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149 - Piraten der Finsternis

149 - Piraten der Finsternis

Titel: 149 - Piraten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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von Papier und uralten Büchern. Einige Pergamentrollen lagen dazwischen. Gläser standen da, bauchige Flaschen, eine Vase mit drei verschiedenen Blüten, und das Glas der Fenster war geputzt. Selbst die weißen Leinenvorhänge schienen frisch gewaschen zu sein.
    Jeannot deutete auf einen Stuhl.
    „Setz dich, Kleines!" sagte er. „Was führt dich hier in die Einsamkeit?"
    „Ich suche", sagte sie leichthin. „Ich wandere durch ein Stück einer Insel, die eine lange Vergangenheit hat."
    Wieder kicherte er; es schien die Bestätigung dessen zu sein, was sie hatte anklingen lassen. Von einem Wandbord nahm Jeannot zwei uralte, dickwandige Gläser und füllte sie mit goldgelb leuchtendem Wein.
    „Das kann man wohl sagen. Vergangenheit. Sie waren immer ein stolzes und mutiges Volk, die Korsen. Und ungebildet. Und vergessen vom Rest der Welt. Aber Napoleon hat es ihnen allen gezeigt."
    Die Verehrung des Feldherrn und Kaisers war überall in Korsika mehr als lebendig. In jedem größeren Ort stand mindestens ein Napoleon-Bonaparte-Denkmal.
    „Aber er hat Korsika nicht wirklich geholfen", schränkte Roquette ein.
    Traurig schüttelte der Alte seinen braungebrannten, zerfurchten Kopf mit den weißen und buschigen Brauen.
    „Nein. Nicht wirklich. Und damals hätte es so vieles gegeben, das tief im argen lag."
    „Jeannot kennt die Geschichte?" fragte Roquette neugierig. Der alte Korse nickte und prostete ihr zu.
    „Nicht alles kennt er. Aber vieles. Hier, die Chroniken."
    Roquette war merkwürdig berührt. Was als neugieriger Ausflug angefangen hatte, schien weitaus interessanter zu sein als gedacht. Sie versuchte, in den aufgeschlagenen Folianten zu lesen. Der Alte fuhr mit gespreizten Fingern einige Male über den Tisch hin und her, mit magisch kreisenden Bewegungen.
    „Viel Böses ist in alten Zeiten geschehen."
    „Nicht nur in Korsika."
    „Nicht nur hier. Aber auf dem Kontinent gab es die Kirche. Viele mutige Gottesmänner haben gegen das Böse gekämpft."
    „Sie kämpften auch gegen Dämonen", meinte Roquette tonlos. Der alte Mann beobachtete sie genau. Er schien bis tief in ihr Innerstes schauen zu können. Seltsame Verlegenheit nahm von ihr Besitz.
    „Auch das. Aber Jeannot weiß, daß sie nur wenige Siege über die Dämonen errungen haben. Hier, auf der schönen Insel, die immer arm war und heimgesucht von allem, was über das Meer kam." „Ich kenne eine Legende", sagte Roquette vorsichtig. „Sie berichtet eine unglaubliche Geschichte vom Turm auf der Calanche bei Porto."
    „Viele Legenden gibt es."
    „Kennst du diese Erzählung?" fragte sie. Seine Augen bohrten sich in ihre Augen. Er legte seine Hand, die leicht war wie ein Vogel und trocken wie kühles Papier, auf ihre Finger.
    . „Ich kenne sie. Eine böse Hexe wohnt dort. Gisebaue, die Blutsaugerin, die vielen wackeren Hirten das Leben nahm und den Stolz."
    „So kenne ich diese Geschichte auch", gab die Frau zurück. „Und wie endet sie?"
    „Wie alle Geschichten aus jener Zeit. Jemand wird kommen, ein Wissender, ein Mutiger, der die Dämonen zurückstößt in das Reich der Toten."
    „Ich hörte", erwiderte Roquette und spürte, wie ihre Erregung stieg, „daß der Turm geöffnet wurde, und daß die Dämonen vernichtet wurden. Ich glaube daran."
    „Jeannot glaubt nicht. Er weiß es. Es hat Tote gegeben, im Sommer, dort auf der Calanche, nicht wahr?"
    Sie zeigte auf das Radio.
    „Ja. Und es gibt auch jetzt geraubte Mädchen. Ob sie den Dämonen zum Opfer gefallen sind? Heute, fast im Jahr zweitausend?"
    Jeannot d'Arc - war dieser Name ebenso richtig, wie er seltsam war? - war offensichtlich mehr als ein alter Mann, der in der Einsamkeit über alten Chroniken grübelte und sich eigene Gedanken machte.
    „Ich habe es gehört. In diesem kleinen Maschinchen, das schöne Lieder spielt und mir sagt, welche Seife ich nehmen muß. Ja. Ich weiß es. Die armen Mädchen… schon jetzt sind es keine Menschen mehr."
    Fassungslos setzte Roquette das Glas ab und lehnte sich zurück. Der Blick des Alten glitt über die breiten Silberarmbänder und die Kette, deren Muster und Metall uralt waren und in einer Weise gehämmert und getrieben, wie es heute niemand mehr vermochte.
    „Du bist jung und alt, Roquette", sagte er leise. „Du sprichst, als hättest du vor Jahrhunderten zu sprechen gelernt. Du bist alt und jung. Und schön. Aber du bist kein Dämon."
    „Nein", sagte sie mit rauher Stimme. „Ganz gewiß nicht."
    Unverändert ruhten die Finger auf ihrem

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