1478 - Planet der Sammler
Kistenstapel entgegen, „man darf nicht zu engstirnig vorgehen, wenn man sich einen Überblick verschaffen will. Ich habe hier - hallo, Mathlyn, hast du deine Noten schon gefunden? - also, ich habe hier einen ziemlich umfassenden Überblick über die Geschichte von Lokvorth in einem bestimmten Zeitraum,. und zwar sowohl über die offizielle, als auch über die inoffizielle Ge ..."
Er unterbrach sich mitten im Wort. „Was war das?" fragte er. „Hörte sich an wie ein Gong", bemerkte Dao-Lih-H'ay. „Schon wieder Besuch?" wunderte sich Kroesorus. „Ich meine, ich arbeite natürlich gerne für die Gemeinschaft, sofern es so etwas auf Lokvorth überhaupt noch gibt - entschuldige bitte, Mathlyn, aber dies ist nun mal eine Tatsache, der man ins Auge sehen muß, auch wenn in der Kolonie... Na ja, lassen wir das. Aber trotzdem ist das hier natürlich eine Privatsammlung und kein öffentliches Museum. Da könnte ja jeder kommen!"
„Es ist Sato Ambush", sagte Dao-Lin-H'ay. „Gehört er zu euch?" fragte Kroesorus, schon wieder halbwegs besänftigt. „Er ist ein Wissenschaftler", nickte Dao-Lin-H'ay. „Du solltst ihn hereinlassen."
„Gut, gut", sagte Kroesorus emsig und machte sich bereits auf den Weg. „Ich bin gleich zurück. Macht es euch inzwischen bequern. Hat keinen Sinn, daß ihr auf eigene Faust mit dem Suchen anfangt. Völlig zwecklos. Ich habe da so mein eigenes System ..."
Seine Stimme verklang, als er durch den Rundbogen kurvte und ihren Blicken entschwand.
Irmina Kotschistowa und Jennifer Thyron starrten wie hypnotisiert das Mädchen an, das zwischen all dem Plunder saß, die Gitarre neben sich und ein Stück Folie auf den Knien. Mathlyn blickte zu ihnen auf und lächelte. „Er ist nicht verrückt", versicherte sie. „Und er kennt sich in seiner Sammlung tatsächlich so gut aus, daß er alles fmdet, wonach er sucht. Es ist erstaunlich. Für jeden Außenstehenden ist dies der reinste Alptraum, aber gebt ihm ein Stichwort, und er gräbt jede dazugehörige Information für euch aus. Er liefert euch sogar die Kleidung dazu, die in der betreffenden Epoche getragen wurde, die Musik, die man damals hörte, die Preise, die man damals zahlte. Ich bin oft hier."
„Aber sonst lebst du in der Kolonie", stellte Jennifer Thyron fest.
Mathlyn lächelte, nahm die Gitarre und strich sanft mit dem Daumen über die Seiten. „Die Kolonie", sagte sie nachdenklich. „Wollt ihr mich dorthin begleiten?"
„Könnten wir das?" fragte Irmina Kotschistowa überrascht. „Selbstverständlich."
„Wir dachten, das sei mit allerlei Bedingungen verbunden!"
„Für Leute wie Ros und Sam", nickte Mathlyn. „Für euch nicht. Ihr seid anders als die beiden."
„Bist du dir dessen so sicher?" fragte Dao-Lin-H'ay nachdenklich.
Mathlyn lachte leise auf. „Sam und Ros gehören zur Gilde der Diebe", erklärte sie. „Sie haben schon oft versprochen, sich zu ändern, aber sie schaffen das nicht. Sie greifen doch immer wieder in fremde Taschen. Und wir dulden keine Diebe in der Kolonie."
„Wo sind die beiden eigentlich abgeblieben?" fragte Irmina Kotschistowa. „Sie haben sich davongemacht, sobald Kroesorus die Tür geöffnet hatte", erwiderte Dao-Lin-H'ay. Sie sah Mathlyn an. „Sie wußten sicher nicht, daß sie dich ausgerecb.net hier finden konnten. Sie suchen dich inzwisehen bestimmt in der ganzen Stadt."
„Das ist anzunehmen", nickte das Mädchen. „Aber so leid es mir tut - ich kann die beiden nicht mitnehmen."
„Was ist das für eine Kolonie?" fragte Jennifer Thyron. „Was geht dort vor?"
„Nichts Besonderes", erwiderte Mathlyn und zuckte die Schultern. „Es ist einfach ein Ort, an dem jeder tun und lassen kann, was er will."
„Ich hatte den Eindruck, daß das auch hier in der Stadt gilt", bemerkte Dao-Lin-H'ay skeptisch. „Es gibt in Lokvorth-Therm kein Gesetz", erklärte Mathlyn ruhig. „Jeder tut hier, was er will, auch wenn es auf Kosten anderer geht. Anstelle eines Gesetzes, das für alle gilt, gibt es in Lokvorth-Therm Tausende von Regeln, die aber immer nur für eine einzelne Gruppe von Bedeutung sind: Für die Gilde der Diebe, die Innung der Plutokraten, den Verein der Wassersucher und so weiter. Alle leben von der Stadt, nicht für die Stadt. Sie bauen nichts auf, und sie schaffen nichts Neues."
„Und in der Kolonie?" fragte Irmina Kotschistowa. „Dort haben wir nur ein einziges Gesetz, aber das gilt für alle: Niemand darf einem anderen einen Schaden zufügen. Wir sind frei, aber wir gehören
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