1475 - Zombie-Katzen
Laute konzentriert. Er hatte keine Erklärung dafür, dass sich die Tiere so benahmen.
Es hörte sich beinahe an, als würde dort jemand Katzen quälen.
Hin und wieder war ein Miauen zu hören, ansonsten überwogen andere Töne, die über die Mauer wehten, manchmal sogar vermischt mit einem aggressiven Fauchen.
»Das könnten Katerkämpfe sein«, meinte Shao.
»Bist du dir sicher?«
Sie hob die Schultern. »Was heißt hier sicher? Nein, das bin ich nicht, aber es deutet darauf hin.«
»Wenn du recht hast, dann haben sich dort jede Menge Kater zusammengerottet. Das sind sicherlich mehr als ein halbes Dutzend Katzen, die dort schreien und klagen. Ob das wirklich Katerkämpfe sind, will ich nicht unterschreiben.«
»Was dann?«
Suko lächelte. »Es ist noch hell genug. Vielleicht sollten wir mal einen Blick auf den Friedhof werfen.«
In Shaos Augen blitzte es auf. »Du vermutest etwas, stimmt’s?«
»He, was sollte ich denn vermuten?«
»Einen neuen Fall. Etwas, das in dein Ressort fällt. So sehe ich die Dinge.«
»Nein, das ist nicht wahr. Das kannst du so nicht sagen. Aber ungewöhnlich ist es schon.«
Shao verdrehte die Augen. »Okay, damit ich meine Ruhe habe und später nicht hören muss, dass wir nichts getan haben, sehen wir mal nach. Aber nur kurz.«
»Keine Sorge, du kommst schon noch zu deinem Tee.«
»Das will ich auch hoffen.«
Sie hatten bis zur Mauer und auch bis zum Eingang nur ein paar Schritte zu gehen. Dabei schaute sich Suko um, weil er wissen wollte, ob sie sich allein in der Gegend aufhielten.
Das waren sie. Es kam niemand, um sie anzuhalten oder anzusprechen. Nur das Geschrei und das Klagen nahm an Lautstärke zu, je weiter sie sich der Mauer näherten.
Das große Tor war nicht zu übersehen und auch nicht, dass es geschlossen war. Aber es gab noch ein kleines, und darauf konzentrierten sie sich.
Es konnte geschlossen oder nur angelehnt sein, das würden sie noch herausfinden. Die Schreie und Jaullaute hatten sich verändert.
Sie klangen noch wütender, und da war vor allen Dingen das nicht mehr zu überhörende Fauchen.
Shao blieb stehen. Sie wirkte unsicher und flüsterte Suko zu: »Verstehst du das?«
»Nicht wirklich. Aber Katerkämpfe sind es keine, darauf kannst du Gift nehmen.«
»Lieber nicht.«
Augenblicke später änderte sich die Geräuschkulisse. Zwar blieb das Miauen, das hohe Jammern und auch das Kreischen der Tiere, aber die Stimme dazwischen gehörte einer Frau, und die schrie verzweifelt um Hilfe…
***
Emma Higgins war so geschockt, dass sie überhaupt keinen Laut herausbekam. Die drei Katzen sprangen sie zugleich an und prallten auch zugleich gegen sie. Emma gelang es nicht mal mehr, ihre Hände hochzureißen. Sie taumelte zurück und sah, dass die drei Katzen versuchten, sich an ihr festzukrallen.
Zwei glitten ab. Eine schaffte es, ihre Krallen im Stoff des leichten Mantels zu verhaken, und dieses Tier schrie Emma förmlich an.
Sie hatte sich wieder fangen können. Sie überwand ihre Todesangst und begann sich zu wehren.
Mit beiden Händen fasste sie den Katzenkörper an. Sie hatte ein sehr weiches Fell erwartet, aber das war bei diesem Tier nicht der Fall. Das Fell fühlte sich struppig und rau an und schien mit Schmutz verklebt zu sein.
Die Katze wollte an ihr hochklettern und an ihren Hals heran. Dort die Zähne hineinschlagen, sie kratzen und malträtieren. Und so nahm Emma Higgins all ihre Kraft zusammen und riss das Tier von sich weg. Sie schleuderte es zur Seite, hörte das wütende Kreischen und wollte sich wieder auf ihre Flucht konzentrieren.
Der Kampf mit der letzten Katze hatte nur wenige Sekunden gedauert. Aber in dieser Zeitspanne hatte sich etwas verändert. Beim Zurücktaumeln sah sie nicht mehr nur drei Katzen, es waren viel mehr geworden, und sie hatte keine Ahnung, woher sie gekommen waren.
Aber alle Tiere hatten nur eines im Sinn: Sie wollten sie, den Menschen!
Als hätten sie von jemandem einen Befehl erhalten, schlichen sie um Emma herum. Sie bewegten sich im Kreis, sie miauten, sie schrien leise, sie öffneten die Mäuler weit und rissen ihre Augen auf, in denen ein mattes Funkeln stand, was die Frau von einer normalen Hauskatze nicht gewohnt war.
Der Weg nach vorn war ihr versperrt. Und von den Seiten huschten weitere Tiere heran. Obwohl sie farbliche Unterschiede zeigten, sahen sie doch alle irgendwie gleich aus, als hätten sie an einem bestimmten Ort gelegen, um ihre Verstecke erst jetzt zu verlassen, weil sie nun
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