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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stimme hörte. Ich ersah, daß er mit sich zu Rate ging, ob er näher kommen oder sich hinter die Rosenbüsche zurückziehen solle, und beeilte mich daher, ihm durch einige Worte Vertrauen einzuflößen. Das wirkte wenigstens so weit, daß er langsam herbeigeschritten kam.
    „Was willst du?“ fragte er.
    Er musterte mich mit mißtrauischem Blick.
    „Ich bin ein Dilentschi (Bettler)“, antwortete ich. „Möchtest du mir nicht eine Gul es Semawat (Himmelsrose) schenken? Dein Garten ist voll dieser herrlichsten der Rosen.“
    Da lächelte er mich freundlich an und sagte:
    „Reitet ein Bettler solch ein Pferd? Ich habe dich noch nie gesehen. Du bist fremd?“
    „Ja.“
    „Und du liebst die Rosen?“
    „Sehr.“
    „Ein böser Mensch ist nicht ein Freund der Blumen. Du sollst die schönste meiner Himmelsrosen haben, halb Knospe und halb aufgeblüht; dann ist ihr Duft so süß und entzückend, als komme er direkt von Allahs Thron.“
    Er schnitt mir nach längerer Wahl zwei der Blüten ab und reichte sie mir über den Zaun herüber.
    „Hier, Fremdling!“ sagte er. „Einen einzigen Duft nur gibt es, welcher über derjenigen dieser Rose geht.“
    „Welcher ist das?“
    „Der Duft der Tu tun dschebeli (Dschebelitabak).“
    „Kennst du denn diesen Duft?“
    „Nein; aber ich hörte davon sprechen und ihn rühmen als den herrlichsten der Wohlgerüche. Allah hat uns nicht erlaubt, ihn kennenzulernen. Wir rauchen hier nur Tütün mysr bughdajy (Maistabak).“
    „Hascha! Scheni! – Gott bewahre! Abscheulich!“
    Er nickte mit dem Kopf und erklärte:
    „Ja, wir sind arm, sehr arm. Ich bin ein alter Rosenhüter und muß die Blätter des Maises in den Tabak schneiden.“
    „Und doch ist euer Rosenöl so teuer!“
    „Sus ol – sei still! Wir wären wohl nicht so arm; aber die Babi humajun, die Babi humajun (Die hohe Pforte)! Die steht stets offen für das, was hineinfließen soll. Die Paschas und Minister können wohl Dschebeli rauchen. Wenn ich ihn doch nur einmal riechen dürfte, nur riechen!“
    „Hast du denn eine Tabakspfeife?“
    „O Allah! Ich werde doch wohl einen Tschibuk haben!“
    „Nun, so komm einmal her!“
    Ich nahm mein Bast-Etui aus der Satteltasche und öffnete es. Der Alte war so zutraulich gegen mich; ich mußte ihm eine Freude machen. Seine Augen waren mit Begierde auf das Etui gerichtet.
    „Ein Dscheb tütünün (Tabakstasche)!“ sagte er. „Nicht wahr, es ist Tabak darin?“
    „Ja. Du hast mir zwei deiner köstlichen Rosen geschenkt; ich werde dir dafür von meinem Tabak geben.“
    „O Effendi, wie gütig du bist!“
    Ich hatte zwei oder drei Briefcouverts bei mir. Ich füllte eins davon mit Tabak und gab es ihm. Er hielt es an die Nase, roch daran, zog die Brauen hoch empor und sagte:
    „Das ist kein Maistabak!“
    „Nein, sondern es ist Dschebeli.“
    „Dschebeli!“ rief er aus. „Effendi, sagst du mir auch die Wahrheit?“
    „Ja. Ich täusche dich nicht.“
    „So bist du nicht ein Effendi, sondern ein Pascha oder gar ein Minister. Nicht?“
    „Nein, mein Freund. Der Dschebeli wird nicht nur an der hohen Pforte geraucht. Ich war da, wo er wächst.“
    „Du Glücklicher! Aber ein hoher Herr bist du doch!“
    „Nein. Ich bin ein armer Schriftsteller; aber die hohe Pforte hat mir doch ein wenig Dschebeli gelassen.“
    „Und von dem Wenigen gibst du mir! Allah segne dich! Aus welchem Land bist du?“
    „Aus Nemtsche memleketi.“
    „Ist es das, welches wir auch Alemanja nennen?“
    „Ja.“
    „Ich habe noch keinen Nemtsche gesehen. Sind die eurigen alle so gut, wie du?“
    „Ich hoffe, daß sie so sind, wie du und ich.“
    „Und was tust du hier im Osmanly memleketi? Wo willst du hin?“
    „Nach Mastanly.“
    „Da bist du doch vom Weg ab. Du mußt nach Geren, um von da zunächst nach Derekiöj zu kommen.“
    „Ich bin mit Absicht von diesem Weg abgewichen. Ich will in möglichst gerader Linie nach Mastanly reiten.“
    „Das ist für einen Fremden schwer, sehr schwer.“
    „Kannst du mir nicht vielleicht den Weg beschreiben?“
    „Ich werde es versuchen. Da blicke einmal gegen Südwest hinüber. Wo jetzt die Sonne auf die Höhen fällt, das sind die Berge von Mastanly. Nun weißt du die Richtung. Du kommst durch viele Dörfer, auch durch Koschikawak. Dort mußt du über den Burgasfluß, und dann liegt Mastanly grad im Westen. Deutlicher kann ich es dir nicht sagen. Morgen abend wirst du dort sein.“
    Das war spaßhaft. Ich fragte lächelnd:
    „Du bist wohl

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