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1479 - Prophet des Todes

Titel: 1479 - Prophet des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dem Tod entrissen worden war. Auf dem Monitor zeigten verschiedene Kurven und Grafiken ihre Biodaten an. „Dorta Mara", antwortete die Alte. „Dorta Mara", stammelte Clare Thou überrascht. „In der Legende heißt es, daß du in der Wildnis lebst -als Geist!"
    „Stimmt nur zum Teil, wie du siehst." Sie überprüfte die Daten der medizinischen Syntronik und schaltete das Gerät ab. „Ich lebe, aber ich bin kein Geist. Du wärst beinahe ertranken. Und wenn du nicht an dem Wasser in deiner Lunge zugrunde gegangen wärst, dann an der Unterkühlung. Aber ich konnte dich aus dem Strudel fischen, deine Lungen abpumpen, dich wieder aufwärmen und verhindern, daß sich eine Lungenentzündung einstellt und dir den Rest gibt."
    „Du hast mich aus dem Wasser gezogen?"
    „Mit einem Traktorstrahl", bestätigte die Alte, yon der Clare Thou in der Tat schon viel gehört hatte, an deren Existenz sie jedoch nie so recht geglaubt hatte. Dorta Mara war eine der geheimnisvollsten Gestalten in der Geschichte ihres Volkes. „Wie bist du bloß auf den Gedanken gekommen, den Wasserfall runterzuschwimmen. Er ist mindestens fünfzehn Meter hoch. Eine normalerweise tödliche FaUe!"
    „Wenn ich es nicht getan hätte", erwiderte die junge Siganesin, „dann wäre ich jetzt ebenso tot wie Donan Cruish!"
    Die Alte fuhr erschrocken zurück. „Er ist tot?"
    Clare Thou berichtete, was geschehen war. „Damit finde ich mich noch nicht ab", erklärte Dorta Mara danach. Sie erhob sich. „Ich werde nachsehen.
    Warte hier auf mich."
    Die junge Frau stand ebenfalls auf. Sie hatte das Bedürfnis, sich ein wenig zu bewegen. „Wie lange war ich bewußtlos?" fragte sie. „Vier Tage", antwortete die Eremitin. „Ich habe dich am 15. Juni aufgefischt. Jetzt haben wir den 19. 6.1146!"
    Damit eilte sie durch einen Felsspalt davon. Verstört versuchte Clare Thou zu errechnen, wie alt Dorta war, und sie kam auf mehr als siebenhundert Jahre. Wenn sie den Erzählungen der Alten glauben wollten, dann war Dorta Mara vor dem Jahr 440 geboren.
    Früher wurden die Menschen so altl dachte sie. Es soll sogar welche gegeben haben, die noch viel älter geworden sind.
    Das Haar ihrer Lebensretterin war silbergrau und außerordentlich dünn. Es reichte ihr bis über die Schultern herab und ließ sie ein wenig verwahrlost aussehen. Ihre Haut war stumpfgrün und voller Risse und Schründe, doch das schien sie nicht zu stören, da sie offenbar keinen Versuch machte, sie zu behandeln. Sie hatte einen wiegenden Gang, so als ob sie überschüssige Kräfte hätte.
    Seltsamerweise bestand ihre gesamte Kleidung aus Leder - sowohl die blusenartige Jacke, der Schulterüberwurf, die viel zu weite Hose, die Stiefel und sogar die kleine Kappe, die ihren Hinterkopf bedeckte. So etwas hatte Clare Thou noch nie gesehen. Sie wußte lediglich aus den historischen Berichten, daß es auf Siga einmal eine Zeit gegeben hatte, in der es große Mode gewesen war, sich in Leder zu kleiden. Man war jedoch sehr bald wieder zu synthetischen Stoffen übergegangen, die viel angenehmer zu tragen waren.
    Sie ist eben ein Relikt aus alter Zeit, dachte sie. Vielleicht ist sie sogar schon 800 Jahre alt. Oder noch älter.
    Dorta Mara war eine seltsame Frau, und eigentlich hatte Clare Thou angenommen, daß sie nicht wirklich existierte. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, daß es tatsächlich Siganesen gab, die älter als 250 Jahre wurden.
    Wenn jemand von Dorta Mara sprach, hieß es stets, sie sei das Vorbild der weiblichen Hauptrolle in dem Theaterstück „Dortamar", gewesen, das Generationen von Besuchern zu Tränen gerührt habe. Es handelte von jener großen Expedition, die in den Jahren um 500 in die Weiten der Galaxis ausgeschickt worden war, um zu ergründen, welche geheimnisvollen Mächte sich in der Milchstraße eingenistet hatten und die Freiheit der Völker bedrohten.
    Clare Thou hatte geglaubt, daß Dorta Mara die Kunstfigur des Autors des Theaterstücks war, mit deren Hilfe er das Ominöse schildern wollte, das sich wie eine dunkle Wolke in der Galaxis ausgebreitet hatte.
    Doch Dorta Mara war keine Kunstfigur. Sie lebte!
    Clare Thou vergegenwärtigte sich, daß sie nur wenige Kilometer von der subsiganesischen Anlage und den landwirtschaftlichen Betrieben entfernt war, in der sie ihr ganzes Leben verbracht hatte.
    Dorta Mara lebt praktisch vor unserer Haustür, dachte sie, und ihre Verwirrung steigerte sich. Sie begann sogar daran zu zweifeln, daß sie wirklich wach war. Vorübergehend

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