Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Städten, wo die Gesundheitspolizei streng auf Reinlichkeit hält, wird man durch den Geruch die Straßenstellen bemerken, welche als Droschkenstationen dienen. Diesen Geruch verspürte ich hier.
    Ich winkte Halef zu mir, und er stimmte mir bei. Als wir nun den Efeu untersuchten, fanden wir, daß derselbe einen Ausgang so vollständig maskierte, daß wir denselben ohne den erwähnten Geruch wohl schwerlich entdeckt hätten.
    Die langen Ranken ließen sich sehr leicht auseinanderschieben. Als wir das taten, sahen wir ein kleines Gemach vor uns. Es war leer. Wir traten ein.
    Gegenüber gab es eine zweite Öffnung. Ein Schnauben ließ sich hören.
    „Jetzt ganz vorsichtig!“ flüsterte ich. „Da draußen sind die Pferde. Nimm den Revolver zur Hand! Man muß auf alles gefaßt sein. Die Kerls würden sich natürlich wehren.“
    „Nehmen wir sie gefangen?“
    „Vielleicht.“
    „Oder gehen wir, um die Polizei zu holen?“
    „Je nach den Verhältnissen. Ich habe eine Leine bei mir. Das reicht aber nur, um einen zu binden.“
    „Ich habe Riemen eingesteckt.“
    „Schön! So komm! Aber leise!“
    Wir huschten zu dem Eingang. Ich blickte vorsichtig nach jenseits. Da standen die drei Pferde und knabberten an einem kleinen Vorrat von Maiskolben, welchen man ihnen vorgeworfen hatte. Eine schmale Maueröffnung führte weiter. Es war mir, als ob ich von dorther eine gedämpfte Stimme reden hörte.
    Richtig! Jetzt erschallte lautes Lachen, und ich vernahm ganz deutlich eine Stimme, ohne jedoch die einzelnen Worte unterscheiden zu können.
    „Sie sind da“, flüsterte ich dem kleinen Hadschi zu. „Bleib' hier stehen; ich will nachsehen.“
    „Um Gottes willen, Sihdi, nimm dich aber ja in acht!“ warnte er.
    „Keine Sorge! Wenn ein Schuß fällt, kommst du mir natürlich zu Hilfe.“
    Am liebsten wäre ich vorwärtsgekrochen, aber das hätte die Pferde furchtsam machen können; denn eine aufrechte Gestalt flößt ihnen keine Angst ein. Also schritt ich leise, leise weiter.
    Die Tiere erblickten mich. Eins von ihnen schnaubte beunruhigt. Ich an Stelle dieser drei Männer hätte dieses Schnauben sofort als ein böses Zeichen erkannt; die Leute aber beachteten es nicht.
    Ich erreichte die gegenüberstehende Wand, und nun erst legte ich mich nieder. Indem ich mich nur sehr langsam vorschob, brachte ich den Kopf an den Eingang.
    Es gab da eine Stelle, an welcher ein Stein ausgebröckelt war. Diese Lücke erlaubte mir, nach jenseits zu blicken, ohne daß mein Kopf gesehen werden konnte.
    Da saßen sie alle drei. Manach el Barscha und Barud el Amasat waren mit den Rücken nach mir gekehrt. Der Schließer hielt das Gesicht auf den Eingang gerichtet. Ich hatte ihn noch nicht gesehen, aber er mußte es sein.
    Sie spielten Karten, jedenfalls mit demselben Spiel, welches sie benutzt hatten, um die Aufmerksamkeit Ibareks von dem Diebstahl abzulenken.
    Ihre Gewehre lehnten in einer Ecke; auch die Messer und Pistolen hatten sie abgelegt.
    Ich drehte mich zurück und sah Halef vorn am Eingang stehen. Ich gab ihm einen Wink, und er kam herbei. Wieder schnaubte ein Pferd, ohne daß es von den Spielern beachtet wurde. Halef duckte sich neben mir nieder und schaute durch die Lücke.
    „Hamdullillah!“ flüsterte er. „Wir haben sie! Was beschließt du zu tun?“
    „Wir nehmen sie gefangen, da es so prächtig paßt. Bist du einverstanden?“
    „Natürlich. Aber wie machen wir es?“
    „Du nimmst den Gefängniswärter, ich die beiden andern.“
    „Warum die beiden gefährlichsten?“
    „Ich werde mit ihnen fertig.“
    „So beginne!“
    „Erst die Riemen heraus, damit wir sie gleich bei der Hand haben.“
    Halef zog seine Riemen so weit aus der Tasche, daß er sie dann leicht und rasch haben konnte. Da stieß Barud el Amasat einen Fluch aus:
    „Waï bashina! Was fällt dir ein! Uns betrügst du nicht. Wir wissen, daß du ein Falschspieler bist, und passen auf. Mische die Karten noch einmal!“
    „Wollen wir nicht lieber aufhören?“ fragte Manach el Barscha. „Warum wollen wir uns das Geld abnehmen?“
    „Recht hast du. Es ist auch zu langweilig, und seit dieser Mübarek die alberne Nachricht gebracht hat, habe ich keine Aufmerksamkeit mehr für das Spiel.“
    „Vielleicht hat er sich geirrt.“
    „Das ist unmöglich. Wir haben ihm den Kerl ja so genau beschrieben, daß er ihn sofort kennen muß.“
    „Allah verdamme ihn! Was hat er mit uns? Was haben wir ihm getan? Er mag uns in Ruhe lassen.“
    „Er wird uns in Ruhe

Weitere Kostenlose Bücher