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149 - Piraten der Finsternis

149 - Piraten der Finsternis

Titel: 149 - Piraten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ihren schlanken Hals, an dem sich die verräterischen Falten zeigten, lag ein drei Finger breites Filigranband aus Silber mit winzigen Brillanten.
    An ihren Fingern, deren Nägel sie schnell noch silbern lackiert hatte, glänzten und funkelten die Ringe.
    „Aufgerüstet, als ginge es in den Kampf mit Tiziano d'Cavallasca", bemerkte sie ironisch zu sich und nahm einen tiefen Schluck Champagner. Sie hatte in ihrem Häuschen etwa zwei Dutzend Kerzen angezündet.
    Aus dem Kassettenteil ihres Empfängers war barocke, leichte Musik zu hören. An der letzten Abzweigung brannte an der richtigen Stelle eine weiße Fackel. Es roch eine Spur nach dem Kaminfeuer, das erst heute in den Morgenstunden ausgegangen war.
    Sie wartete. Wenn sie zu sich selbst ganz ehrlich war, so würde heute abend vielleicht die letzte Romanze ihres Lebens anfangen.
    Sie brauchte jemanden, in dessen Armen sie aufwachte, wenn die wirren Alpträume über sie hereinbrachen.
    Sie konnte sich vorstellen, daß Capeder der richtige Mann war. In einem Alter zwischen fünfzig und sechzig Jahren würde er, auch wenn er nichts wirklich begriff, ein genügend großes Maß an Verständnis haben.
    Sie hörte, wie der Taxifahrer seinen niedrigeren Gang in das gequälte Getriebe hineindrückte. Reifen drehten auf dem Sand- und Schotterpfad durch. Dann hielt ein Wagen vor dem Haus.
    Sie ging zur Tür und sah Torben aussteigen. Er hielt einen Blumenstrauß in der Hand und sagte etwas leise zum Fahrer, der mürrisch hinter dem Steuer hockte.
    Langsam stieß das klapprige Taxi rückwärts. Der Strauß war nicht zu groß, nicht zu klein, und er paßte genau zu ihr.
    „Danke", sagte sie und hauchte ihm einen Kuß auf die Wange. „Ich war sicher, daß Sie Blumen bringen."
    Sie stellte - den Strauß in einen Krug, in dem noch gestern Wein gewesen war. Torben gab ihr einen Handkuß, sah sich um und grinste kurz.
    „Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll: Die Einsamkeit hier oder Ihre Fähigkeit, mit derart einfachen Mitteln das Haus so gemütlich zu machen."
    „Beides natürlich", sagte sie, goß Champagner in die einzige Schale, deren Rand nicht beschädigt war und registrierte zufrieden, daß das Getränk die richtige Temperatur hatte. „Wissen Sie, Torben, ich bin in der besten Stimmung, mit Ihnen essen zu gehen."
    Ihre Augen trafen sich über den Gläsern.
    „Ich scheine es geahnt zu haben", antwortete er. „Mir war langweilig. Ich habe gehofft, Sie in der Stadt zu treffen."
    „Alle Voraussetzungen scheinen nunmehr geregelt zu sein", meinte sie.
    „Bis auf eine."
    „Ja?"
    „Keine korsische Fischsuppe", lächelte Torben. „Sie brennt zwar Löcher in T-Shirts, aber nicht heute. Bitte."
    „Einverstanden."
    Sie brauchten zehn Minuten, um zwei Gläser zu leeren, das Radio auszuschalten und sämtliche Kerzen auszublasen. Mit einem Schlüssel, der so lang wie ihre Hand war, schloß sie das Haus ab. Sie versenkte den Schlüssel in ihre lange, schmale Handtasche, warf sich die Stola über die Schultern und sagte leise: „Es wird ein schöner Abend werden."
    „Warum sind Sie so sicher?" fragte Torben und half ihr ins Taxi.
    „Weil ich gute Laune habe, weil ich Hunger habe, weil Sie nett sind, und weil Sie sicher einen Tisch an strategisch bester Stelle ausgesucht haben."
    „In der Tat", sagte er lachend. „Genauso ist es."
    Schweigend und viel zu schnell fuhr der Korse das Gefährt mit entsetzlich kreischenden Bremsen hinunter nach Propriano und hielt direkt vor dem Eingang zum „Chez le Pecheur".
    Wie sonst, sollte ein Lokal hier heißen? fragte sich Roquette. Natürlich „Zum Fischer".

    Roquette knüllte die Serviette zusammen und legte sie neben den Teller.
    „Ich verstehe", sagte sie satt und zufrieden. „Sie stehen auf eigenen Füßen, Torben."
    „Jeder, der seine Schuhe selbst bezahlt, steht auf eigenen Füßen", gab er zurück. Ich weiß, was Sie meinen. Es trifft zu."
    Torben leitete eine kanadische Einzelhandelsfirma mit unzähligen Filialen. Er selbst hatte eine Reorganisation des Managements vorgeschlagen, die gerade durchgeführt wurde. Für ihn bedeutete dies ein halbes Jahr ohne direkten Zwang, an Ort und Stelle sein zu müssen.
    Er hatte als Ladung für einen der Frachter, die für „sein" Unternehmen verkehrten, sein Schiff ins Mittelmeer bringen und in Marseille zu Wasser setzen lassen. Zweimal oder dreimal in der Woche telefonierte er mit Montreal, und was es an überschaubarer Arbeit gab, erledigte er an Bord. Er würde versuchen,

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