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1479 - Prophet des Todes

Titel: 1479 - Prophet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gestorben ist", verkündete die Alte. „Zweifelst du, daß er wirklich tot ist?"
    Clare Thou blickte sie überrascht an. Sie legte den Kopf in den Nacken und schüttelte das bis weit in den Rücken hinabreichende Haar, um es zu ordnen. Sie war eine schöne Frau mit einem ebenmäßig geformten Gesicht, großen, ausdrucksvollen Augen und einem lindgrünen Teint ohne jede Verunreinigung. Sie hatte eine knabenhafte Figur und war stolz darauf, daß sie mit 10,2 Zentimetern deutlich kleiner war als der Durchschnitt der siganesischen Frauen. „Nein, eigentlich nicht", erwiderte die Alte. „Dennoch werden wir nach ihm suchen, damit wir uns später keine Vorwürfe machen müssen. Vorläufig aber müssen wir warten. Es wäre zu gefährlich, jetzt schon rauszugehen."
    „Erzähle mir von Donan Cruish", bat Clare Thou. „Wer war er?"
    „Du hast ihn gekannt", erwiderte die alte Frau. „Du mußt doch wissen, wer er war."
    „Ich weiß nur wenig von ihm. Nur das, was man sich so erzählt. Aber welche Vergangenheit hatte er?
    Hat er die vielen Expeditionen wirklich gemacht? Stimmt das, was man über seine Kämpfe berichtet?
    Wie war er in seiner Jugend? Wie alt war er wirklich? Es gibt so vieles, was ich wissen möchte."
    Sie lächelte. „Das kann ich verstehen. Donan Cruish war ein faszinierender Mann, so einer wie er wird nur alle paar Jahrhunderte geboren."
    „Wann wurde er geboren? Wann genau?"
    „Am 27. Januar 452", antwortete Dorta Mara. „Dann ist er 694 Jahre alt geworden."
    „Richtig."
    Clare Thou ließ sich in die Polster eines Sessels sinken. Es fiel ihr schwer zu glauben, was sie gehört hatte, obwohl sie doch wußte, daß Donan Cruish sehr alt gewesen war. „Wieso sind die Siganesen früher eigentlich so alt geworden? Und warum werden sie heute nicht mehr so alt?" fragte sie.
    Dorta Mara lächelte verständnisvoll. In ihren Augen leuchtete ein eigenartiges Licht. Es ließ erkennen, daß sie viel Sympathien für die junge Frau besaß. „Ich wußte es", entgegnete sie. „Wenn du erst einmal zu fragen beginnst, dann gibt es kein Ende."
    „Je mehr ich nachdenke, desto mehr Ungereimtheiten werden mir bewußt. Unser Volk ist von Geheimnissen umgeben. Ich weiß so gut wie nichts über unsere Vergangenheit. Ich ahnte doch nicht einmal, daß du real bist. Warum ist das so? Warum informiert man uns nicht? Läßt man uns mit Absicht unwissend, nach dem Motto: Wer dumm und ungebildet ist, läßt sich leichter regieren?"
    Die Alte schüttelte den Kopf. „Unser Volk steht mit dem Rücken zur Wand", erwiderte sie. „Es kämpft verzweifelt um seine Existenz.
    Heute besteht es gerade noch aus vierhundert Personen. Dabei könnten wir Millipnen oder gar Milliarden sein, die diesen Planeten, unsere Heimat, besiedeln. Aber das lassen die Cantaro nicht zu.
    Wie du weißt, jagen und verfolgen sie uns, wo immer sie können. Aber darin liegt nicht die Gefahr. Einige von uns werden immer entkommen können, und seien es auch nur wenige."
    „Was ist die Gefahr? Meinst du die Klon-Siganesen?"
    Die Alte nickte. Von ihren Gefühlen überwältigt, versagte ihr die Stimme. Ihre Lippen zuckten, und schließlich senkte sie den Kopf, um ihre Tränen zu verbergen. „Die Klon-Fabrik ist das Geschwür in unserem Körper", erklärte sie, nachdem sie sich wieder erholt hatte. „Sie ist unser Untergang. Die Geschöpfe, die dort entstehen, sind keine Siganesen mehr. Es sind durch Gen-Manipulation veränderte Wesen, die nur noch wenig oder gar nichts mehr mit uns gemein haben.
    Ihre Zahl wächst, und es gibt immer wieder einige unter uns, die sich zu ihnen hingezogen fühlen, mit ihnen gar Kinder zeugen."
    Sie erhob sich aus ihrem Sessel und wandte sich rasch ab. Clare Thou hatte jedoch gesehen, wie es in ihrem Gesicht arbeitete. „Ich weiß. Die Folgen sind oft entsetzlich", bemerkte sie.
    Dorta Mara ging in den Nebenraum und holte sich etwas zu trinken. Als sie zurückkam, hatte sie sich wieder gefangen. „Komm", forderte sie die junge Frau auf. „Ich möchte dir etwas zeigen."
    Clare Thou folgte ihr über einen langen, schräg in die Tiefe fuhrenden Gang bis zu einem überraschend großen Raum, in dem sich Dutzende von Regalen aneinanderreihten. Sie reichten bis zur Decke und waren vollgestopft mit Büchern und syntronischen Speichereinheiten. „Hier ruht das ganze Wissen um die lange Geschichte der Siganesen", erläuterte sie. „Die Aufzeichnungen beginnen mit der Besiedlung Sigas durch Terraner im Jahre 2003 alter Zeitrechnung.
    Und

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