1475 - Zombie-Katzen
gelassen, aber es hatte sich gelohnt.
Suko hatte seinen Schreibtisch beim Yard früher als sonst verlassen und noch kurz mit seinem Freund und Kollegen John Sinclair telefoniert, der sich in Paris herumtrieb.
John war da in einen höllischen Voodoo-Fall hineingeraten, mit dem er nicht hatte rechnen können. Er würde am nächsten Tag wieder in London eintreffen. Momentan gab es in Paris noch einiges für ihn zu tun.
»So, und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?« fragte Suko.
»Wir gehen nach Hause und trinken Tee.«
»Das hatte ich mir gedacht.«
Shao lachte. »Oder hattest du dir etwas anderes vorgenommen? Wenn ja, dann sag es.«
»Nein, nein, das ist schon okay. Ich weiß ja, wie heiß du darauf bist, den Tee zu bereiten.«
»Ja, und wir werden die entsprechende Ruhe haben, um ihn richtig zu genießen.«
»Zuvor müssen wir zum Auto.«
»Das du auf einem Parkplatz am Friedhof abgestellt hast.«
»Da war noch was frei. Und das bisschen Laufen schadet uns beiden nicht.«
Shao warf einen Blick zum Himmel, der seine schöne Farbe verloren hatte und allmählich grau wurde.
»Ich kann mir besseres Wetter vorstellen, um durch die Gegend zu schlendern.«
»Sei froh, dass die große Hitze vorbei ist.«
»Ich habe darunter nicht besonders gelitten.«
»Andere schon. Man kann jetzt viel besser durchatmen.«
»Stimmt. Trotzdem müssen wir noch durch halb London fahren, bis wir zu Hause sind.«
Suko hob die Schultern. »Ich habe dem Händler nicht vorgeschlagen, seinen Laden in East London zu eröffnen. Er selbst hatte das eigentlich auch nicht vor, denn die Gegend gefiel ihm nicht, aber hier war es für ihn preiswerter, und Probleme mit anderen Minderheiten hat er hier noch nicht gehabt. Obwohl es unter der Oberfläche schon gärt, wie er mir zu verstehen gab. Die Anschläge vom vorigen Jahr sind noch nicht vergessen. Bestimmte Gruppen werden sich neu formieren, um wieder zuzuschlagen. Da nutzen auch die besten Überwachungsmethoden nichts, sagte er.«
»Und du? Was hast du getan?«
»Sollte ich was tun?«
»Klar.«
»Was denn?«
»Ihn anwerben. Als Spitzel für den Yard.«
Suko winkte ab. »Daran habe ich nicht mal am Rande gedacht. Nein, nein, es ist schon besser, wenn er nicht weiß, wer ich bin. Sollte sich die Gelegenheit noch mal bieten, werde ich ihn ansprechen.«
»Das ist deine Sache.«
Der East London Cemetery liegt am östlichen Rand des Vororts Bromley. Es ist ein alter Friedhof, auch recht groß, und liegt praktisch eingeschlossen in einen Park, der auf schmalen Straßen durchfahren werden kann.
In den engen Straßen und Gassen um den Friedhof herum hatte Suko keinen Parkplatz für seinen BMW gefunden. Zumindest keinen sicheren. Und da er sein Fahrzeug gern heil zurückhaben wollte, hatte er sich für den Friedhofsparkplatz entschieden, in der Hoffnung, ihn wieder so vorzufinden, wie er ihn verlassen hatte.
Shao und Suko mussten noch die Upper Road überqueren, dann sahen sie das Gelände direkt vor sich. Die hohen Laubbäume trugen noch das dichte Blattwerk, eine alte Mauer gab es hier auch, aber sie war kein Schutz. Mehr ein Hindernis, denn der Parkplatz schloss praktisch an seiner Vorderseite mit der Mauer ab.
Als sie den BMW abgestellt hatten, waren kaum andere Fahrzeuge zu sehen gewesen. Jetzt waren es noch weniger geworden. Nur zwei weitere Autos standen auf dem Platz und ein recht weites Stück von Sukos BMW entfernt, bei dem die Heckleuchten aufblinkten, als er per Fernbedienung die Türen öffnete.
»Was willst du, ist doch alles in Ordnung.« Er grinste Shao an.
»Einsteigen und abfahren.«
»Ich habe nichts anderes behauptet.«
Beide schlenderten die letzten Meter auf das Fahrzeug zu, und beide verlangsamten zugleich ihre Schritte, denn die Laute, die sie hörten, die passten nicht in diese Stille.
Sie blieben stehen.
Shao schaute zur Friedhof mauer und drückte ihre Jacke enger um sich, weil sie eine Gänsehaut bekommen hatte.
»Was ist das?«
Suko hob die Schultern. »Das ist auf dem Friedhof.«
»Und wer heult oder jault dort?«
»Katzen?«
»Es können auch Hunde sein.«
»Egal. Für einen Friedhof ist das recht ungewöhnlich.«
Shao nickte, als sie sagte: »Das meine ich auch. Wir könnten ja mal nachschauen.«
»Warum?«
»Weil es so ungewöhnlich ist. Diese Laute können einem regelrecht Angst einjagen. Das habe ich noch nie erlebt. Heulende Tiere auf einem Friedhof.«
Suko hatte seine Partnerin reden lassen und sich auf die klagenden
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