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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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senkrecht hingen. Sie waren recht schmal, dafür ziemlich lang. Die untere Kante endete erst dicht über dem Boden.
    »Was sagst du?« fragte Claas leise.
    »Das ist schon beeindruckend.«
    »Finde ich auch.«
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Bretter und stellte fest, dass sie nicht glatt waren. Weder an der Oberfläche noch an den Seiten.
    Niemand hatte sie dort glatt gehobelt. Die Künstlerin hatte sie wirklich so gelassen, wie sie waren, und so ging ich davon aus, dass sie recht alt waren.
    »Nachdem ich in der vergangenen Nacht die Begegnung hatte, John, sind mir die Bilder irgendwie unheimlich. Ich kann es dir nicht genau erklären, aber so ist es.«
    Erst vor kurzem hatte ich einen Fall erlebt, in dem ein teuflischer Maler im Mittelpunkt gestanden hatte, dessen Bilder lebendig geworden waren. Ich dachte darüber nach, ob das hier vielleicht auch der Fall sein könnte, aber dann schüttelte ich den Kopf.
    Die Gemälde auf den Brettern sahen alles andere als lebendig aus, und ich ging davon aus, dass diese Magie hier eine völlig andere war. Meiner Ansicht nach hing es nicht mit den Motiven zusammen, sondern mit dem, auf dem sie gemalt worden waren.
    »Hast du schon mit den anderen Gästen über die Bilder gesprochen, Claas?«
    »Habe ich.«
    »Und?«
    Er winkte ab. »Nur allgemein.«
    »Hat sich ein Käufer gefunden?«
    Claasen schüttelte den Kopf. »Bisher noch nicht. Irgendwie schrecken die Leute davor zurück, wenn sie die Bilder sehen. Den Grund kann ich dir auch nicht sagen, aber es ist so.«
    »Ja.« Ich strich über mein Haar und merkte kaum, dass zwei in Bademänteln gekleidete Gäste an uns vorbeigingen.
    Bisher war mir nichts aufgefallen. Ich sah die Bilder nach wie vor als normal an, nur eben nicht das Material, auf dem sie gemalt worden waren. Es war sicherlich besser, wenn ich erst einmal mit Sigrid Böhme sprach, bevor ich mich näher mit den Werken beschäftigte.
    Etwas wollte ich trotzdem versuchen.
    Dabei ging es mir weniger um die Bilder als um die Totenbretter.
    Sie waren das Ungewöhnliche an diesen Kunstwerken. Auf ihnen waren Leichen transportiert worden, und sie waren später als Grabmale oder hölzerne Erinnerungen an die Verstorbenen verwendet worden.
    Das alles konnte eine sehr wichtige Rolle spielen, und für mich war es so etwas wie eine Basis.
    Deshalb schob ich mich auf die Bretter zu. Und ich tat etwas, das auch Claas Claasen nicht mehr überraschte, weil er mein Kreuz kannte, das ich hervorholte.
    Einen Kommentar musste er einfach loswerden. »He, darauf habe ich fast gewartet.«
    »Mal sehen, was es bringt.«
    Es war egal, um welches Brett ich mich zuerst kümmerte. Ich entschied mich für das rechts außen hängende und berührte mit dem Kreuz die untere Kante.
    Sollten diese Bretter tatsächlich ein schwarzmagisches Erbe beinhalten, dann würde ich es bald merken, hoffte ich.
    Sekunden vergingen.
    Ich versuchte, das Kreuz und das Brett gleichzeitig im Auge zu behalten und hatte tatsächlich Glück.
    Mein Kreuz zeigte eine Reaktion!
    Es erwärmte sich nicht, aber es sprühten plötzlich kleine Lichtfunken über die Oberfläche, als wäre das Kreuz dabei, gegen etwas anzukämpfen, das sich im alten Holz verbarg.
    Ich zog das Kreuz weg, berührte das nächste Brett und erlebte das gleiche Phänomen – wie dann auch bei den restlichen drei Bildern.
    Jetzt konnte ich mit Sicherheit sagen, dass die Bretter magisch beeinflusst waren.
    Als ich zurücktrat, sah Claas Claasen mir an, dass etwas geschehen sein musste, denn er fragte: »Hast du was herausgefunden?«
    Ich lächelte, bevor ich sagte: »Ich glaube, du hast genau das Richtige getan, als du mir Bescheid gegeben hast.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    »Verdammt, das ist ein Hammer! Und jetzt?«
    »Es war erst der Anfang. Außerdem habe ich die Bretter nur recht kurz berührt. Ich bin gespannt, was passiert, wenn sie längeren Kontakt mit dem Kreuz haben.«
    »Ja, ich auch.«
    Ich war froh, dass sich der Hotelier etwas im Hintergrund hielt.
    Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass durchaus etwas passieren konnte, und mein Indikator hatte mich auch darauf hingewiesen.
    Diesmal suchte ich mir keine Ecke aus. Ich wollte es jetzt wissen und drückte das Kreuz mit seinem vollen Umfang in der unteren Hälfte gegen das erste Totenbrett.
    Sekundenlang geschah nichts. Doch ich brauchte nicht enttäuscht zu sein, denn es erwartete mich trotzdem eine Überraschung. Sie begann bei mir im Kopf, in dem plötzlich ein Brausen entstand, das ich

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