1500 - Der Albino
Decken, wie sie auch Soldaten in ihren Kasernen hatten.
Maggie schüttelte den Kopf. Sie hätte am liebsten wieder kehrtgemacht, denn dieses Zimmer strahlte eine Atmosphäre aus, die geradewegs zum Weglaufen einlud.
Doch das konnte sie nicht mehr. Sie hatte einmal in den sauren Apfel gebissen und musste ihn nun essen.
Der Albino schloss die Tür.
»Und?« fragte er.
»Es ist scheiße hier.«
»Ich weiß, aber besser als auf dem Rücksitz eines Autos zu bumsen. Du kannst dich duschen.«
»Wann?«
»Vorher. Wir haben Zeit.«
Sie drehte sich um. »Wie lange?«
»Egal, hier kennt man mich.«
»Gut.« Maggie ging auf einen Stuhl zu, der wie verloren mitten im Raum stand. Sie wusste, dass der Albino sie mit seinen Blicken verfolgte. Er würde zusehen wollen, wie sie sich auszog, aber sie tat ihm nicht den Gefallen, sich umzudrehen. Weiterhin konnte er nur auf ihren Rücken schauen. Zuerst befreite sie sich von ihrem Mantel, dann streifte sie den Pullover über den Kopf und zog auch ihre Stoffhose aus, deren Beine noch einen Schlag hatten.
»Dreh dich um.«
Maggie trug jetzt nur noch den Slip. Sie fröstelte und legte die Hände vor ihre Brüste. Sie wusste, dass sie alles andere als einen perfekten Anblick bot, aber aus diesen kalten Augen so abschätzend angestarrt zu werden, das ging ihr schon unter die Haut, und sie bekam sogar einen roten Kopf.
»Nimm die Hände runter!«
»Warum?«
»Nimm sie weg!«
»Ich will mich erst duschen!«
»Weg damit!« fuhr er sie an.
Maggie blieb nichts anderes übrig, als die Arme herunterzunehmen. Sie hatte recht schwere Brüste, die nach unten sackten.
»Ich bin eben kein junges Ding mehr«, sagte sie.
»Ja, das sehe ich.«
Nach dieser Bemerkung rötete sich ihr Gesicht noch stärker. Sie empfand es als Erniedrigung, hier vor den Blicken des Fremden zu stehen, und schloss die Augen.
Es war nicht so, als hätte sie sich an jeden Mann verkauft. Aber manchmal blieb ihr nichts anderes übrig, da war der Geldmangel einfach zu groß. An diesem Abend war einfach alles zusammengekommen. Der Geldmangel, der Frust über ihr Leben, einfach alles.
Und sie hatte auch erleben wollen, wie es mit einem Typen war, der so aussah.
»Eine Schönheit bist du nicht, Maggie, aber wir werden schon unseren Spaß miteinander haben. Aber jemand wie du kann für seine Dienste nicht wirklich viel verlangen. Das musst du schon einsehen. Deine besten Jahre sind vorbei.«
Die Worte trafen Maggie wie Keulenschläge. Sie stand da, sie schämte sich und wunderte sich zugleich, dass kein Tränenstrom aus ihren Augen floss.
»Und jetzt geh dich duschen!«
Es war ein Befehl, dem ein Lachen des Albinos folgte. Maggie aber war froh, dass es so gekommen war, so hatte ihr der Hautbleiche noch einen Galgenfrist gegeben.
»Ja, das mache ich auch.«
»Sehr schön.« Er fing an zu kichern. »In der Zwischenzeit kannst du dir ja überlegen, wie du mich verwöhnen willst. Aber denk daran, ich bin sehr anspruchsvoll.«
»Natürlich, klar.«
»Dann hau jetzt ab!«
Maggie war froh, sich in der Dusche vor seinen Blicken verbergen zu können. Sie stöhnte leise vor sich hin, als sie auch noch den Slip nach unten streifte und so nackt wie sie erschaffen worden war, die Dusche betrat, nachdem sie die beiden Türhälften auseinander geschoben hatte.
Sie sagte nichts mehr. Sie hielt den Mund geschlossen, um die Übelkeit nicht übermächtig werden zu lassen. Wenn sie Luft holte, dann nur durch die Nase. Dass die Duschkabine nicht eben vor Sauberkeit strotzte und sich an verschiedenen Stellen eine Schimmelpilzschicht gebildet hatte, das musste sie hinnehmen. Daran konnte sie nichts ändern, aber sie setzte darauf, dass die Dusche auch funktionierte und das Wasser nicht nur aus der Tasse hervortröpfelte.
Es klappte. Sogar die Temperatur stimmte, und einen Rest von Seife hatte sie auch gefunden. So konnte sie ihren Körper zumindest mit einer Schaumschicht bedecken.
Was würde dieser Albino mit ihr anstellen wollen? Sie hatte schon von schrecklichen Dingen gehört. Von Menschen, die mit fremden Typen ins Bett gehen mussten und die dem anderen letztendlich den ultimativen Kick gaben, indem sie selbst getötet wurden. Und das vor laufender Kamera! Snuff-Filme nannte man so etwas, und Maggie hoffte, dass sie so etwas nie erleben würde. Sie konnte und wollte sich nicht konkret vorstellen, dass so etwas wirklich möglich war.
Außerdem hatte es dabei immer Zeugen gegeben und…
Plötzlich brachen ihre Gedanken
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