148 - Der Herr der Teufelszwerge
deinen Eltern zu beweisen, daß du nicht gelogen hast. Oh, Engelchen, wie ähnlich wir beide uns doch sind. Gerade deshalb habe ich Angst um dich. Du mußt mir versprechen, daß du diese Absicht nicht ausführst. Wenn du mir nicht dein Wort gibst, setze ich mich hier auf den Boden und stehe nie wieder auf.«
»Ein Mensch wurde umgebracht…«
»Und du findest, daß sich jemand darum kümmern muß«, sagte Tante Meg.
»Findest du das nicht?«
»Doch, aber es muß die richtige Person sein. Ich traue dir zwar eine ganze Menge zu, aber diese Angelegenheit ist ein paar Nummern zu groß für dich, deshalb werde ich die Sache in die Hand nehmen.«
»Willst etwa du in die Villa gehen?« fragte Estelle überrascht.
»Nun, nicht direkt, aber wir haben Glück. Mein neuer Freund ist ein Bulle. Er ist Polizist, wollte ich sagen. Ein stattlicher Bursche und über beide Ohren verliebt in mich. Wenn ich ihn ein bißchen unterm Kinn kraule, kann ich von ihm alles haben.«
»Ein Polizist? Wie ist sein Name?«
»Barnaby Fox. Sergeant Barnaby Fox. Er ist ein sehr tüchtiger Bull… Polizist. Vielleicht sollte ich Bullizist sagen. Barnaby wird es noch weit bringen, da bin ich mir sicher.«
»Wird es was mit euch beiden, Tante Meg?«
»Ich könnte mir denken, daß ich diesmal den richtigen Fisch an der Angel habe.«
»Wie lange zappelt er schon?«
»Sechs Wochen.«
»Warum hast du mir noch nicht von ihm erzählt?« fragte Estelle.
»Weil ich zunächst nicht sicher war, ob ich mit ihm mehr als dreimal ausgehen sollte. Immerhin ist er Bullizist, und ich hatte noch nie etwas mit so einem. Mittlerweile weiß ich aber, daß er sehr nett ist.«
»Weiß er von deinen gescheiterten drei Ehen?«
»Natürlich. Was für einen Sinn hätte es, so etwas zu verheimlichen? Er würde früher oder später ja doch draufkommen. Ich gestand es ihm, nachdem ich ihm drei doppelte Whiskies eingeflößt hatte. Er war ein bißchen benebelt, aber er bekam noch alles mit, was ich sagte.«
»Und?«
»Er schluckte es mit einem vierten Whisky runter«, sagte Meg Langella und streckte ihrer Nichte die Hand entgegen.
»Du hast mir noch nicht dein Wort gegeben, daß du nicht Kopf und Kragen riskieren wirst.«
Estelle zögerte.
»Na los, was gibt es da zu überlegen? Glaub mir, Sergeant Barnaby Fox ist der richtige Mann für diesen Fall. Gib ihm die Chance, es zu beweisen. Wenn es ihm gelingt, den Mord an diesem Jogger aufzuklären und den Mörder dingfest zu machen, wird man ihn befördern. Und du hättest ihm mit deinem heißen Tip – wie das in der Fachsprache heißt – dazu verholfen.« Meg legte ihrer Nichte den Finger auf die Lippen.
»Kein Wort über Barnaby Fox zu deiner Mutter. Sie würde ja doch kein gutes Haar an ihm lassen. Sie erfährt erst von ihm, wenn er mir einen Heiratsantrag gemacht hat.«
»Rechnest du damit? Würdest du gern seine Frau werden, Tante Meg?«
»Sehr gern, aber das bleibt unser Geheimnis, okay?«
»Okay«, sagte Estelle. Es schmeichelte ihr, von Tante Meg ins Vertrauen gezogen worden zu sein. »Ich verspreche dir, keinen Unsinn zu machen.«
»Dann mache ich mich jetzt mal auf den Weg«, sagte Meg Langella. »Ich verlasse mich auf dich.«
»Ich werde nichts unternehmen.«
»Sehr klug. Du bist die erste, die erfährt, was Barnaby Fox in der Villa erlebt hat.« Die Frau küßte ihre Nichte auf beide Wangen und verließ das Zimmer. In der Küche sagte sie zu ihrer Schwester: »Ich gehe.«
Amy Albernathy sah sie verwirrt an. »Ich dachte, du würdest zum Mittagessen bleiben.«
»So kann man sich irren.«
»Aber du sagtest doch…«
»Ich habe meine Meinung geändert«, fiel Meg Langella ihrer Schwester ins Wort. »Laßt euch die Fressalien gut schmecken.«
»Und was wirst du essen?«
»Ich klemme mir irgendwo einen Hamburger zwischen die Zähne.«
»Eine Sprache hast du…«
»So redet die Jugend, meine Liebe. Solange ich nicht sicher unter der Haube bin, kann ich es mir nicht leisten, geistig zu altern.«
»Apropos Jugend. Hat dir Estelle ebenfalls diese haarsträubende Geschichte erzählt?«
»Ja«, antwortete Meg Langella.
»Erschreckend, die Phantasie des Kindes, nicht wahr?«
»Ich glaube ihr«, sagte Meg Langella und verabschiedete sich. Amy Albernathy blickte ihr verdutzt nach.
***
Sie hatten Cardia, die Seelenlose zu sich geholt. Das Haus war groß genug und bot auch Cnahl, Cardias väterlichem Freund, Platz. Cnahl war dürr und alt und hatte eine große Hakennase. Er war ein Reisender wie
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