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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hin.
    „Zieh!“ sagte ich.
    Er setzte den Tabak in Brand und meinte dann:
    „Siehst du, daß ich sogar den Dschebeli vergesse; aber habe ich recht oder nicht?“
    „Ich könnte dir in manchem widersprechen.“
    „So tue es!“
    „Wir haben nicht Zeit dazu.“
    „So seid ihr Christen. Ihr verurteilt uns, ohne uns belehren zu wollen, und ebenso greift ihr zu, ohne zu fragen. Wer hat die besten Stellen des Landes? Wer besitzt den Einfluß? Wer bereichert sich fort und fort? Der Armenier, der Jude, der schlaue Grieche, der herzlose Engländer und der stolze Russe. Wer zehrt von unserem Fleisch? Wer saugt von dem Saft unseres Lebens, wer nagt an unsern Knochen? Wer schürt immer und immer den Mißmut, das Mißtrauen, die Unzufriedenheit, den Ungehorsam der Untertanen? Wer hetzt ohne Unterlaß gegen den andern? Einst waren wir gesund. Wer hat uns angesteckt? Wer hat uns krank gemacht?“
    „Schimin, ich gebe dir in manchem recht; aber laß das Kind im Bad, wenn du das Wasser ausschüttest! Woher hast du diese Ansichten genommen?“
    „Ich habe sie mir mit meinen Augen und Ohren geholt. Ich habe getan, wie man es in euren Ländern tut, wo der Handwerksgeselle hinausgeht in die Welt, um mehr zu lernen, als er daheim bei seinem Lehrherrn lernen konnte. Ich habe in Wien, in Budapest und in Belgrad gearbeitet. Da habe ich genug gesehen und gehört, um denken zu lernen. Kannst du mich widerlegen?“
    „Ja, ich kann es. Du verwechselst Religion mit Politik. Du suchst die Ursachen eurer Krankheit außerhalb des Staatskörpers, in welchem der Krankheitskeim doch bereits von Anfang lag.“
    „Kannst du mir das beweisen?“
    „Ja.“
    „So tue es! Doch halt!“
    Es ließ sich von fern her der Schritt eines Pferdes vernehmen.
    „Hörst du?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Vielleicht ist er es!“
    „Sehr wahrscheinlich.“
    „Das tut mir leid. Ich wollte dich erst sprechen hören.“
    „Ich werde dir meine Beweise bringen, wenn wir mit ihm fertig sind.“
    „Was aber tun wir jetzt?“
    „Er darf mich zunächst nicht sehen, denn er kennt mich vielleicht. Du mußt versuchen, ihn in das Innere des Hauses zu bringen.“
    „Das wird leicht sein, wenn er nur nicht vorüber reitet.“
    „Das darf er auf keinen Fall. Es ist dunkel genug. Ich gehe auf der Mitte der Straße. Will er vorüber, so bemächtige ich mich seines Pferdes. Steigt er aber ab, so trete ich sofort hinter euch in das Haus.“
    „Und wenn er es nicht ist?“
    „So wird ihm nichts getan.“
    Das Pferdegetrappel kam näher. Man hörte deutlich, daß es nur von einem einzelnen Tier stammte. Ich huschte nach der Mitte des Weges, wo ich mich niederduckte.
    Jetzt war der Reiter da. Er hielt grad in dem Lichtschein, den das Herdfeuer der Schmiede herauswarf. Das Gesicht des Mannes konnte ich nicht genau erkennen.
    „Bak, sawul – he, aufgepaßt!“ rief er laut.
    Und als sich nicht sofort jemand zeigte, wiederholte er seinen Ruf. Jetzt ließ sich der Schmied an der Tür sehen. Er fragte:
    „Wer ist da?“
    „Ich bin fremd. Wer wohnt hier?“
    „Ich“, antwortete Schimin in nicht gerade geistreicher Weise.
    „Wer bist du?“
    „Ich bin der Besitzer dieses Hauses.“
    „Das kann ich mir denken, Dummkopf! Ich will natürlich deinen Namen wissen.“
    „Ich heiße Schimin.“
    „Was bist du?“
    „Schmied. Hast du keine Augen, dies an dem Feuer zu sehen, dessen Flamme dich beleuchtet?“
    „Ich sehe nichts weiter, als daß du nicht nur ein Dummkopf, sondern auch ein Grobsack bist! Komm herbei! Ich habe dich um etwas zu fragen!“
    „Bin ich etwa dein Sklave oder dein Diener, daß ich zu dir kommen soll? Wer mit mir sprechen will, der mag sich zu mir bemühen.“
    „Ich bin zu Pferde!“
    „So steige ab und komm herein.“
    „Das ist nicht nötig!“
    „Ich habe den Schnupfen und den Husten. Soll ich mir deinetwegen eine Erkältung holen und dann krank sein, anstatt arbeiten zu können?“ sagte Schimin und trat in die Tür zurück. Der Reiter stieß einige nicht höfliche Redensarten aus, trieb aber sein Pferd jetzt näher heran.
    Bis jetzt wußte ich nicht, ob er der Erwartete sei. Nun aber, als er nahe an der Schmiede hielt, um abzusteigen, erkannte ich deutlich, daß das Pferd ein Falben war. Der Mann trug ein rotes Fez, einen grauen Mantel und hatte einen kleinen hellen Schnurrbart. Und als er jetzt abstieg, erblickte ich die roten türkischen Schuhe. Er war also der rechte Mann.
    Er band sein Pferd an die Tür der Schmiede und trat dann in das

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