148 - Nosferata - die Blut-Lady des Dr. Satanas
mehr allein.
Ein Fremder stand vor ihnen, der sie arrogant
und teuflisch angrinste.
*
»X-RAY-1 muß sterben !«
Dieser Satz stand in Blindenschrift auf einer
Folie, die aus einem Schlitz der nierenförmigen Schreibtischplatte rutschte.
Hier saß der Mann, in dessen Händen alle
Fäden zusammenliefen.
Er trug eine schwarze Brille, und die Folie, die
weitere Einzelheiten mitteilte, glitt flink durch seine nervigen Finger. Trotz
seines Handicaps war dieser grauhaarige und seltsam alterlos wirkende Mann der
Leiter der schlagkräftigsten Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, dem
ungewöhnlichen Verbrechen den Garaus zu machen. Geheimnisvolle und ungeklärte
Vorgänge waren das Spezialgebiet der Männer und Frauen, die für die inzwischen
legendäre PSA ihr Leben aufs Spiel setzten.
Die Warnungen und Bedrohungen häuften sich in
der letzten Zeit. David Gallun alias X-RAY-1 überbewertete und dramatisierte
diese Dinge nicht. Ein Mann in seiner Position war besonders gefährdet, das war
so seit der Gründung der PSA. Viele Gegner trachteten ihm nach dem Leben, einer
davon ganz besonders. Die Meldung, die X-RAY-1 an diesem Spätnachmittag
erhielt, ging auf PSA-eigene Quellen zurück. Die Nachrichtenagenten in aller Welt
waren ebenfalls ständig im Einsatz, nahmen Gerüchte und merkwürdige
Vorkommnisse unter die Lupe.
Die PSA und die Menschen, die für sie
arbeiteten, hatten viele Gegner. Aber einer ganz besonders hatte sich die
Vernichtung dieser Institution auf seine Fahnen geschrieben: Dr. Satanas. Wo er
auftauchte, verbreitete er Angst, Schrecken und Tod. Schon mehr als einmal war
es mit ihm zu Zusammenstößen gekommen. Im letzten Augenblick war es ihm jedoch
immer wieder gelungen, sich dem Zugriff zu entziehen. Er verfügte über die
unheimliche Gabe, sein Äußeres ständig zu verändern. Satanas war wie ein
Chamäleon, das sich nur unter äußerst schwierigen Bedingungen finden ließ. Ein
Chamäleon wechselte seine Farbe - Dr. Satanas aber sein Gesicht! Er konnte
heute als der freundliche Nachbar in Erscheinung treten, morgen schon als die
Krankenschwester im Hospital, als Postbote, Bankbeamter, Polizist oder
Dienstmädchen. Für die Vielfalt seiner >Masken< gab es keine Grenzen. So
vielseitig und abwechslungsreich das menschliche Antlitz war, so vielseitig und
abwechslungsreich waren die >Masken< des Dr. Satanas.
Denn er >stahl< auf makabre Weise
seinen Opfern das Gesicht. Dabei ging er gnadenlos und grausam vor, wie es
verabscheuungswürdiger nicht sein konnte. Er ließ seine Opfer verschwinden, in
dem er ihre Körper in einem Säurebad auflöste und führte dann mit dem Aussehen
und dem gesamten Kenntnisstand der Bedauernswerten, die ihm in die Hände
gefallen waren, deren Leben weiter. Manchmal für Tage und Wochen, ein andermal
nur für Stunden. So erfuhr man meistens zu spät, wo Dr. Satanas zuletzt
zugeschlagen hatte. Wenn durch eine Routinemeldung oder eine Entdeckung eines
PSA-Agenten die Spur von ihm aufgenommen worden war, war es meistens auch schon
zu spät. In der Zwischenzeit reiste Dr. Satanas mit einem anderen Gesicht durch
die Lande, und keiner wußte, wo er das nächste Mal zuschlug.
Diesmal aber meldete er sich selbst zu Wort.
Er forderte die PSA und deren Leiter heraus.
Die silberfarbene Folie enthielt den
folgenden Text, den die Computer der PSA aus einem Telefonat in Blindenschrift
umgewandelt hatten. »Am nächsten Mittwoch wird an der Ecke East 59. Street,
Park Avenue ein Mann an der Verkehrsampel stehen. Er trägt einen dunkelblauen
Hut und einen beigen Trenchcoat. Dieser Mann hat eine Bombe bei sich, die Punkt
17.15 Uhr explodieren wird. Es ist sinnlos, diesen Mann vorher suchen zu
wollen. Ich könnte euch den Namen mitteilen, aber ich tu’ es nicht. Ihr sollt
wie auf heißen Kohlen sitzen. Der Vorfall am Mittwochabend, zur Rush Hour in
New York, ist ein Signal. Ihr werdet erkennen, daß es zwecklos geworden ist,
mich suchen zu wollen. Ihr werdet mich nicht finden. Ich aber weiß ständig, wo
ihr seid. Die PSA wird die längste Zeit existiert haben! Und X-RAY-1 wird
sterben! Keiner wird mich daran hindern !«
Diese Worte waren genauso gesprochen worden.
Larry Brent alias X-RAY-3 hatte den
Telefonanruf in seiner Wohnung in der 125. Straße entgegengenommen. Dr. Satanas
hatte Larry ausfindig gemacht. Danach war es kein Problem mehr, im New Yorker
Telefonbuch unter >Brent< nachzuschlagen und dem Agenten diese Mitteilung
zukommen zu lassen.
Der Hinweis war zwei
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