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1494 - Jagd auf Gesil

Titel: 1494 - Jagd auf Gesil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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oder Westen auf. Und wenn ich diesen Pol des Magneten", er zeigte auf das eine Ende, „als magnetischen Nordpol betrachte, dann geht in Relation dazu die Sonne dieses Planeten recht genau im Osten auf."
    „Ich verstehe, was du damit andeuten willst." Ernst Ellert lachte kurz auf, aber er sprach die Spekulation nicht aus. „Das ist weder ein Beweis noch ein Verdacht. Das kann alles zufällig so zusammenpassen.
    Ich habe schon ungezählte Welten betreten, auf denen genau diese Verhältnisse vorherrschten."
    Alaska Saedelaere ließ sich nicht beirren. „Wenn ich weiter annehme", fuhr er fort, „daß auf diesem Planeten jetzt Frühling ist und wir uns in der Äquatorialzone befinden, dann entsprach die Länge dieser jetzt verstrichenen Nacht und die Dauer des sich daraus ergebenden vollen Tages recht genau vierundzwanzig Stunden. Und die Schwerkraft entspricht den gewohnten Werten. Ist das alles auch Zufall?"
    „Vielleicht, Alaska." Auch jetzt sprach Ellert nicht aus, was sich als Vermutung aus diesen Beobachtungen ergab. Es war zu phantastisch.
    Langsam wurde es heller. Der neue Tag meldete sich an, und der Regen ließ wieder einmal nach. Testare räkelte sich unruhig im Schlaf, wohingegen Gesil völlig reglos blieb. „Siehst du diesen Baum, in dessen Geäst sich riesige Lianen ranken?" Saedelaere deutete zur Seite. „Ich denke, er läßt sich relativ leicht besteigen. Ich warte, bis es noch etwas heller wird. Dann klettere ich hinauf. Das Gravo-Pak meines SERUNS ist ja leider auch ausgefallen. Da muß ich es eben mit einer einfachen Methode versuchen."
    „Und was willst du da oben?"
    „Ausschau halten. Das ist einer der höchsten Bäume weit und breit. Vielleicht entdecke ich etwas, das uns als Wegweiser dient oder das unsere Fragen beantwortet"
    „Oder deine haarsträubenden Spekulationen."
    „Oder die", gab Alaska Saedelaere zu. „Paß auf das Feuer auf! Ich gehe jetzt. Bis ich oben bin, müßte es hell genug sein."
    „Hals- und Beinbruch!" rief Ellert dem Freund hinterher.
    Der Aufstieg war doch beschwerlicher, als es sich Saedelaere vorgestellt hatte. Der Baumriese war etwa fünfzig Meter hoch. Er kam nur langsam voran. Ernst Ellert verfolgte die Klettertour aufmerksam vom Boden aus.
    Zum Glück setzte der Regen in dieser Phase zur Gänze aus. Es dauerte aber doch etwa zwanzig Minuten, bis Saedelaere eine Stelle erreichte, von der aus er relativ freie Sicht hatte.
    Just in diesem Augenblick riß für ein paar Sekunden die Wolkendecke auf. Der Himmel, der nun sichtbar wurde, zeigte das Dunkelblau des frühen Morgens. Die Sterne waren bereits verblaßt.
    Nein! Ein einzelner gelber Stern funkelte unruhig über den Baumwipfeln. Alaska Saedelaere fühlte, wie sein Herz plötzlich schneller schlug. Dieses Bild war ihm vertraut, auch wenn er es sehr lange nicht gesehen hatte. Andererseits - es konnte ein Zufall sein. Aber dieser Stern war kein Stern. Es mußte sich um einen Planeten dieses Sonnensystems handeln, denn er war heller und ruhiger in seinem Licht, als es Sterne üblicherweise waren. „Wenn das nicht...", murmelte er versonnen Der Blick war wenige Sekunden frei gewesen. Nun schloß sich die Wolkendecke wieder. Ein neuer Tropenregen kündigte sich an.
    Alaska Saedelaere kletterte noch ein kurzes Stück höher, dann ging es nicht mehr weiter. Er blickte in alle möglichen Richtungen.
    Die Enttäuschung war bitter. Egal, wohin er starrte, in allen Richtungen breitete sich der Dschungel ohne Besonderheiten und Abwechslung bis zu den Linien des Horizonts aus. Über diesem endlosen grünen Teppich wölbte sich die graue Wolkendecke.
    Mit dieser dürftigen Erkenntnis begann er den Abstieg.
    Als er das bescheidene Lager erreichte, war auch Testare wieder auf den Beinen. Er berichtete von seinen Beobachtungen, aber den hellen Stern erwähnte er nicht.
    Dann schlug auch Gesil die Augen auf, Sie blieb eine Weile stumm und mit aufgerichtetem Oberkörper sitzen, ohne sich zu bewegen. „Guten Morgen", sagte Ernst Ellert. „Deine Stiefel sind trocken."
    Gesil murmelte etwas, das man als Erwiderung betrachten konnte. Richtig verstanden hatte es aber keiner. Dann streifte sie die Stiefel über und begab sich zu dem Bach, um etwas Morgentoilette zu machen. „Was hat sie?" fragte Alaska Saedelaere, als die drei Männer allein waren. „Ihr wart lange mit ihr zusammen. Sie wirkt auf mich irgendwie geistig abwesend. Was hat das zu bedeuten?"
    „Sie war auf Uxbataan nicht so", meinte der Cappin. „Sie hat sich

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