1478 - Planet der Sammler
euch das mal vor! Und da ich der größte und berühmteste Sammler bin, sind sie hinter allem her, was ich haben will. Verrückt, was? Aber so ist das hier auf Lokvorth. Die haben hier alle miteinander nicht mehr alle Tassen im Schrank. Sammeln ohne Sinn und Verstand, was ihnen in die Finger kommt!"
Irmina Kotschistowa, die dem Durchgang am nächsten war, stieg vorsichtig über einen flachen Kasten mit Ersatzteilen hinweg und umrundete einen Berg von Bündeln, die aus den bereits bekannten, bunten Plastiktüten zusammengeschnürt waren. Sie sah sich nach Jennifer um und tippte sich lächelnd an die Stirn.
Jennifer Thyron lächelte zurück. „Sammeln ohne Sinn und Verstand", bemerkte Dao-Lin-H'ay mit leisem Spott. „Wie recht er hat!"
Sie hatte den weitesten Weg, um das riesige Bett und den ebenso ausladenden Tisch herum. Unterwegs blieb sie mit dem Fuß an einem reichlich durchsichtigen Kleidungsstück hängen und legte es mit einem vieldeutigen Schnaufen auf den Haufen gleichartiger Sachen zurück, von dem es heruntergefallen war. „Immerhin ist dies die ordentlichste Müllkippe, die ich je gesehen habe", sagte sie. Sie wollte noch etwas hinzufügen, aber in diesem Augenblick erreichte sie den Rundbogen.
Irmina Kotschistowa und Jennifer Thyron standen da, wie vom Donner gerührt. Der Kartanin verschlug es glatt die Sprache.
Ungläubig und staunend starrten sie auf den Raum, der vor ihnen lag.
Es war eine riesige Halle, die nur von wenigen Leuchtkörpern schwach erhellt wurde. Das Licht war bräunlichgelblich und seltsam dunstig, und es schien auf Dutzende von turmartigen Bergen hinab, die sich aus einer holperigen, von vielen verschlungenen, schmalen Pfaden durchzogenen Geröllebene zu erheben schienen. „Das ist unfaßbar", flüsterte die Kartanin erschüttert.
Es war natürlich keine Geröllebene, sondern der Boden der Halle war mit unzähligen Bündeln und Packen, Kisten und Kästen, Koffern, Beuteln, Säcken, Kleincontainern und sonstigen Verpackungsmaterialien übersät. Dazwischen standen Tische, Stühle, Sessel, Bänke, Schränke und anderes Mobiliar. Aus allen möglichen Ecken, Winkeln, Lücken und Hohlräumen blinkten kleine Lampen und Bildschirme. Die Türme und Pfeiler entragten meterhohen Halden aus herabgeflatterten Folien und bestanden aus aufeinandergetürmten Behältern, die bis zur Decke hinaufreichten. Die hintere Wand der Halle verschwand bis auf einen schmalen Streifen unter der Decke hinter einem gigantischen Haufen von offenbar völlig wahllos übereinandergekipptem Krimskrams. „He, worauf wartet ihr?" schrie Kroesorus ihnen zu. Seine Stimme hallte wie aus der Tiefe einer Grotte zu ihnen herüber.
Irmina Kotschistowa setzte vorsichtig den Fuß auf den Beginn des Pfades, der in die Halle hineinführte.
Irgend etwas knirschte und zerbrach unter ihren Schuhsohlen. „Ich hoffe, das war nicht ausgerechnet der Memowürfel, nach dem wir suchen", murmelte Jennifer Thyron trocken. „Hier können wir suchen, bis wir schwarz werden", erwiderte Irmina bissig. „Ich glaube nicht, daß wir hier etwas erreichen können. Es würde Jahre dauern, diesen ganzen Krempel auch nur zu sichten, geschweige denn zu untersuchen."
„Hierher!" rief Kroesorus ihnen zu. „Nun macht doch schon!"
Irmina Kotschistowa schob mit der Stiefelspitze ein gläsernes Etwas beiseite, das sich bei näheretn Hinsehen als handflächengroßer Bildschirm entpuppt, und setzte sich seufzend in Bewegung. „Wie gesagt, Personaldaten sind nicht unbedingt mein Fach", sagte Kroesorus, als sie ihn erreichten. „Aber ab und zu fmde ich da doch etwas, und dann nehme ich es natürlich erstmal mit. Man kann ja nie wissen, und ehe es den anderen in die Hände fällt, diesen Aasgeiern ..."
Er wühlte sich energisch durch ein Bündel von Folien. „Die wissen doch meistens gar nicht, worum es bei der ganzen Sammelei geht", erläuterte er, von häufigem Niesen unterbrochen, derweil ihn eine gigantische Staubwolke umschwebte. „Das wichtigste ist doch erst einmal, sich einen Überblick zu verschaffen. Und dazu darf man sich natürlich nicht auf ein eng begrenztes Spezialgebiet festlegen, sondern man muß..."
Er nieste heftig und zerrte eine zerknitterte Folie aus einem meterhohen Stapel. „Da ist es", rief er triumphierend. „Das ist der Schlüssel. Äh, die Unterlagen müssen irgendwo ... ja, da drüben müßten sie sein. Sehen wir nach! Nun, wie ich bereits sagte", fuhr er fort und schwebte vor ihnen her dem nächsten
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