1488 - Schamanen-Zauber
zurück.
Igana betrat das Zimmer, als hätte er Gedanken lesen können, und Amado konnte ein Lachen nicht unterdrücken.
»Das ist gut. Ich wollte zu dir.«
»Jetzt bin ich bei dir.«
»Ja, ich freue mich.«
Die Tür blieb offen, und Amado sah seine beiden Bodyguards, die treu und brav Wache hielten. Er winkte ihnen zu, ebenfalls zu kommen, denn in ihrer unmittelbaren Nähe fühlte er sich wohler.
Der Heiler hatte nichts dagegen. Die Tür blieb hinter den Männern offen, und der Mafioso fühlte sich plötzlich wie ein Kind, das ein Gedicht aufsagen sollte, aber die Hälfte des Textes vergessen hatte.
Der Heiler hatte seine Kleidung nicht gewechselt. Nach wie vor hing das schwach violette Gewand um seinen Körper. In der Mitte wurde es von einem sandfarbenen Gürtel geschnürt und auch das Gesicht hatte sich nicht verändert.
»Du bist wieder gesund.«
»Ja, das bin ich. Und das habe ich dir zu verdanken. Ich spüre keine Schmerzen mehr.«
»So hat es sein sollen.«
»Und ich bin dir wahnsinnig dankbar dafür. So dankbar, dass ich auch weiterhin mit dir arbeiten möchte, wenn du verstehst.«
»Wieso?«
»Ja, ich dachte mir, dass du in meine Dienste trittst. Ich werde dich fürstlich bezahlen. Du kannst als Retter bei den Menschen auftreten, die an ihren Schmerzen fast zugrunde gehen, so wie es mir beinahe passiert wäre. Ist das ein Vorschlag?«
»Ja, ich habe ihn gehört.«
»Und? Wie lautet deine Entscheidung?«
Igana schüttelte den Kopf.
Der Mafioso war nicht besonders enttäuscht, aber es ärgerte ihn schon, dass sein Vorschlag nicht angenommen wurde. Nur zeigte er das nicht, sondern lächelte sogar.
»Ich weiß, dass mein Vorschlag ein wenig plötzlich kommt, aber ich gebe dir Zeit, darüber nachzudenken. Wir können uns morgen treffen. Dann kannst du mir deine Entscheidung mitteilen.«
»Ich habe sie bereits getroffen. Ich will für mich bleiben und für keinen anderen arbeiten.«
»Aber du weißt nicht, was du verpasst. Du kannst einen wahren Weltruhm erlangen!«
»Will ich das denn?«
»Ich an deiner Stelle würde es.«
»Du bist nicht ich.«
Gianni Amado nickte. »Ja, du bist nicht ich. Das habe ich mittlerweile auch festgestellt. Du bist mein Retter, das steht auch fest. Aber ich weiß nicht, wer du wirklich bist, mein Freund. Und genau das quält mich. Ich würde gern erfahren, wer mich gerettet hat. Du bewegst dich wie ein Mensch. Aber bist du auch einer?«
»Ein Heiler bin ich.«
»Stimmt. Und das mit einem Gesicht, das ich nicht – ich meine, das ich nicht kenne.«
»Bist du denn blind?«
»Ganz und gar nicht«, erwiderte der Mafioso lachend. »Nur kann ich nicht glauben, dass ein Mensch ein solches Gesicht hat. Das ist doch nichts Lebendiges, das ist eine Maske. Wenn ich in deine Augen schaue, habe ich den Eindruck, als wären sie gar nicht vorhanden. Eine Maske, die du über deinen eigentlichen Kopf gestreift hast.«
»Auch wenn du dir noch so viele Gedanken darübermachst, es ist mein Gesicht.«
»Darf ich es anfassen?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Weil es mir gehört.«
Gianni Amado fing an zu lachen. Eigentlich war es mehr ein Kichern. Dann schüttelte er den Kopf und sagte mit wesentlich schärferer Stimme: »So einfach lasse ich mich nicht abspeisen, mein Freund. Auch wenn du mir das Leben gerettet hast. Ich will immer wissen, mit wem ich es zu tun habe. Ist das klar?«
»Ich bin Igana, das muss reichen. Und jetzt möchte ich dich bitten, mein Haus zu verlassen. Du bist gesund, du kannst gehen. Nimm deine Geschäfte wieder auf und vergiss mich einfach. Es ist für uns alle wirklich das Beste.«
Der Mafioso verzog die Lippen zu einem Grinsen. »Hört sich ja irgendwie stark an, aber ich glaube dir nicht so recht. Das will ich auch nicht, und ich bin jemand, der sich nicht so leicht wegschicken lässt.«
»Es ist mein Haus.«
»Ja, das weiß ich. Ich habe auch kein Problem damit. Ich möchte nur wissen, wie du wirklich aussiehst.«
»Das kannst du nicht.«
»Das glaube ich nicht!« Der Mafioso blieb hart. Was er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, das wollte er auch durchziehen. »Ich habe allmählich den Eindruck, dass du kein Mensch bist. Du bist etwas anderes. Ich weiß es nicht, aber ich will es wissen. Oder ist es dir peinlich, die Maske abzunehmen?«
»Nein.«
Amado lachte. »Dann gibst du also zu, dass du dein Gesicht hinter einer Maske verbirgst?«
»Es würde nicht gut für dich sein, wenn ich es preisgebe. Du solltest es
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