er erregen wollte.
Sie waren etwa 200 Meter in den Wald vorgedrungen, als Foch den Befehl zum Anhalten gab. Beide - die Gleitliege und der Medo-Roboter -verhielten auf der Stelle. „Dokh, desaktiviere dich", sagte der Terraner. „Lösche das derzeit gültige Programm, und hüte dich, ein anderes zo laden."
Dokh sank in sich zusammen. Es knisterte im Unterholz, als er ziemlich unsanft zu Boden ging. Die Liege schwebte über dem Grund des Pfades, den Dokh gebahnt hatte, in geringer Höhe. Pedrass Foch bedurfte des Geräts, wenn man seine wahre Verfassung bedachte, eigentlich nicht. Er hätte zu Fuß gehen können. Aber es stellte für ihn ein praktisches Fahrzeug dar. Gleitliegen, die dem Transport von Kranken dienten, waren in der Lage, beachtliche Geschwindigkeit zu entwickeln. Und auf Schnelligkeit kam es ihm im Augenblick in erster Linie an.
Die Frage war, ob er sich mit dem Kontrollmodul der Liege würde verständigen können. „Kannst du mich hören?" fragte er. „Nimmst du von mir Anweisungen entgegen?"
Von irgendwo unterhalb der Liegefläche antwortete eine knarrende, schlecht synthetisierte Stimme: „Ich höre dich. Gib Anweisungen."
Pedrass Foch atmete auf. Für den Bruchteil einer Sekunde empfand er Bewunderung für die Effizienz des Programms, mit dem er Dokh geladen hatte. Der Medo-Roboter hatte nicht schlechthin eine Gleitliege beschafft, sondern Wert darauf gelegt, ein Gerät zu besorgen, das über ein gewisses Maß an autarker Intelligenz verfügte und überdies eine Sprache beherrschte, die ein Terraner verstehen konnte. „Zurück zum Zentralen Kommandokomplex!" befahlFoch. „Südflanke des Gebäudes."
„Ich habe verstanden", antwortete das Kontrollmodul der Liege.
Das Gefährt setzte sich in Bewegung. Pedrass Fochs Gedanken waren fieberhaft beschäftigt. Wie lange würde Pripoch brauchen, um auf Dokhs Desaktivierung zu reagieren? Nach Fochs Schätzung blieben ihm höchstens noch zwei bis drei Minuten, um einen Ort zu erreichen, an dem er vor den Nachstellungen des Chefmedikers sicher war. Die Gleitiiege bewegte sich für seine Begriffe mit unerträglieh geringer Geschwindigkeit. Er versuchte, sie zu rascherer Fahrt zu überreden, aber das Kontrollmodul antwortete: „Ich bin für Bewegung durch einen nächtlichen Wald nicht ausgerüstet. Meine erste Verantwortung gilt der Sicherheit des Patienten."
Daran konnte Pedrass Foch nichts ändern. Er lehnte sich weit zurück und ließ die langsame Fahrt durch das finstere Dickicht mit dem letzten Rest von Geduld über sich ergehen. Die Liege beschleunigte, sobald sie das freie Gelände rings um den Zentralen Kommandokomplex erreichte.
Hätte Foch gewußt, wie die Lage wirklich war, wäre ihm wesentlich wohler zumute gewesen. Pripoch hatte die Abschaltung des Medo-Roboters Dokh durchaus bemerkt. Wie Foch erwartete, dachte er sich, daß es dem Gefangenen irgendwie gelungen sein müsse,
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