1507 - Insel der Monster
Vorgang des Friedensstifter-Werdens.
Er fand es unglaublich, wie sich die Tentra-Blues das wertvolle Jergelen-System von dem Friedensstifter Aramus Shaenor hatten abschwatzen lassen.
Nun war der Einsame der Zeit mitsamt einer ausgesuchten Besatzung unterwegs, um auf der blütenweißen Weste der Linguiden den schwarzen Fleck zu finden, den sie nach Atlans Auffassung besitzen mußten
2.
ATLAN Mein Extrahirn quälte mich mit Logikerkenntnissen, die auch meinem Normalbewußtsein längst vertraut waren.
Es war überflüssig, mich bei jeder Gelegenheit daran zu erinnern, daß ich gewissermaßen zu einem physiologisch Abstrakten geworden war.
Mein Extrasinn gebrauchte gar den unschönen Begriff „Zell-Krüppel". Er war anläßlich meiner arkonidischen Reifeprüfung vor undenklich erscheinenden Zeiten aktiviert worden, und ich besaß kein Mittel, ihn wieder stillzulegen.
Ich fühlte mich wie zerschlagen; ein Phänomen, das in den vergangenen Jahrtausenden niemals aufgetreten war.
Ich vermißte das bei Überanstrengungen sofort einsetzende Pochen meines Zellaktivators, dessen belebender Impulsstrom stets für eine sofortige Reaktivierung gesorgt hatte.
Es war kurz nach 16:00 Uhr am 21. Dezember 1169 NGZ. Vor vierundzwanzig Stunden hatte ich mit der KARMINA die Heimatwelt der Tentra-Blues, Roost, wieder verlassen.
Besonders freundlich war ich nicht empfangen worden. Hier, im Zentrum des Simban-Sektors, schien man die durch Monos verursachten Schäden nach einem Schema beseitigen zu wollen, das mir nicht gefallen konnte.
Die Blues waren infolge ihrer volkspolitischen Struktur schon immer schwierig zu handhaben gewesen. Die Bruderkriege unter den vielen Völkerschaften hatten vor der Tarkan-Katastrophe stets Anlaß zu ernsten Sorgen geboten.
Nun, zweiundzwanzigeinhalb Jahre nach Beendigung der Gewaltdiktatur, schienen die Blues schon wieder eigene Wege gehen zu wollen.
Für mich war das Auftauchen der Linguiden ein neuerlicher Quell der Beunruhigung.
Perry Rhodan empfand die Existenz eines bislang unbekannten Volkes ebenfalls beachtenswert, nur steigerte er sich nicht so intensiv in die verblüffenden Fakten hinein wie ich.
Der sogenannte Friedensstifter Aramus Shaenor und die ihn begleitenden Schüler hatten in mir sämtliche psychischen Alarmglocken klingeln lassen.
Die Tentra-Blues hatten diesen und andere Friedensstifter in den höchsten Tönen als vorbildlich, uneigennützig und dem galaktischen Frieden zutiefst ergeben gelobt.
Es war schon fast unwirklich, mit welchem Pathos von diesen Linguiden geschwärmt wurde.
Niemand unter den Tentra-Blues schien auch nur annähernd zur Kenntnis nehmen zu wollen, daß ihnen von diesen galaktischen Schlitzohren ein Sonnensystem nach dem anderen abgeschwatzt worden war.
Das war sogar für mich eine ganz neue Art der Besitzergreifung. Mein Extrahirn sprach in seiner typisch knallharten Logik von einem nach außen hin unblutigen, jedoch substanzzerstörenden Eroberungsfeldzug mit den Mitteln ausgefeilter Scheinheiligkeit.
Ausnahmsweise stimmte ich meinem Logiksektor vorbehaltlos zu. Typen wie diese bis zur Vollendung geschulten Friedensstifter erinnerten mich zu lebhaft an die heidnischen Priestercliquen altterranischer Kulturen.
Egal ob im alten Zweistromland, in Ägypten, auf Kreta oder im späteren Inkareich - die Götzenpriester hatten unter Wortgewaltiger Anrufung ihrer fragwürdigen Götter die weltlichen Herrscher und deren Untertanen stets auf den Weg geführt, den sie in ihrem Interesse für richtig gehalten hatten.
Die Kraft des Wortes schienen die Friedensstifter der Linguiden bis zum Extrem entwickelt zu haben.
Im Gegensatz zu den altterranischen Hintergrund-Machthabern beriefen sich die Friedensstifter allerdings nicht auf irgendwelche Götter, deren Zorn man durch mannigfaltige Opfer besänftigen müsse, sondern auf die Vernunft und die Toleranzbereitschaft ihrer Zuhörer.
Diese Zuhörer sah ich ebenfalls als Opfer an - nur in einem anderen Rahmen. Selbst Perry Rhodan hatte sich dem Bann der Worte nicht entziehen können.
Maynti Herkrol, die Überraumlogistikerin und Kosmonautin der KARMINA-Besatzung, war seit dem Auftauchen der Linguiden damit beschäftigt, deren sprachliche Überzeugungsgewalt zu analysieren.
Niemand von uns traute den Linguiden über den Weg.
Kassian, von Natur aus entschlußfreudig und nichtgreifbaren Dingen gegenüber argwöhnisch eingestellt, sprach gar schon von der „semantischen Transformbombe".
Das mochte etwas
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