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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sehen ihre Chance, die ihnen der alte Köhler nicht gegeben hat. Davon gehe ich mal aus. Und die Hexen haben es geschafft, Sie, Frau Böhme, zu ver ändern. Vielleicht sollen Sie auch eine der ihren werden, ich weiß es nicht.«
    »Das – das – wäre ja grauenhaft. Ich eine Hexe! Um Himmels willen!«
    »Es war nur eine Annahme. Genaues weiß ich nicht. Aber ich mache mir meine Gedanken. Gehen wir davon aus, dass in den Totenbrettern die gefangenen Hexenseelen stecken, die jetzt dabei sind, sich zu befreien, weil sie plötzlich die Möglichkeit bekommen haben.«
    Sigrid Böhme war blass geworden. »Und dann?« flüsterte sie.
    »Was würde dann geschehen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich finde es nicht gut, wenn sie freikommen würden.«
    »Das wäre wirklich furchtbar.« Sigrid Böhme schloss die Augen.
    »Was kann man denn dagegen tun?«
    »Ich weiß es noch nicht, denke aber, dass die folgende Nacht entscheidend werden könnte.«
    »Und dann?«
    »Bis zu diesem Zeitpunkt sollten wir etwas unternommen haben, und dabei spielen Sie eine wichtige Rolle.«
    »Inwiefern?«
    »Mal eine Frage, Frau Böhme. Wie sehr hängen Sie an Ihren Kunstwerken, die wirklich außergewöhnlich sind.«
    »Ich hing daran, Herr Sinclair. Nachdem ich das von Ihnen gehört habe, sind sie mir egal.«
    Ich lächelte. »Hört sich schon mal recht gut an.«
    »Wieso?«
    »Weil ich mit dem Gedanken spiele, die fünf Bretter aus dem Haus zu schaffen.«
    »Und dann?«
    »Werde ich die Bretter bewachen.«
    Sie schaute mich groß an. »Vertrauen Sie mir denn so stark? Setzen Sie voll auf meine Worte?«
    »Sie werden lachen, das tue ich. Aber nicht nur auf Ihre Worte setze ich. Bevor wir uns hier trafen, hatte ich Zeit, und ich habe gespürt, dass die Totenbretter etwas Besonderes sind. Nicht nur vom Alter her. In ihnen stecken die Geister der Hexen.«
    Meine Antwort hatte die Frau geschockt. »Sagen Sie das nur so? Oder haben Sie das wirklich festgestellt?«
    »Es ist so, wie ich es Ihnen sagte.«
    »Und wie konnten Sie das?«
    »Es gibt da gewisse Mittel, die mir zur Verfügung stehen.« Mehr wollte ich nicht dazu sagen. »Aber ich habe noch eine Bitte, Frau Böhme.«
    »Ja, sprechen Sie.«
    »Überlassen Sie mir Ihre Bilder voll und ganz?«
    »Jetzt schon.«
    »Okay.«
    Sigrid Böhme saß neben mir wie eine Schaufensterpuppe. Sie war mit sich selbst beschäftigt und musste sich erst mal fassen, was sicherlich noch dauern würde.
    Ich stand auf, um nahe an die Bilder heranzugehen. Claas Claasen war nicht zu uns zurückgekehrt, wir saßen noch immer allein. Ab und zu war mal ein Hotelgast an uns vorbeigegangen und hatte dabei auch einen mehr oder minder flüchtigen Blick auf die Bilder geworfen. Mehr war nicht passiert.
    Ich blieb vor den fünf Brettern stehen. Verändert hatten sie sich nicht. Nach wie vor schrien mich die grellen Farben an, aber mit Hexen hatte das nichts zu tun.
    Ich wollte nachschauen, wie sie in der Wand verhakt waren, und musste dafür näher heran. Einen Schritt weit ließ man mich kommen, dann spürte ich, dass etwas geschah.
    Aus den Bildern strömte mir eine Kühle entgegen, die ich nur als Totenkälte bezeichnen konnte…
    ***
    Es war die Kälte, von der auch Claas Claasen gesprochen und die er auf dem Friedhof erlebt hatte. Und nun wehte sie mir entgegen, obwohl ich keine Geisterfrau in meiner Nähe sah. Aber ich wusste mehr über die Vergangenheit der Totenbretter, und da hatte ich für diese ungewöhnliche Kälte schon eine Erklärung.
    Die Hexen machten sich bemerkbar. Sie hatten mich gespürt, und sie wussten, dass ich nicht eben ihr Freund war, denn ich stand auf der anderen Seite.
    Jetzt schickten sie mir ihren kalten Todesgruß.
    Meine rechte Hand glitt in die Tasche der Jacke. Dort befand sich das Kreuz, und jetzt merkte ich die leichte Erwärmung auf dem Metall. Es wollte mir also sagen, dass Gefahr drohte.
    Und es ging weiter. Die Kälte verstärkte sich nicht mehr, als sie die Umgebung der Bilder eingenommen hatte. Niemand griff mich an.
    Eine gewisse Macht wurde mir auf eine andere Art und Weise demonstriert, denn das Unbekannte hielt sich an die Bilder, und es fing damit an, sie zu verändern. Hatte ich mich über die kräftigen Farben gewundert, so sah es jetzt aus, als wollte man mir einen Gefallen tun. Ob ich es nun glauben wollte oder nicht, es war eine Tatsache, denn vor meinen Augen verloren die Farben ihre Intensität.
    Es war unglaublich, aber sie bleichten tatsächlich aus. Nach und nach verloren

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