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148 - Der Herr der Teufelszwerge

148 - Der Herr der Teufelszwerge

Titel: 148 - Der Herr der Teufelszwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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gern. Aber wenn sie mich wie eine Lügnerin behandeln, könnte ich aus der Haut fahren.«
    »Ich kann Ungerechtigkeit auch nicht leiden«, sagte Tante Meg, »aber ich glaube nicht, daß deine Eltern dich für eine Lügnerin halten. Dahinter steckt etwas anderes. Es ist eine Art Selbstschutz, verstehst du? Für Harry und Amy ist nicht, was nicht sein darf. Mit anderen Worten, sie ignorieren, was ihnen nicht in den Kram paßt, und sie erwarten von dir, daß du das gleiche tust.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Sieh mal, ihre heile Welt kam schon einmal gehörig ins Wanken.«
    »Damals, als ich vom Baum fiel.«
    »Da vielleicht noch nicht. Erst als ihnen die Ärzte klarmachten, daß du nie wieder gehen würdest. Das war für sie ein Schock, an dem sie immer noch leiden. Und nun kommst du ihnen mit dieser irren Geschichte.«
    Meg Langella spürte, wie ihre Nichte sich versteifte.
    »Du darfst das nicht wörtlich nehmen, Engel«, sagte sie rasch. »Aber du mußt, wenn du objektiv bist, zugeben, daß die ganze Sache ziemlich verrückt klingt.«
    »Sie ist von vorn bis hinten wahr«, sagte Estelle leidenschaftlich. »Dieser brennende Zwerg hat den Jogger umgebracht und in die Villa geschafft.«
    Meg Langella trat ans Fenster und blickte zur Villa hinüber.
    »Ein unheimliches Haus. Die Leute sagen, es würde darin spuken. Vielleicht ist dieser Zwerg eine Spukgestalt, aber daß sie am hellichten Tag herauskommt, will mir nicht gefallen. Bisher war ich der Ansicht, es würde nur in der Nacht spuken.«
    »Du zweifelst also auch an meinen Worten.«
    Tante Meg drehte sich um. »Kind! Kind! Krieg doch nicht alles in die falsche Kehle. Darf ich nicht aussprechen, was ich denke? Hast du den Zwerg heute zum erstenmal gesehen?«
    »Ja.«
    »Und sonst? Was für Wahrnehmungen hast du noch gemacht?«
    »Kerzenschein – heute nacht. Da war auch ein Mann am Fenster.«
    »Wie sah er aus?« wollte Meg wissen.
    »Das Glas ist sehr schmutzig, und es war dunkel.«
    »Das haben die Nächte so an sich, daß sie dunkel sind.«
    »Mach dich bitte nicht über mich lustig, Tante Meg.«
    »Entschuldige, Engel. Es war nicht böse gemeint. Solche vorlaute Bemerkungen rutschen mir hin und wieder heraus. Es ist schon ein Kreuz mit deiner Tante Meg. Wenn ich dich richtig verstanden habe, wird die unheimliche Villa von zwei Personen bewohnt: von einem Mann und einem Zwerg. Hast du den Mann schon mal rauskommen sehen?«
    »Nein, Tante Meg.«
    Die Frau verließ das Fenster und begab sich zu Estelles Schreibtisch. Das Kind wurde unruhig.
    »Als ich zur Tür hereinkam, hast du etwas vor mir versteckt«, sagte die Frau. »Tante Meg mag zwar hin und wieder ein bißchen behämmert sein, aber sie hat sehr gute Augen und verfügt über eine geradezu phänomenale Beobachtungsgabe.«
    »Ich habe nichts vor dir versteckt«, sagte Estelle. »Ich habe lediglich einen Zettel hineingelegt.«
    »Den möchte ich sehen.«
    »Warum?«
    »Weil etwas draufstand«, sagte Tante Meg.
    »Belangloses Zeug.«
    »He, bist du nicht wahnsinnig stolz darauf, daß du immer die Wahrheit sagst?«
    »Was ich geschrieben habe, wird dich nicht interessieren«, behauptete Estelle.
    »Engelchen, du weißt, wie schrecklich neugierig deine komische Tante ist. Du mußt mir erlauben, einen Blick auf diesen Zettel zu werfen. Solltest du ein Geheimnis darauf festgehalten haben, so kannst du sicher sein, daß es bei mir bestens aufgehoben ist. Ich kann – man sollte es kaum für möglich halten – schweigen wie ein Grab, wenn es gewünscht wird.«
    Estelle fuhr los, konnte aber nicht verhindern, daß Meg Langella den Schreibtisch öffnete und den Zettel herausnahm.
    »Gib her!« rief Estelle ärgerlich. »Gib das sofort her!«
    Meg las zuerst zu Ende, dann legte sie das Papier in den Schreibtisch zurück.
    »Du hättest die Nachricht nicht lesen sollen!« sagte Estelle wütend. »Sie war nicht für dich bestimmt! Das war gemein.«
    Tante Meg beugte sich vor und stützte sich auf die Armlehnen des Rollstuhls. Ganz nah war ihr Gesicht. »Soll ich dir etwas verraten? Ich bin froh, daß ich diese Indiskretion begangen habe, und weißt du, warum? Weil ich dich dadurch vor einer großen Dummheit bewahren kann. Im Gegensatz zu deiner Mutter glaube ich dir nämlich, was du erzählt hast, deshalb denke ich, daß es gefährlich ist, diese unheimliche Villa zu betreten. Ich weiß, daß du es schaffen würdest, in dieses Haus zu gelangen. Ja, du wärst wirklich so verrückt, dein Leben aufs Spiel zu setzen, nur um

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