148 - Die Satan GmbH
hineingebaut, wie es schien. Wuchtige Mauern, nur an wenigen Stellen von Schießscharten durchbrochen, aus grauem Felsgestein, das schroff und abweisend wirkte.
„Sieht düster aus", murmelte Grabosc.
Von der Hauptstraße führte eine Abzweigung zur Burg hinauf. Grabosc fuhr daran vorbei, nicht ohne einen Blick auf den Weg geworfen zu haben. Zwanzig Meter wegaufwärts war ein schmiedeeisernes Tor zu sehen, das verschlossen war. Dahinter machte die Anfahrt einen Bogen und war nicht weiter einzusehen.
„Wir fahren noch ein Stück weiter, dann schleichen wir uns von hinten zu Fuß heran", schlug Coco vor.
„Wie bei Old Shatterhand? Meinetwegen", antwortete Grabosc breit grinsend. Seine Augen funkelten.
„Wir geben ein gutes Team ab, nicht wahr?"
Coco lächelte. Es ließ sich nicht übersehen, daß der stämmige Polizist ihren Reizen erlegen war. Schade für ihn - Coco fand ihn recht sympathisch und hätte ihm die unvermeidliche Enttäuschung gern erspart.
Knapp zwei Kilometer weiter fand Grabosc eine Stelle, an der er seinen Wagen im Wald verstecken konnte. Coco stieg aus und holte tief Luft.
Wenn Grohner Frühaufsteher war und sich zügig auf den Weg gemacht hatte, mußte er in annähernd zwei Stunden eintreffen - nicht viel Zeit, um die Lage zu erkunden und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Coco war nicht furchtsam, dennoch hätte sie gern Dorian mit seinen unschätzbaren Erfahrungen beim Kampf gegen Dämonen an ihrer Seite gehabt. Ob die Nerven des Polizisten es aushielten, mit dem fleischgewordenen Grauen konfrontiert zu werden, war mehr als fraglich.
„Am besten nehmen wir ein Seil mit", meinte Grabosc. Er grinste. „Zufällig habe ich eines dabei." „Gibt es irgend etwas, das Sie nicht in ihrem Auto spazierenfahren?" fragte Coco mit freundlichem Spott.
„Das Autogen-Schweißgerät und die Drehbank habe ich diesmal draußen gelassen", gab er gutgelaunt zurück.
Die beiden marschierten los.
Ihr Vordringen wurde durch den verwilderten Wald gefördert, der die Wolfenburg umgab. Coco fiel auf, daß es in diesem Wald keine herumliegenden Abfälle gab, wie man sie sonst fast überall fand - sie folgerte daraus, daß dieses Gelände von den Einheimischen gemieden wurde. Wahrscheinlich hatte die Wolfenburg einen Ruf, der sie vor Neugierigen schützte. Coco konnte das nur recht sein. Sorgfältig hielt sie nach technischen oder magischen Fallen Ausschau, sie konnte aber keine finden. Die Herren der Wolfenburg schienen sich in ihrem Versteck sehr sicher zu fühlen.
Grabosc kniete nieder.
„Hundespuren", sagte er nach einer kurzen Prüfung des Bodens. „Sieht aus, als stammten sie von Schäferhunden."
Oder von Wölfen, setzte Coco in Gedanken hinzu. Sie hatte den Revolver in die rechte Tasche ihrer Jacke gesteckt und fühlte jetzt vorsichtshalber nach, ob die Waffe noch an ihrem Platz war. Das Metall fühlte sich kalt an.
Allmählich kam die Burg in Sicht. Die Rückseite wirkte nur wenig einladender als die Straßenfront. An dieser Seite gab es kein einziges Fenster, nur ein Dach war zu sehen.
Vorsichtig jede Deckung ausnutzend, schlichen sich Coco und Grabosc näher.
„Hmm", murmelte Grabosc angesichts der vor ihm aufragenden Mauer. „Bis jetzt könnten wir noch behaupten, wir hätten uns verlaufen. Aber wenn wir jetzt da hinaufklettern, ist das einwandfrei Hausfriedensbruch."
„Können Sie nicht einmal für ein paar Stunden Ihre Paragraphen vergessen?"
„Ich kann - nur die vergessen mich nicht. Na gut, ich will es probieren."
Er stellte eine Schlinge her und betätigte sich dann als Lassowerfer. Geschick oder Glück - beim dritten Versuch schon legte sich die Schlinge um einen massiven Schornstein.
„Ich klettere voran - wenn das Seil mein Gewicht verträgt, wird es auch Ihres aushalten."
Mit beeindruckender Geschwindigkeit turnte er an dem Seil in die Höhe.
Es dauerte knappe drei Minuten, dann hatte er den Kamin erreicht und winkte Coco zu.
„Ich ziehe Sie herauf', rief er leise hinunter. Coco nickte.
Der Mann mußte Bärenkräfte haben. Mit Aufzugsgeschwindigkeit ging es in die Höhe. „Willkommen am Tatort, teure Komplizin. Was halten Sie davon, wenn wir uns duzen - das ist unter Einbrechern so üblich."
Daß er Coco bereits am letzten Abend geduzt hatte, schien ihm entfallen zu sein.
„Einverstanden", sagte Coco lächelnd.
„Die Verbrüderung holen wir dann später nach", grinste Grabosc. „Ich schlage vor, wir lassen das Seil hier oben liegen, dann kann man es von unten
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