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1497 - Die Gespenster-Villa

1497 - Die Gespenster-Villa

Titel: 1497 - Die Gespenster-Villa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gruseliger. Sie hätte auch auf eine Theaterbühne oder in einen Film gepasst, aber das hier war die Wirklichkeit.
    Die Männer setzten ihre Schritte vorsichtig und leise, als wollten sie nicht stören. Neben der Liege blieben sie stehen und leuchteten den alten Mann an.
    Er war bis unter die Arme in eine dunkle Decke gehüllt. Darüber war ein knochiger, ausgemergelter Körper zu erkennen. So wie er sahen die meisten Toten aus, die in einem hohen Alter starben.
    Paul schüttelte den Kopf. »Ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen«, sagte er.
    »Woran?«
    »Daran, dass die alten Toten irgendwie alle gleich aussehen. Da kannst du sagen, was du willst.«
    »Der Tod macht alle gleich«, sagte Rico. »Das weißt du doch.«
    »Ja, aber das ist mehr philosophisch gemeint.«
    »Nun ja, du musst es wissen.«
    »Sicher.«
    Sie schauten sich den Mann an. Das Gesicht erinnerte an eine Maske. Der Mund stand weit offen. Die Nase stach aus dem Gesicht hervor. Wie ein Erker stand sie über dem Mundloch. Augenbrauen waren kaum vorhanden, dafür wuchsen aus den Ohren kleine weiße Haarbüschel. Die gleiche Farbe hatten auch die Haare. Sie waren noch zahlreich vorhanden, aber sehr dünn, sodass die Kopfhaut sichtbar war.
    »Sieht tot aus«, sagte Paul.
    »Meine ich auch.«
    »Dann packen wir uns ihn.«
    Es war nicht immer so, dass die alten Menschen auch tot waren.
    Manche hatten noch über Stunden gelebt, aber dort, wo sie hingeschafft wurden, spielte das keine Rolle.
    »Ich nehme den Kopf«, erklärte Paul.
    »Lassen wir ihn eingewickelt?«
    »Meinetwegen.«
    Die Lampen wurden gelöscht. Beide Männer fassten zu. Sie hatten darin Routine, und auch hier erlebten sie wieder, wie leicht die Leiche des alten Mannes war.
    Den Weg, den sie gehen mussten, hatten sie sich eingeprägt. Sie würden nirgendwo anstoßen und konnten völlig normal das Haus verlassen. So war es immer.
    Es störte sie niemand. Die Nacht und die Kälte standen auf ihrer Seite. Wen trieb es da schon hinaus?
    Nur Paul und Rico, die sich auf ihren Wagen zubewegten. Da die Heckklappe offen stand, brauchten sie die Leiche nicht abzulegen.
    Sie hatten die nötige Routine, den Toten auch aus dieser Lage in den Sarg zu hieven.
    Der Körper zitterte noch ein wenig nach, als er zu liegen kam. Paul griff nach dem Deckel und hob ihn an. Damit alles rasch über die Bühne ging, half Rico ihm dabei.
    Der Sargdeckel schwebte bereits über dem Unterteil, als sich die Lage völlig änderte.
    Beide hörten sie das Stöhnen…
    Der Tote lebte noch!
    ***
    Der Sargdeckel schwebte über dem Unterteil. Beide Männer hielten ihn fest, als würden sie einem Maler Modell stehen, der diese Szene auf die Leinwand bannen wollte.
    Paul und Rico schauten sich an. Sekundenlang bewegte sich nichts in ihren Gesichtern, dann holten sie gleichzeitig durch die Nasen Luft und schüttelten die Köpfe.
    »Dabei sah er so tot aus«, flüsterte Rico.
    Paul nickte.
    »Nehmen wir ihn trotzdem mit?«
    »Haben wir schon jemals einen zurückgelassen?«
    »Nein, das nicht.«
    »Eben.«
    Der Deckel wurde nicht auf das Unterteil gelegt, denn sie wollten nicht, dass der Mann erstickte. Dass ein Mensch noch lebte, kam so oft nicht vor, hier aber war es der Fall, und sie richteten sich danach, was ihnen gesagt worden war. Der Deckel fand seinen Platz wieder neben dem Sarg.
    Rico nahm seinen Platz hinter dem Steuer ein. Paul schaute sich noch in der Gegend um. Er wollte sicher sein, dass sie auch jetzt nicht gesehen wurden.
    »Alles klar?« fragte Rico, als sein Kumpan eingestiegen war.
    »Sicher. Fahr los.«
    »Okay.«
    Ebenso langsam, wie sie gekommen waren, verließen sie die Gegend wieder. Ihr Ziel lag zwar nicht sehr weit entfernt, aber eine Weile würden sie doch unterwegs sein. Ob die Person hinter ihnen die Fahrt überstehen würde, stand nicht fest. Es war ihnen auch egal. Sie hatten ihren Job gemacht, und nur das zählte…
    ***
    Harold Fox war es kalt, und er wusste genau, dass diese Kälte nicht nur von außen kam. Sie war zum großen Teil von dem Sensenmann mitgebracht worden, der unsichtbar neben ihm stand und ihn auch jetzt nicht aus den Klauen ließ.
    Fox hätte am liebsten laut geschrien.
    Es war ihm nicht möglich gewesen. Er war nicht mehr in der Lage, sich bemerkbar zu machen. Sein Herz schlug noch, aber es war das Einzige, was er noch spürte. Er wusste auch, dass es bald aufhören würde zu schlagen.
    Man hatte ihn allein gelassen. Er sollte sterben, ohne dass jemand bei ihm war. Einfach

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