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1500 - Der Albino

1500 - Der Albino

Titel: 1500 - Der Albino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Beinen, aber äußerst flink, wenn es darauf ankam. Ab und an stand er auch hinter der Theke und bediente die Gäste. An diesem Abend war er nicht da. Woher Bubi stammte, wusste niemand. Angeblich hatte Madame ihn irgendwo aufgelesen.
    Lucios Blicke wanderten an der Längsseite der Theke entlang. Sie war nur spärlich besetzt. Zwei Männer hockten dort, und ihre Augen hatten bereits einen glasigen Ausdruck angenommen. Sie sahen Lucio zwar, nahmen ihn allerdings nicht weiter zur Kenntnis.
    Er setzte sich auf einen freien Hocker und legte den Hut vor sich auf die Theke.
    Madame kam zu ihm. Sie grinste ihm ins Gesicht. Sie war wohl die Einzige, die sich nicht vor ihm fürchtete.
    »Hi, Lucio.«
    Er nickte.
    »Heute wieder besonders bleich, wie?« Danach fing sie an zu lachen, was er nicht tat.
    »Gib mir einen Drink.«
    »Was willst du trinken?«
    »Egal. Nein«, er korrigierte sich. »Ich nehme erst ein Spezial, dann ein Bier.«
    »Gut.« Madame drehte sich um, griff in das Regal hinein und nahm eine grüne Flasche heraus. Sie holte auch ein Glas hervor und kippte es bis zur Hälfte voll. Es war ein Getränk, das sie aus Frankreich mitgebracht hatte. Ein für die meisten Menschen widerliches Zeug. Es war scharf, süß und auch klebrig. Wer das trank, der musste schon eine Ecke weghaben, dachte Madame zumindest, denn sie konnte gut und gern darauf verzichten.
    Nicht aber Lucio. Er hob das Glas an und öffnete den Mund. Wer in diesem Moment hinschaute, der sah, dass in seinem Gesicht nicht alles bleich oder blass war, denn in seinem Mund gab es einen farbigen Gegenstand, und das war die Zunge.
    Er streckte sie hervor.
    Madame sah es, und sie saugte die Luft scharf durch die Nase ein.
    Sie kannte Zungen zur Genüge, denn sie hatte sie in den früheren Jahren oft genug in ihrem eigenen Mund gespürt, aber diese hier war anders. Sie hatte eine Form, über die sie nur den Kopf schütteln konnte. Nicht nur, dass sie so dunkelrot war und einen Stich ins Bräunliche hatte, sie war auch sehr schmal und an ihrem Ende recht spitz. Und Lucio konnte sie fast so schnell bewegen, wie eine Schlange es mit ihrer gespaltenen Zunge tat.
    Die Öffnung des Glases war nicht besonders groß, aber Lucio schaffte es trotzdem, die Spitze der Zunge einzutauchen und ein paar Tropfen durch bestimmte Bewegungen in den Mund zu schleudern. Dann setzte er das Glas an und leerte es bis zur Hälfte.
    Die Wirtin lauschte den schlürfenden Geräuschen, die er dabei von sich gab. Er musste einen großen Genuss dabei erleben, denn er verdrehte mehrmals die Augen.
    »Gut, der Drink«, lobte er. »Sehr gut…«
    »Soll ich nachschenken?«
    »Nein.«
    »Und das Bier?«
    »Kannst du mir geben.«
    »Gut.«
    Die anderen Menschen hatten sich inzwischen an den neuen Gast gewöhnt. Sie widmeten sich wieder ihren Getränken und unterhielten sich dabei leise.
    Lucio schaute nach rechts.
    Dort saß eine Frau. Sie war ohne Begleiter da, saß vor ihrem Bier, rauchte und schaute ansonsten ins Leere. Es war nicht mal zu erkennen, ob sie den Albino überhaupt wahrgenommen hatte. Sie schien in ihrer eigenen Welt versunken zu sein.
    Sie schaute hin und wieder dem Rauch der Zigarette nach, die zwischen ihren Fingern verqualmte.
    »Dein Bier.«
    »Danke, du bist nett.«
    Madame hob nur die Augenbrauen und winkte ab. Danach bediente sie Gäste an den Tischen. Als sie hinter die Theke zurückkehrte, hatte der Albino sein Glas zur Hälfte geleert. Mit dem rechten Daumen deutete er dorthin, wo die Frau allein saß.
    »Kennst du sie?«
    »Ja.«
    »Wie heißt sie?«
    »Sie nennt sich Maggie. Hin und wieder taucht sie hier auf und trinkt ihr Bier.«
    »Ich habe sie hier noch nie gesehen.«
    »Wenn du hier gewesen bist, war sie nicht da. So einfach ist das.«
    »Sie gefällt mir.«
    »Deine Sache.«
    »Hast du oben das Zimmer frei?«
    »Ja.«
    »Dann nehme ich sie mit.«
    Madame hob die Schultern. »Wenn sie will…«
    Lucio grinste kalt. »Sie will, darauf kannst du dich verlassen. Bei mir wollen sie immer.«
    Die Wirtin erwiderte nichts darauf, aber sie spürte sehr wohl den Schauer, der über ihren Rücken lief. Sie wollte nicht daran denken, wie sie reagiert hätte, wenn man ihr diesen Vorschlag gemacht hätte. Zum Glück hatte er an ihr kein Interesse.
    Lucio trank sein Glas leer. Den letzten Schluck kippte er einfach in seine Kehle. Dann rutschte er vom Hocker und bewegte sich leichtfüßig auf die einsame Frau zu. Seinen Hut nahm er mit, auch wenn er ihn noch nicht

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